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Vernetzung |

KI-Strategie: Der Airbus soll fliegen

© Pavlo Plakhotia - Fotolia

Beim Digital-Gipfel in Nürnberg hat die Bundesregierung ihre KI-Strategie erläutert. Einiges davon betrifft auch das Gesundheitswesen.

 

Wenn Politiker von künstlicher Intelligenz (KI) reden, dann sprechen sie in der Regel als erstes über das autonome Fahren und über Paketdrohnen und Flugtaxis. Nach der Mobilität kommt dann fast immer das Gesundheitswesen als die zweite Branche, die von selbstlernenden Algorithmen profitieren soll. „Wir fördern ganz viele KI-Projekte“, versicherte der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Gebhart (CDU) in Nürnberg pflichtschuldig. Konkreter wurde er nicht.

 

Gebhart vertrat in Nürnberg Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, der eigentlich angekündigt war, aber kurzfristig absagte. Auch sonst machte sich das Gesundheitswesen auffallend rar. Es gab kein einziges Symposium ausschließlich zu Gesundheitsthemen. Von der Selbstverwaltung war niemand eingeladen. Die biomedizinische Forschung war kaum vertreten, und auch Medizininformatiker waren so gut wie abwesend.


KI-Algorithmen sollen (auch) Pflegeroboter steuern

Nicht abwesend ist die Medizin in der neuen KI-Strategie der Bundesregierung, die in Nürnberg im Detail vorgestellt wurde, nachdem sie zwei Wochen zuvor bei der Kabinettsklausur in Potsdam verabschiedet worden war. Dort wird unter anderem der Pflegebereich erwähnt, wo selbstlernende Algorithmen künftig robotische Systeme steuern könnten, die Tätigkeiten übernehmen, für die bisher eine Pflegekraft nötig war. Der im Rahmen des kürzlich verabschiedeten Pflegepersonal Stärkungsgesetzes neu geschaffene §8 Abs 8 des SGB XI sieht für die Jahre 2019 bis 2021 eine umfangreiche Förderung digitaler und technischer Ausrüstung für Pflegeeinrichtungen vor. Das könnte auch für Serviceroboter eine Eingangspforte werden.

 

Ebenfalls (auch) auf die Medizin zielt die in der KI-Strategie vorgesehene Einrichtung von Testfeldern und Reallabors, um KI-Anwendungen unter möglichst alltagsnahen Bedingungen zu erproben. Hierfür hatte Spahn nach der Kabinettsklausur die Hauptstadtregion ins Spiel gebracht. Viel mehr wurde dazu bisher nicht bekannt. Auch jene, die in Berlin gemeinsam mit der Landesregierung seit einiger Zeit auf eine Modellregion für digitale Gesundheitsanwendungen hinarbeiten, kennen die Bundespläne bisher nur vom Hörensagen.

 

Gesucht: Eine KI-Plattform „made in Europe“

Und es gibt noch einen Berührungspunkt zwischen KI-Strategie und Gesundheitswesen. Die KI-Strategie erwähnt relativ vage ein „wichtiges Vorhaben von gemeinsamem europäischem Interesse“, das angestoßen werden solle. Hier wurde Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier in Nürnberg konkreter: Geplant ist demnach eine Art neues Airbus-Projekt, bei dem sich Deutschland, Frankreich und ggf. weitere EU-Mitgliedsstaaten zusammentun, um nach dem Vorbild der Airbus-Gründung Anfang der 70er Jahre die Bildung eines europäischen Konzerns zu unterstützen, der international wettbewerbsfähig ist.

 

Ziel dabei ist ein international ausgerichteter Digital-Konzern, der als Plattformanbieter agieren und mit den US-amerikanischen und chinesischen Konzernen mithalten kann. Mittlerweile habe es erste Gespräche zwischen Deutschland und Frankreich gegeben, so Altmaier. Er gehe davon aus, in nächsten Monaten konkreter werden zu können. Zwei Themen, die der „Digital-Airbus“ Altmaier zufolge vorrangig adressieren könnte, seien das autonome Fahren und – die medizinische Diagnostik.

Text: Philipp Grätzel von Grätz, Chefredakteur E-HEALTH-COM