Um nach einem Schlaganfall schrittweise in den Alltag zurückfinden zu können, ist neben Therapie-Einheiten regelmäßiges Üben zuhause zentral. Die App MARTHA unterstützt Patient:innen und Therapeut:innen bei der Rehabilitation. Übungsvideos und ein individuell gestaltbares Programm zielen darauf ab, die Motorik der oberen Extremitäten und des Rumpfes zu fördern.
Digitale Unterstützung für laufende Therapie
Aktuell geben Therapeut:innen Heimübungen im Rahmen der Ergo- und Physiotherapie meist mündlich oder schriftlich weiter. Die Herausforderung dabei ist, dies übersichtlich und leicht verständlich zu tun, damit das Üben in den eigenen vier Wänden bestmöglich unterstützt wird. Genau dafür schafft MARTHA Abhilfe. Die App gibt Patient:innen eine gute Übersicht über das Trainingsprogramm, unterstützt bei der Reflexion und Kommunikation und gibt mehr Kontrolle über die tatsächliche Übungszeit.
Loslegen ohne Gebrauchsanweisung
MARTHA steht für „Master Therapy Assistant“ und ist durch eine Figur realisiert, die durch das Heimübungsprogramm leitet. Kernelement der App sind Übungsvideos, die speziell auf den Bedarf von Personen nach einem Schlaganfall zugeschnitten und zu einem individuellen Übungsprogramm zusammenstellbar sind. Die notwendigen Anforderungen für eine hohe Benutzer:innenfreundlichkeit und motivationsfördernde Gestaltung lieferte eine ausführliche Bedarfs- und Literaturanalyse vorab. „Bei einer App für Schlaganfall-Patient:innen steht nochmal verstärkt im Fokus, dass diese einfach zu bedienen und nutzen sein muss“, betont Projektleiterin Lena Rettinger von der FH Campus Wien.
Klare Empfehlung und große Zufriedenheit bei Nutzer:innen
In einer abschließenden dreimonatigen Studie wurden Trainingseffekte sowie Akzeptanz, Usability und Zufriedenheit mit der App erhoben. Studienteilnehmer:innen waren 18 Personen, die sich nach einem Schlaganfall in Therapie befanden, und 13 Therapeut:innen, deren Daten mit Nutzungstagebüchern, Fokusgruppen, Fragebögen, Interviews und App-Nutzungsdaten evaluiert wurden. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass ein Großteil der Therapeut*innen ihren Kolleg:innen und Patient:innen die App empfehlen würde und sie MARTHA gerne weiterverwenden möchten. Menschen, die nach einem Schlaganfall mit der App trainierten, würden diese auch zukünftig in ihr Training einbauen und stuften sie als gutes Werkzeug ein, um sie bei ihren Übungen zu unterstützen. Ein weiterer Einsatz von MARTHA ist aus Therapeut:innensicht in der Gynäkologie, Orthopädie, Neurologie oder im psychosozialen Bereich vorstellbar.
Gemeinsame Entwicklung von Gesundheitswissenschaften und Technik
Die App wurde in interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen den Studiengängen Health Assisting Engineering, Physiotherapie, Computer Science and Digital Communications sowie Software Design and Engineering entwickelt. Das Forschungsprojekt eTherapy wurde mit Unterstützung der Stadt Wien – MA 23 realisiert.
Quelle: FH Campus Wien