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Medizin |

Gute Erfahrungen mit Flimmer-Screening per Smartphone-Kamera

Bild: © FibriCheck

Kardiologen aus Belgien haben mit Hilfe eines Zeitungsartikels innerhalb von 48 Stunden über 12000 Menschen dazu gebracht, eine Screening-App für Vorhofflimmern herunterzuladen.

 

Über das Projekt, bei dem die App FibriCheck, ein Klasse IIa-Medizinprodukt, zum Einsatz kam, berichtete Prof. Dr. Pieter Vandervoort vom Krankenhaus Oost-Limburg in Genk, Belgien bei der Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie. FibriCheck ist eine App, die den Herzrhythmus mit Hilfe der Photoplethysmographie analysiert. Die Kamera wird dabei auf die Fingerbeere gehalten. Es handelt sich nicht um eine EKG-Aufzeichnung.

 

In dem von den Belgiern in einer Lokalzeitung publizierten Artikel war ein QR-Code abgebildet, den die Teilnehmer nach dem App-Download scannen sollten. Sie kamen dann zu einer Anmeldeseite für die Screening-Studie. Danach mussten sie zweimal täglich über eine Woche eine Aufzeichnung von jeweils einer Minute vornehmen. Auf diese Weise wurden von den insgesamt rund 12000 Freiwilligen rund 120.000 Datensätze eingesammelt. Knapp 100.000 Datensätze wurden von den hinterlegten Algorithmen als normal klassifiziert, bei knapp 10000 reichte die Qualität nicht aus, und bei gut 12.000 diagnostizierte die künstliche Intelligenz „mögliche Arrythmien“.

 

Diese rund 12.000 Datensätze haben sich die Experten noch einmal eigenhändig angesehen. Am Ende blieben 615 Datensätze von 136 Patienten übrig, die klare Hinweise auf Vorhofflimmern zeigten. Am Schluss erhielt jeder Teilnehmer per Mail eine automatisch generierte Auswertung, und im Falle eines Verdachts auf Vorhofflimmern die Empfehlung, das ärztlich abklären zu lassen.

 

Hatte die Sache irgendeinen Effekt? Hatte sie. Die Studienleiter kontaktierten die Teilnehmer mit Vorhofflimmern nämlich nach vier Monaten noch einmal und fragten, ob sie etwas unternommen hätten. 100 von 136 Patienten antworteten. 60 gaben an, dass das Vorhofflimmern bei ihnen schon bekannt bzw. behandelt gewesen sei. Die anderen 40 wussten nicht davon, und von diesen waren 21 nach Erhalt der Auswertung zum Arzt gegangen, und einige wurden bereits antikoaguliert.

Text: Philipp Grätzel von Grätz, Chefredakteur E-HEALTH-COM