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DigitalRadar: Es geht (langsam) voran

Der Digitalisierungsgrad der deutschen Krankenhäuser hat zugenommen. Dafür, dass zwischen den Erhebungen drei Jahre lagen, sind die Fortschritte moderat.

Ende 2024 ist die Förderung nach Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) weitgehend ausgelaufen. Damit endet ein vom damaligen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn während der Pandemie initiiertes Großprojekt, das darauf abzielte, die Digitalisierung der deutschen Krankenhäuser zu verbessern. Um den erhofften Erfolg der Förderung messen zu können, wurde das DigitalRadar aus der Taufe gehoben, mit dem die Digitalisierung in diversen Dimensionen bewertet wird. Inspiriert war das Ganze vom EMRAM-Modell der US-Organisation HIMSS, das man – anders als viele andere Länder – nicht eins zu eins übernehmen wollte.

 

Im Sommer 2021 fand die erste Erhebung statt, sozusagen die Baseline-Untersuchung. Im Sommer 2024 dann folgte dann die Bewertung des Therapieerfolgs, die zweite Erhebung. Und deren Ergebnisse wurden jetzt von den Mitgliedern des DigitalRadar-Konsortiums vorgestellt. Teilnehmende Häuser können sich die Daten und die eigene Entwicklung über das DigitalRadar Dashboard im Detail ansehen. Wer sich ein wenig in der deutschen Krankenhauslandschaft auskenntm wird von dem Ergebnis wenig überrascht sein. Ja, es gab Fortschritte. Musste es auch, bei einem Fördervolumen von über 4 Milliarden Euro. So richtig beeindrucken können diese Fortschritte aber nicht.

 

Durchschnitts-Score stieg um gut ein Viertel

Methodisch lief die zweite Erhebung relativ glatt. Mehr als 97 % der teilnehmenden Häuser der ersten Erhebung waren auch bei der zweiten dabei. Das entspricht über 90 % der Plankrankenhäuser in Deutschland. Passend dazu hat sich an der Zusammensetzung des Samples nach Bettenklassen, Trägerschaft und Notfallstufe kaum etwas geändert. Kurz: Die Ergebnisse sind vollumfassend und bilden die deutsche Krankenhauslandschaft ab, daran kann es keinen Zweifel geben.

 

Wie beim ersten Mal wurde ein Mittelwert des DigitalRadae Scores gebildet. Zur Erinnerung: Der Score setzt sich aus sieben Dimensionen zusammen, die maximal erreichbare Score-Zahl liegt bei 100. Zur Baseline, also vor KHZG, wurden im Mittel 33,3 Punkte erreicht. Drei Jahre später waren es im Mittel 42,4 Punkt.

 

Die Abbildung zeigt, dass sich dieser rund 25-prozentige Zuwachs relativ gleichmäßig auf die sieben Dimensionen verteilt. Ausreißer nach oben sind mit einem Plus von rund 40 % der Informationsaustausch, außerdem die Patientenpartizipation, wo sich der Score auf allerdings sehr niedrigem Niveau fast verdoppelt hat.

 

Alle Häuser haben sich verbessert

Durchschnittswerte sind Durchschnittswerte, aber wie sieht es in der Breite aus? Auch hier ist zu konstatieren, dass sich die Häuser relativ gleichmäßig verbessert haben. Sichtbar wird das bei der Verteilungskurve, die die Zahl der Krankenhäuser auf den unterschiedlichen DigitalRadar-Score-Stufen zeigt. Diese Kurve hat sich homogen nach rechts verschoben. Mit anderen Worten: Häuser, die anfangs „schlecht“ waren, haben in ähnlichem Umfang zugelegt wie jene, die schon 2021 „gut“ waren.

 

Ebenfalls relativ gleichmäßig liefen die unterschiedlichen Versorgungsstufen. Grundversorger haben weiterhin im Mittel einen deutlich schlechteren Score als ihre größeren Geschwister. Sie haben von der KHZG-Förderung profitiert, aber sie haben nicht mehr profitiert als Häuser der anderen Versorgungsstufen.

Ein Detail, auf das im Rahmen der Präsentation der Ergebnisse eigens hingewiesen wurde, war das Thema Breitbandanschluss, definiert als Bandbreite größer 500 Mbit. Mit so einem schnellen Internetanschluss waren 2021 nur 43 % der Häuser gesegnet, drei Jahre später waren es 93 %.

 

Und was heißt das jetzt in EMRAM?

Um eine gewisse internationale Vergleichbarkeit zu erreichen, haben die DigitalRadar-Macher auch diesmal wieder den eigenen Score umgerechnet in die in anderen Ländern vielgenutzten EMRAM-Stufen. Zum Einsatz kam der besseren Vergleichbarkeit mit der Vorerhebung wegen der EMRAM 18, was nicht mehr die aktuelle Version ist.

 

Interessant ist es aber dennoch. Erwartungsgemäß geht es mit den EMRAM-Stufen aufwärts. Insbesondere der Anteil der nicht oder kaum digitalisierten Krankenhäuser – EMRAM-Studie 0 – sei signifikant von 68,7 % auf 56,0 % gesenkt worden, so das DigitalRadar-Konsortium. Auf allen anderen Stufen ging es nach oben, wie die Abbildung zeigt. Der relative Zuwachs ist auf den EMRAM Stufen 3 und 5 am größten, auf jeweils niedrigem Niveau.

 

Ist das jetzt ein Erfolg? Naja. Der Charme an der EMRAM-Umrechnung ist, dass sie deutlicher als der DigitalRadar-Score selbst zeigt, dass sich eigentlich viel zu wenig getan hat. Auf den beiden untersten EMRAM-Stufen waren 2021 insgesamt rund 96 % aller Krankenhäuser. Nach drei Jahren Digitalisierungsförderung und einem vier Milliarden Euro teuren Förderprogramm sind es jetzt nur noch 92 %. Beeindruckend ist das nicht, allerdings waren im Sommer noch nicht alle geförderten Maßnahmen schon umgesetzt waren. Die KHZG-Bilanz wird also noch etwas besser werden, aber niemand sollte sich in die Tasche lügen: Die meiste Arbeit haben die deutschen Krankenhäuser noch vor sich.

 

Text: Philipp Grätzel von Grätz, Chefredakteur E-HEALTH-COM