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Vernetzung |

WhatsApp und Co: Wissen Ärzte, was sie tun?

Foto: © WavebreakMediaMicro

Trotz Datenschutzbedenken nutzt fast die Hälfte der Angehörigen von Gesundheitsberufen im britischen Gesundheitswesen WhatsApp oder andere Messenger-Dienste. Nicht wenige wurden deswegen schon belangt.

 

In einer der umfangreichsten derartigen Umfragen bisher haben Wissenschaftler von VIGA im Auftrag des Mobilfunkunternehmens CommonTime 800 Personen befragt, die im britischen NHS als Ärzte oder Pflegekräfte arbeiten bzw. nicht-klinischen Tätigkeiten nachgehen. 43 Prozent – hochgerechnet mehr als 500.000 Personen – gaben an, Instant Messenger-Dienste – in der Regel WhatsApps, teilweise auch Facebook Messenger – für berufliche Zwecke zu nutzen, obwohl die beiden genannten Dienste im NHS nicht gestattet sind.

 

Mehr als jeder fünfzigste Befragte und in der Altersgruppe der 18- bis 24-jährigen knapp jeder zehnte Befragte hatte deswegen Disziplinarmaßnahmen am Hals. Auf den NHS hochgerechnet wären das über 20.000 Mitarbeiter, die wegen unautorisierter Messenger-Nutzung bereits Probleme mit ihrem Arbeitgeber hatten. Besonders beliebt sind die Messenger-Dienste demnach bei Mitarbeitern, die unmittelbar in der Patientenversorgung arbeiten. Der Nutzeranteil derer, die mindestens einmal die Woche Messenger-Dienste beruflich nutzen, liegt der Umfrage zufolge bei den Ärzten und Pflegekräften bei knapp 60 Prozent.

 

Dabei ist es nicht so, dass die Datenschutzproblematik den NHS-Angestellten nicht bewusst wäre. 75 Prozent gaben an, sich Sorgen um die Vertraulichkeit zu machen. Und immerhin eine ganze Reihe der 800 Befragten wusste aus ihrem persönlichen Umfeld von Fällen, in denen es zu datenschutzrelevanten Zwischenfällen gekommen war. Allein acht Personen berichteten darüber, dass eine berufliche WhatsApp versehentlich an den falschen Empfänger ging. In einem anderen Fall postete ein Patient Auszüge der WhatsApp Kommunikation mit seinem Arzt in sozialen Medien. Ein weiterer Befragter war dabei, als Kollegen Patientenbilder per WhatsApp aus Jux an andere Kollegen verschickten.

 

Jenseits der Datenschutzthematik gab es speziell von Klinikern auch andere kritische Stimmen zu der Messenger-Nutzung. So bestehe das Problem, das behandlungsrelevante Informationen, die über WhatsApp ausgetauscht werden, später in keiner Dokumentation auftauchen. Anders als ein normales Konsil hat ein „WhatsApp-Konsil“ sozusagen offiziell nie stattgefunden.

 

Umgekehrt gebe es aber auch viele gute und nachvollziehbare Gründe für den Einsatz von Messengern im Gesundheitswesen, betonen die Wissenschaftler. Neben der Geschwindigkeit und Bequemlichkeit mit denen zum Beispiel Zweitmeinungen eingeholt werden können, wurden auch die Gruppenfunktionen genannt, mit denen sich Behandlungsteams gemeinsam auf dem Laufenden halten oder den Dienst organisieren.

 

Vollständiger Bericht: Instant Messaging in the NHS https://www.commontime.com/wp-content/uploads/2018/02/Report-Instant-Messaging-in-the-NHS.pdf


Text: Philipp Grätzel von Grätz, Chefredakteur E-HEALTH-COM