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Medizin |

Akzeptanz und Privatheit

Bild: © AndSus

Wie hoch ist die Akzeptanz von telemedizinischen oder Monitoring-Systemen bei Patienten und Ihren Angehörigen? Auf der Jahrestagung der Akademie für Ethik in der Medizin 2018 wurden dazu Studien vorgestellt.

 

Die Zahl der chronisch erkrankten Menschen in Deutschland wird größer. Gleichzeitig zeichnet sich ein zunehmender Facharztmangel ab. Viele Experten setzen Hoffnungen in telemedizinische Systeme, um den personellen Versorgungslücken entgegenzuwirken. Dass solche Systeme tatsächlich funktionieren, wurde in den letzten Jahren wissenschaftlich bestätigt. Wie es jedoch um die Akzeptanz durch die Patienten bestellt ist, ist bisher nicht ausreichend untersucht worden.


Remote Presence Systeme: Technik ändert Kommunikationsverhalten

Dr. Mathias Schmidt und seine Kollegen vom Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, Medizinische Fakultät der RWTH Aachen, beschäftigen sich mit dieser Frage. Die Forscher untersuchten die technische Durchführbarkeit und Akzeptanz einer audiovisuellen telemedizinischen Konsultation mittels Remote Presence System (RP-Lite) im stationären Setting. Darüber hinaus wollten sie festhalten, welche potenziell ethischen, sozialen und gesellschaftlichen Probleme entstehen. Die Untersuchung wurde an 80 Patienten durchgeführt.

 

Das ethische Teilprojekt konzentrierte sich dabei auf die Akzeptanz bezüglich der telemedizinischen Schmerzkonsultation anhand eines papierlosen Fragebogens. Es sollte ermittelt werden, wie hoch die Akzeptanz der Patienten gegenüber dem System ist. Die Auswertung ergab, dass die Akzeptanz bei den Probanden hoch war. Zwar zeigte sich durch den Einsatz der Technik ein verändertes Verhalten der Kommunikationspartner, doch wurde dies nur von einem geringen Teil als unangenehm empfunden. Die Mehrheit der Befragten vermisste den persönlichen Kontakt auch bei der telemedizinischen Konsultation nicht.

 

Probleme bei der Akzeptanz stellten sich eher durch das Setting ein. So wurde die Konsultation in einem für die Patienten unbekannten Raum durchgeführt. Darüber hinaus war eine fremde Person anwesend, die für die Bedienung der Technik verantwortlich war. Dies wurde ebenfalls als unangenehm empfunden. Das Fazit der Forscher: Für die Akzeptanz solcher Systeme ist es wichtig, diese in einer für den Patienten vertrauten Umgebung und Personen einzusetzen. Anfängliche Vorbehalten gegenüber der Technik können durch Gewöhnung, Regelmäßigkeit und Wissen über die Technik in vielen Fällen abgebaut werden.

 

Ambiente Sensorik wird teilweise als Eingriff in Privatsphäre empfunden

Mit dem Thema Privatheit beschäftigt sich eine Studie, die von Dr. Wenke Liedtke vorgestellt wurde. Sie untersucht mit ihren Kollegen die Intimitätsansprüche von Pflegenden Angehörigen heimbeatmeter Patienten beim Einsatz ambienter Sensorik. Die Wissenschaftler konnten aufgrund einer noch unzureichenden Datenlage (von 194 verschickten Fragebögen, kamen 12 zurück) lediglich erste Zwischenergebnisse vorstellen.

 

Anhand einer Fallvignette, beschrieb Liedtke, die Einstellung einer Befragten zur Sensortechnik. Es zeigte sich, dass diese grundsätzlich der Nutzung von Sensortechnik, wie Kameras oder Wearables für den Patienten positiv gegenüber eingestellt war, weil sie das persönliche Sicherheitsgefühl erhöhen. Gleichzeitig zeigte sich jedoch, dass die ambiente Sensorik auch als unzumutbarer Eingriff in die Intim- und Privatsphäre wahrgenommen wurde. Diesen Widersprüchen wollen die Wissenschaftler im Fortgang der Studie weiter und mit dem Ziel nachgehen, besonders sensible Aspekte bei der häuslichen Pflege zu detektieren und damit künftig durch Schulungskonzepte adressieren zu können.

 

Miriam Mirza, Redaktion E-HEALTH-COM