Das Antragsverfahren zum Krankenhaustransformationsfonds ist angelaufen. Der insgesamt 50 Milliarden Euro schwere Fördermittelfonds wird das Gesundheitswesen viele Jahre begleiten. Warum sollten Krankenhäuser jetzt schon aktiv werden?
Hendrik Riedel: Es gibt tatsächlich noch einige Unsicherheiten, was das Zusammenspiel zwischen den Fördermittelgebern von Bund und Ländern und dem Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) angeht. Aber grundsätzlich kann man den Krankenhaustransformationsfonds als ein langfristig angelegtes Folgeprogramm zur Förderung nach Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) ansehen. Und entsprechend macht es Sinn, einige Dinge, die in der KHZG-Förderung schon angelegt waren, jetzt ausbauen. Das betrifft insbesondere die regionale Versorgung, wo es darum gehen muss, den Patientinnen und Patienten medienbruchfrei die Daten folgen zu lassen. Ein weiterer guter Grund, sich jetzt schon um Fördermittel zu kümmern, ist der Beschluss des Bundes, in den ersten vier Jahren 70 % der Förderung zu übernehmen. Die Bundesländer haben durch diese Entscheidung ein starkes Interesse daran, mit der Förderung rasch voranzukommen, weil es für sie dann billiger wird. Entsprechend werden frühe Anträge auf sehr offene Ohren treffen.
Wie unterscheiden sich die Förderanträge, die die Krankenhäuser jetzt stellen können, von denen, die im Rahmen der KHZG-Förderung gestellt werden konnten?
Hendrik Riedel: Primäres Ziel des KHZG war es, das Digitalisierungsniveau der Institutionen anzuheben. Der Schwerpunkt lag innerhalb der einzelnen Einrichtungen. Der Krankenhaustransformationsfonds hat dagegen eher einen gesamtwirtschaftlichen Fokus. Man möchte erreichen, dass ganze Regionen eine optimale Patientenversorgung in der Fläche gewährleisten können. Als Antragsteller ist es wichtig, den Landesministerien aufzuzeigen, dass man einen roten Faden hat für die nächsten Jahre. So wie die Förderung angelegt ist, wird es weniger um Einzelprojekte gehen, schon gar nicht um einzelne IT-Projekte. Das Ziel sind längerfristige Konzepte für Exzellenzversorgung in der Fläche – durch Zentralisierung, Zusammenlegung, Ambulantisierung.
Was alles ohne Digitalisierung nicht gehen wird.
Hendrik Riedel: Genau. Wenn ein gewisses Grunddigitalisierungsniveau nicht da ist, wird es schwer, telemedizinische Strukturen aufzubauen und Kooperationen zu leben. Wichtig ist, sich klarzumachen, dass es auch im Krankenhaustransformationsfonds Möglichkeiten gibt, sich Digitalisierung fördern zu lassen. Entscheidend ist, dass der Primärförderzweck stimmt, also die Optimierung der regionalen Versorgungsstrukturen und die Verbesserung von medizinischer Exzellenz in der Region. Welche technologischen Komponenten da dann im Einzelfall genutzt werden, das wird je nach Trägerform und Region unterschiedlich sein. Am Ende wird es aber immer darum gehen, für strukturierte und semantisch sauber aufbereitete Patientendatenbestände zu sorgen, und zwar longitudinal, und nicht mehr rein institutionell. Entsprechend sind Technologien nötig, die in der Lage sind, systemübergreifend Daten zu managen und Institutionen hochsicher und performant zu verknüpfen. Manche nennen das dann Clinical Data Repository, andere Datenmanagement-Plattform und wieder andere Health Data Platform. Das ist alles förderbar, solange der Primärförderzweck stimmt. Wichtig ist übrigens auch, Kompetenz im Bereich Datenmanagement aufzubauen. Die Krankenhäuser müssen auch investieren in Personal und Qualifikation. Und auch das ist zumindest teilweise förderfähig.
Die Digital Avantgarde begleitet Krankenhäuser bei der Antragsstellung und der Umsetzung. Was sind die Themen, für die sich im Moment die meisten interessieren?
Hendrik Riedel: Momentan werden die meisten Anträge im Fördertatbestand 3 eingereicht. Das ist der Fördertatbestand, der am stärksten darauf abzielt, Medizinstrategien für Regionen zu entwickeln. Wir haben aber auch schon Anträge, in denen es darum geht, zusammen mit Kooperationspartnern etwas zu schließen, Abteilungen zurückzubauen oder Leistungen zu verschieben bzw. Doppelstrukturen abzubauen.
Das Interview führte Philipp Grätzel im Rahmen des Meeting am Meer 2025 in Heiligendamm.
