Das Institut wird geleitet von Kerstin Denecke und Serge Bignens, der bisher das Institut für Medizininformatik der Berner Fachhochschule geleitet hat. Das neue Institut unterscheidet sich durch den starken Fokus auf die Patient:innen. Patientenzentriert bedeutet, dass Lösungen konzipiert und entwickelt werden, die darauf abzielen, Patient:innen zu unterstützen. Dies zum Beispiel mit der Erhebung von sogenannten Patient-reported outcomes (PROMs), die für die verschiedene Akteure einer Behandlungskette sowie in anonymisierter Form zum Qualitätsmonitoring unter Berücksichtigung der Patienteneinwilligung bereit gestellt werden. Gleichzeitig sollen Patient:innen auch bei der Entwicklung involviert werden. «Es geht darum, mit Patient:nnen Lösungen zu entwickeln, von denen sie bei ihrem Gesundheitsmanagement profitieren können», so Denecke. Durch die neuen Technologien und digitalen Lösungen, sollen Patient:innen und Ärzt:innen in der Lage sein, fundiertere Entscheidungen zu treffen. Dies steigert die Qualität der Gesundheitsversorgung.
«Es geht darum, mit Patient:innen Lösungen zu entwickeln, von denen sie bei ihrem Gesundheitsmanagement profitieren können.»
Kerstin Denecke Co-Institutsleiterin
Schutz der Patientendaten von grösster Bedeutung
Denecke und Bignens freuen sich darauf, in Kooperationen mit Akteuren aus der Industrie, Forschung und Gesundheitsversorgung, Lösungen zu entwickeln. Dabei geht es ihnen vor allem darum, dass sichere digitale Lösungen zum Gesundheitsmanagement ihren Weg in die Praxis finden. Serge Bignens erläutert: «Mit der zunehmenden Nutzung von Gesundheitsdaten und deren Erhebung in digitalen Gesundheitslösungen ist der Schutz von Patientendaten von grösster Bedeutung.» Das Institut legt deshalb einen Schwerpunkt auf die Entwicklung sicherer Technologien, die eine Selbstbestimmung in Bezug auf Datenbereitstellung anstreben.
«Mit der zunehmenden Nutzung von Gesundheitsdaten und deren Erhebung in digitalen Gesundheitslösungen ist der Schutz von Patientendaten von grösster Bedeutung.»
Serge Bignens Co-Institutsleiter
Erste Projekte sind bereits am Laufen
Bereits heute laufen Forschungsprojekte mit einem starken patientenzentrierten Fokus. Im Projekt «Approches» wurde eine mobile Applikation für Patientenangehörige entwickelt; in einem weiteren Projekt «OpenPROMS» wird eine Pilotimplementierung zur Erhebung von Patient-reported Outcomes im Auftrag der Eidgenössische Qualitätskommission vorgenommen. Das «SERO» Projekt, gefördert von der Gesundheitsförderung Schweiz, konzentriert sich auf suizidgefährdete Menschen und deren Angehörige. Im gesamten Entwicklungsprozess wurden Betroffene mit ihren Bedürfnissen einbezogen. Für die sichere Datenspeicherung wird die Gesundheitsdatenbank MIDATA genutzt. Weitere Projekte werden in den nächsten Monaten folgen.
Zu den Leitungspersonen
Kerstin Denecke
Kerstin Denecke studierte Informatik mit Nebenfach Medizin an der Technischen Universität Braunschweig und promovierte dort zum Thema Informationsextraktion aus medizinischen Texten. Seit 2015 ist Denecke als Dozentin für Medizininformatik an der BFH tätig, wo sie seit 2020 Co-Leiterin des Zentrums Health Technologies ist. Sie ist Autorin von mehr als 150 wissenschaftlichen Fachartikeln zu Themen des Natural Language Processing, Conversational User Interfaces, Sentiment Analysis sowie Participatory Health Informatics und verfügt über ein breites, internationales Kontaktnetzwerk zu Forschenden in diesen Bereichen. Sie leitet die Arbeitsgruppe Participatory Health Informatics in der International Medical Informatics Association.
Serge Bignens
Nach seinem Ingenieurstudium an der EPFL und an der Carnegie Mellon University hat Serge Bignens bei einer grösseren IT-Firma den Bereich Gesundheit aufgebaut, danach erarbeitete er die kantonale eHealth-Strategie des Kantons Waadt. Seit 2014 ist Bignens als Dozent und seit 2016 auch als Institutsleiter bei der BFH tätig. Bignens ist zudem Präsident der MIDATA-Genossenschaft und engagiert sich im Vorstand der Schweizerischen Gesellschaft für Medizininformatik, des Forums für integrierte Versorgung, des Verbandes Swiss Cancer Screening sowie auch der Organisation CH++.
Quelle: Berner Fachhochschule