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Medizin |

Breite Zustimmung

Foto: © Christian Griebel, helliwood.com

Der Deutsche Ärztetag streicht das Verbot des telemedizinischen Erstkontakts aus der Musterberufsordnung – und bekommt viel Applaus.

 

Zeitenwende in Deutschland: Im neuen §7 der Musterberufsordnung der Ärzte wird jetzt eine „ausschließliche Beratung oder Behandlung über Kommunikationsmedien im Einzelfall erlaubt, wenn […] die erforderliche ärztliche Sorgfalt […] gewahrt wird“. Damit sind die Landesärztekammern am Zug, die Formulierung umzusetzen. Bisher hat das in dieser Breite nur Schleswig-Holstein getan. In Baden-Württemberg gibt es einen Erlaubnisvorbehalt der Kammer.

 

In weiteren Entschließungen betonen die Ärzte, dass Fernbehandlungen in bestehende Versorgungsstrukturen einzubinden sind, dass es keinen eigenen Sektor „telemedizinische Primärversorgung“ geben soll und dass Fernbehandlung im vertragsärztlichen Sektor nur durch Vertragsärzte erfolgen dürfe: „Kapitalorientierte Gesellschaften dürfen […] nicht in Konkurrenz zu Vertragsärzten treten oder gar Betreibereigenschaften für medizinische Versorgungszentren erhalten.“

 

Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Barmer-Chef Christoph Straub forderte eine bundesweit einheitliche Regelung, um regionale Ansätze zu harmonisieren. Bvitg-Geschöftsführer Sebastian Zilch bezeichnete die Lockerung als „längst überfällig“ und plädierte dafür, finanzielle Nutzungsanreize zu schaffen. Auch DGTelemed-Vorsitzender Gernot Marx betonte, dass mit dem Beschluss Rechtssicherheit, aber noch nicht Abrechenbarkeit geschaffen werde.

 

„Überfällig“ sagt auch die Bayerische TelemedAllianz, die zudem Qualitätssicherung forderte, um zu verhindern, dass „unseriöse Anbieter in diesen Markt drängen.“ Der Londoner Anbieter Fernarzt.com wies darauf hin, dass weitere regulatorische Hürden bestehen blieben, etwa im Arzneimittelgesetz. DrEd, ebenfalls London thematisierte die Entlastung der Wartezimmer. Und der Schweizer Telemedizinanbieter Medi24 kündigte den Eintritt in den deutschen Markt an.


Text: Philipp Grätzel von Grätz, Chefredakteur E-HEALTH-COM