Der BVMed hatte zu Beginn der laufenden Koalitionsverhandlungen gefordert, die Stärkung des Medizintechnik-Standorts Deutschlands in den Koalitionsvertrag aufzunehmen. „Wir brauchen den klaren politischen Willen der neuen Bundesregierung, den MedTech-Standort Deutschland zu stärken, um die Rahmenbedingungen für Forschung, Entwicklung und Arbeitsplätze zu verbessern und die Versorgung der Menschen mit modernen Medizintechnologien sicherzustellen“, so der BVMed-Geschäftsführer Dr. Marc-Pierre Möll. In einem 5-Punkte-Papier (www.bvmed.de/medtech-im-koalitionsvertrag) zu den Koalitionsverhandlungen spricht sich der BVMed unter anderem für eine „Initiative MedTech 2030“, für eine DRG-Zukunftskommission sowie für eine bessere Nutzung der Gesundheitsdaten für die Forschung und Versorgung aus. Dann werde Deutschland in Zukunft eine wichtige Rolle auf dem Weltmarkt spielen.
Der Weltmarkt für Medizintechnologien beträgt rund 405 Milliarden US-Dollar. Deutschland liegt mit einem Anteil von 9,9 Prozent, nach den USA (38,8 Prozent) noch vor Japan und China an zweiter Stelle. Das englische Marktforschungsunternehmen „Evaluate MedTech“ prognostizierte im Herbst 2018 einen durchschnittlichen Anstieg des weltweiten Medizintechnik-Marktes um 5,6 Prozent von 405 Mrd. Dollar im Jahre 2017 über 445 Mrd. Dollar im Jahr 2019 auf 595 Mrd. Dollar im Jahre 2024 (www.bvmed.de/weltmarkt). „Dieses prognostizierte Wachstum ist durch die Corona-Pandemie ins Stocken geraten, wird aber in den nächsten Jahren wieder anziehen“, zeigt sich Möll überzeugt.
In der diesjährigen Herbstumfrage des BVMed (www.bvmed.de/herbstumfrage2021) zeigte sich die Medizintechnik-Branche von den starken Umsatzeinbrüchen im Corona-Krisenjahr 2020 leicht erholt. Nach einem Umsatzrückgang von 2,1 Prozent im Vorjahr erwartet die Branche in diesem Jahr in Deutschland ein Umsatzwachstum von 3,0 Prozent, weltweit von 3,1 Prozent. Das Vor-Corona-Niveau mit einem Wachstum von 4,2 Prozent im Inland und 5,8 Prozent weltweit ist aber noch lange nicht erreicht. Die Gewinnsituation der Unternehmen ist durch gestiegene Rohstoff- und Logistikkosten dagegen stark angespannt. „Dennoch bleibt die Branche ein Jobmotor, die Zahl der Arbeitsplätze steigt weiter“, so Möll.
57 Prozent der befragten MedTech-Unternehmen rechnen in diesem Jahr mit einem besseren Umsatzergebnis als im Vorjahr. Das ist eine leichte Erholung gegenüber dem ersten Corona-Krisenjahr, reicht aber noch nicht an die Werte vor der Corona-Pandemie von über 70 Prozent heran. Von einem Umsatzrückgang gehen dagegen ein Viertel der befragten Unternehmen aus. Bei über 11 Prozent sind die Rückgänge sogar im zweistelligen Bereich. „Das zeigt, dass einzelne Bereiche der MedTech-Branche noch immer sehr stark von der Coronakrise betroffen sind, beispielsweise im Bereich der elektiven Eingriffe“, so Möll.
Trotz der schwierigen Bedingungen versuchen die befragten MedTech-Unternehmen, ihr Personal zu halten. Nur 10 Prozent der Unternehmen sind gezwungen, in diesem Jahr Arbeitsplätze abzubauen. 48 Prozent halten ihr Personal. 38 Prozent schaffen sogar zusätzliche Arbeitsplätze. Und auch die Berufsaussichten für Fachkräfte in der MedTech-Branche sind nach wie vor ausgezeichnet. Gesucht wird vor allem Fachpersonal aus den Bereichen Ingenieurwissenschaften, Medizintechnik, Naturwissenschaften, Informatik und Pflege. Der mit Abstand größte Bremser der künftigen MedTech-Entwicklung bleibt nach der BVMed-Herbstumfrage die EU-Medizinprodukte-Verordnung (MDR). Hier fordert die MedTech-Branche mehr Ressourcen für Zertifizierungsprozesse und schnelle und pragmatische Lösungen vor allem für bewährte Bestands- und Nischenprodukte.
Dr. Marc-Pierre Möll abschließend: „Deutschland braucht eine forschungsstarke, leistungsfähige, wirtschaftlich gesunde und international wettbewerbsfähige Medizintechnik-Branche. Wir bieten der nächsten Bundesregierung eine enge Zusammenarbeit an, um diese Ziele gemeinsam zu erreichen.“
Detaillierte Informationen zur Medizintechnik-Branche können in einer eMappe des BVMed unter www.bvmed.de/branchenbericht abgerufen werden.
Kennzahlen der Medizintechnik-Branche als Teil der industriellen Gesundheitswirtschaft:
- Die MedTech-Unternehmen beschäftigen in Deutschland über 235.000 Menschen.
- Die Medizintechnik-Branche ist stark mittelständisch geprägt. 93 Prozent der MedTech-Unternehmen beschäftigen weniger als 250 Mitarbeiter.
- Darüber hinaus ist die Branche ein wichtiger Treiber des medizinischen Fortschritts. Im Durchschnitt investieren MedTech-Unternehmen rund 9 Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung.
- Deutsche Medizintechnik ist auf dem Weltmarkt sehr erfolgreich. Die Exportquote lag im Jahr 2020 bei rund 65 Prozent. Der Umsatz liegt bei rund 34 Milliarden Euro.
Quelle: BVMed