E-HEALTH-COM ist das unabhängige Fachmagazin für Gesundheitstelematik, vernetzte Medizintechnik , Telemedizin und Health-IT für Deutschland, Österreich und die Schweiz.
Mehr

Für das ePaper anmelden

Geben Sie Ihren Benutzernamen und Ihr Passwort ein, um sich an der Website anzumelden

Anmelden

Passwort vergessen?

Vernetzung |

FINSOZ-Umfrage belegt: „Anbindung der Pflege-Software an die TI stockt.“

Mehr als jeder fünfte Anbieter hat sich mit der TI für die Pflege noch nicht beschäftigt – und wartet auf Vorgaben seitens der Pflegeeinrichtungen

Bei lediglich neun Prozent der Anbieter sind die Arbeiten zur Anbindung der eigenen Software für Pflegeeinrichtungen an die TI abgeschlossen

Großteil der befragten Softwarehäuser bemängelt unklare gesetzliche Vorgaben zur TI

Die verbindende Datenautobahn für das Gesundheitswesen – die Telematik-Infrastruktur (TI) – kommt im Bereich der Pflege nur schleichend voran. Nach einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbands FINSOZ im Frühjahr 2022 haben seitens der Pflegesoftware-Anbieter aktuell lediglich neun Prozent der Unternehmen die Anbindung der jeweiligen Software für Pflegeeinrichtungen an die TI abgeschlossen. Etwa ein Drittel (35 %) der Befragten hat mit den Planungen gerade erst begonnen. „Der Status quo ist ernüchternd“, sagt FINSOZ-Vorstand Prof. Helmut Kreidenweis. „Bei 17 % der Unternehmen steht die Telematik-Infrastruktur aktuell überhaupt nicht auf der Tagesordnung.“ Mit der Programmierung gestartet hätten erst 39 % der Pflege-Softwarehersteller.

 

Eine Faktenlage, die angesichts der gesetzlichen Regelungen stark verwundert: In nur knapp 18 Monaten, zum 1. Januar 2024, besteht für Pflege-Einrichtungen in der häuslichen Krankenpflege sowie in der außerklinischen Intensivpflege eine gesetzliche Verpflichtung zum Anschluss an die TI. Dabei spielt die Fachsoftware für Pflege-Einrichtungen bei der Integration der verschiedenen TI-Dienste in den Pflegebetrieb eine entscheidende Rolle – denn der Datenfluss erfolgt direkt zwischen der Pflegesoftware und den TI-Diensten.

 

Vor genau diesem Hintergrund ist es umso verwunderlicher, dass von denjenigen Firmen, die die Entwicklungen der Telematik-Infrastruktur für die Branche bislang nicht forcierten, nach eigenen Angaben 75 Prozent auf Anforderungen seitens der Kunden warten würden. Dass hingegen 58 % der Befragten die Meinung vertreten,  dass die gesetzlichen Vorgaben für die TI unklar seien, ließe sich in gewisser Weise nachvollziehen, so FINSOZ-Vorstand Prof. Dr. Dietmar Wolff. „Das ist in der Tat nicht von der Hand zu weisen.“ Das dritte Argument hingegen, dass die TI gar nicht käme (33%), sei angesichts der Marktentwicklungen bemerkenswert ignorant, führt Wolff weiter aus.


Mit einem detaillierten Blick hinein in die TI-Dienste, die die Anbieter an ihre Software tatsächlich anbinden, ist der Status quo noch ernüchternder: Lediglich zehn Prozent haben bereits die Anbindung von „Kom­munikation im Medizinwesen“ (KIM) und „Notfalldatenmanagement“ (NFDM) umgesetzt – Dienste, die heute bereits nutzbar wären. Für die weiteren Dienste gibt es bislang keine einzige Anbindung.

 

Fazit: Die Telematik-Infrastruktur ist als Thema bei den meisten Software-Anbietern für die Pflege angekommen. Allein der Stand der Informationstiefe und der Grad Umsetzung in den Softwarehäusern sind sehr different – das wirkt sich auf die operative Arbeit der Pflegeeinrichtungen aus. Prof. Kreidenweis: „Während die Einrichtungen auf die Initiative ihrer Softwareanbieter warten, die ihren Kunden den Nutzen der TI erläutern und in Sachen TI-Anbindung proaktiv Sicherheit bieten sollten, werden sie häufig mit pauschalen Aussagen nach dem Motto: ‚Wir sind dran.‘ abgespeist.“ Auf diese Weise käme TI nur schleppend in die Pflegeeinrichtung, fasst Prof. Wolff zusammen. Sein Tipp: „Pflegeeinrichtungen sollten vielmehr die genaue Roadmap des eigenen Anbieters einfordern und sich im Zweifel auch schriftlich versichern lassen, dass zumindest zentrale Dienste der TI, wie KIM oder ePA, zum Stichtag technisch umgesetzt und praktisch erprobt sind.“

 

Für Pflege-Einrichtungen sei es nicht nur wichtig zu wissen, welche TI-Dienste von ihrem Software-Anbieter bedient werden, so die beiden FINSOZ-Vorstände. „Von Interesse ist ebenso, ob auch weitere Services oder gar ein „Rundum-Sorglos-Paket“ für die gesamte TI-Anbindung angeboten werden.“ In diesem Punkt zeige sich, dass die Branchensoftware-Anbieter bislang weniger selbst hinsichtlich solcher Mehrwert-Services tätig würden – sondern weitgehend auf Partnermodelle setzten: Ein Komplettpaket für IT-Hardware und VPN-Anbindung eines festen Partners hat immerhin schon knapp die Hälfte (47 %) im Angebot. „TI as a Service“, also den in ein Rechenzentrum ausgelagerten Betrieb von Konnektor und Netzanbindung als Mietmodell, bieten 31 % der Befragten über eine Partnerfirma an. Eigene Komplettpakete oder TI as a Service in Eigenregie zählten offenbar nicht zu den Favoriten der Software-Anbieter – für 73 % bzw. 79 % sei es noch unklar, ob sie in solche Geschäftsmodelle einstiegen.

 

Über die Umfrage:
Die von FINSOZ im Frühjahr 2022 durchgeführte Umfrage „Telematik-Infrastruktur in der Pflege: Wo stehen die Anbieter von Pflege-Software und welche Pläne verfolgen sie?“ erfolgte anonym mit Hilfe eines Online-Fragebogens, den 26 Unternehmen ausfüllten. Referenzierend auf derzeit ca. 40 marktaktive Anbieter für die ambulante und stationäre Pflege, können die Ergebnisse als repräsentativ für die Branche eingestuft werden. Dies wird auch durch die Größenverhältnisse der Firmen innerhalb der Stichprobe bestätigt: 35 % der Unternehmen beschäftigen weniger als 20 Mitarbeitende, bei 19 % sind es 21 bis 100 Beschäftigte und bei 46 % über 100 Mitarbeitende.

 

Quelle: FINSOZ e. V.