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Vernetzung |

Desinformation zu Gesundheit: Expertenbeirat fordert mehr "TikTok-Kompetenz"

Der Wissenschaftliche Beirat für digitale Transformation der AOK Nordost warnt in seinem neuen Positionspapier: Desinformation über Gesundheitsthemen auf Social-Media-Plattformen wie TikTok gefährdet die Gesundheit. So enthielten beispielsweise rund die Hälfte der 100 beliebtesten TikTok-Videos über ADHS Desinformationen.

Bild: © AOK Markenportal

Diese irreführenden ADHS-Videos wurden laut der entsprechenden Studie der Universitäten Toronto und British Columbia mehr als eine Milliarde Mal angesehen. Der Konsum dieser Videos könne zu fehlerhaften Selbstdiagnosen und einer unnötigen Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen, so die Autorinnen und Autoren.

 

Der Beirat verweist zudem auf eine in der Fachzeitschrift Nature erschienene Studie, wonach Desinformation über die Covid-19-Impfung die Impfbereitschaft der 6.000 Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer deutlich verringerte. Konkret gaben rund sechs Prozent der Teilnehmenden nach dem Konsum von Inhalten über Impfmythen an, sich doch nicht mehr gegen Covid-19 impfen lassen zu wollen.

 

Insbesondere 14- bis 29-Jährige seien laut Beirat gefährdet, durch Desinformation über Gesundheitsthemen auf Video-Plattformen wie TikTok und Instagram Reel negativ beeinflusst zu werden. Das leite sich daraus ab, dass Angehörige dieser Altersgruppe laut ARD/ZDF-Medienstudie 2024 im Schnitt deutlich mehr Zeit auf Social-Media-Plattformen verbringen würden als die Gesamtbevölkerung. Demnach nutzen mehr als 60 Prozent der 14- bis 29-Jährigen täglich Social-Media-Plattformen. Die Nutzungsdauer liegt im Schnitt bei über einer Stunde pro Tag.

 

Programme für bessere Gesundheitskompetenz massiv ausbauen

Angesichts dieser Bedrohungslage spricht sich der Wissenschaftliche Beirat dafür aus, junge Menschen stärker als bisher zu befähigen, Desinformation auf Plattformen wie TikTok erkennen zu können. „Die Politik ist gefordert, Programme für bessere Medien- und Gesundheitskompetenz in Bildungseinrichtungen massiv auszubauen und zu fördern. Auch die Krankenkassen stehen hier in der Verantwortung“, betont Prof. Dirk Heckmann, Geschäftsführer des Beratungsgremiums.

 

Der Beirat empfiehlt zudem, als Gegengewicht zu Falsch- und Desinformationen verstärkt verlässliche Quellen direkt auf den Plattformen zu etablieren und dafür auch Kooperationen mit bekannten Influencern einzugehen. Der AOK-Bundesverband ist seit dem vergangenen Jahr mit dem Kanal @aok_gesundheitswissen auf TikTok präsent. Der Kanal hat inzwischen mehr als 200.000 Abos.

 

Plattformen müssen selbst Desinformation sichtbarer machen

Auch die Plattformen selbst müssen zur Verantwortung gezogen werden, fordert der Beirat. Sie sind durch das EU-weit gültige Gesetz über digitale Dienste (Digital-Services-Act) dazu verpflichtet, die Risiken gesundheitsbezogener Desinformationen und insbesondere deren Auswirkungen auf Minderjährige zu minimieren. „Die Plattformen müssen ihre diesbezüglichen Anstrengungen noch intensivieren, etwa durch strengere Moderation, Warnhinweise oder die Möglichkeit, eine Gegendarstellung zu Desinformationen anzeigen zu lassen“, fordert Heckmann.

 

Das vollständige Positionspapier „Desinformation gefährdet ihre Gesundheit“ ist hier verfügbar.

 

Quelle: AOK Nordost