Auf Basis einer Gesetzesinitiative des Bundesministeriums für Gesundheit sollen bundesweit langfristig 1.000 Gesundheitskioske aufgebaut werden, wie im Sommer dieses Jahres bekannt gegeben wurde. Diese Einrichtungen sollen insbesondere in sozial benachteiligten Gegenden dazu dienen, die Versorgung vor Ort zu verbessern. Dazu sollen sie Angebote koordinieren und verfügbare Leistungen vermitteln, niedrigschwellige Beratung anbieten, medizinische Routinetätigkeiten übernehmen und somit andere medizinische Einrichtungen entlasten. Um den Menschen vor Ort mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen, Sprachen und Gesundheitskompetenzen alltagsnah und individuell Unterstützung bieten zu können, müssen in diesen Einrichtungen analoge und digitale Ansätze von Beginn an Hand in Hand gehen.
Folgende digitale Leistungen und Prozesse sollten nach Ansicht des Spitzenverbandes Digitale Gesundheitsversorgung e.V. daher frühzeitig für den Einsatz in Gesundheitskiosken in Betracht gezogen werden:
- Telemedizinische Angebote
Gesundheitskioske sind prädestiniert für die Einbindung telemedizinischer Angebote. So kann die gerätegestützte Telemedizin die Durchführung medizinischer Routinetätigkeiten durch Pflegefachkräfte vor Ort ermöglichen. Mithilfe von Telemedizin können Leistungen wie Blutdruck messen, Blut abnehmen oder subkutane Injektionen ärztlich überwacht werden, ohne dass ein Besuch in der Praxis erforderlich ist. Das ist insbesondere für mobilitätseingeschränkte Patient:innen sowie in ländlichen Gegenden hilfreich. Asynchrone telemedizinische Leistungen können immer dann zum Einsatz kommen, wenn eine ärztliche Einschätzung in einem Zeitrahmen von mehreren Stunden ausreicht. Das könnte beispielsweise bei Ausschlägen oder Entzündungen der Haut der Fall sein oder bei Anfragen für Folgerezepte wie für Kontrazeptiva. Ebenso können kleinere Blut- oder Urinabnahmen mithilfe von Testkits in den Gesundheitskiosken oder auch zu Hause durchgeführt werden. Diese sind für zahlreiche Labortests ausreichend und können beispielsweise die Durchführung von VorsorgeTests oder Test auf sexuell übertragbare Infektionen erleichtern. Telemedizinische Angebote und weitere digital verknüpfte niedrigschwellige Angebote können somit das Leistungsspektrum der medizinischen Tätigkeiten in den Gesundheitskiosken erweitern und das Fachpersonal vor Ort entlasten – insbesondere dort, wo keine direkte Anbindung an eine ärztliche Praxis gegeben ist. - Sprachassistenten
Aktuell leben in Deutschland 22,3 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. Für viele von ihnen stellen Sprachkenntnisse eine Barriere beim Zugang zur Gesundheitsversorgung dar. Sprachbarrieren schränken die Selbstbestimmungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten der Patient:innen ein und können einen negativen Einfluss auf die Behandlungsqualität und Patient:innensicherheit haben. Digitale Lösungen können personalisierte Gesundheitsinformationen in vielen Sprachen zur Verfügung stellen. Chatbots und Sprachassistenten können die Mitarbeitenden in Gesundheitskiosken bei der Übersetzung unterstützen, die Beschwerden der Bürger:innen in verschiedenen Sprachen erfassen und mithilfe künstlicher Intelligenz zu den passenden Anlaufstellen im Gesundheitssystem verweisen. Bei der Konzeption der Gesundheitskioske sollte daher konsequent auf digitale Möglichkeiten zum Abbau von Sprachbarrieren gesetzt werden. So können Beratungsangebote besonders in sozial benachteiligten Gegenden den Angehörigen möglichst vieler Bevölkerungsgruppen zugänglich gemacht werden. - Beratung zu digitalen Leistungen
Zu den Kernaufgaben der Gesundheitskioske gehört es, niedrigschwellige Beratung zu bieten und die Gesundheitskompetenz der Bürger:innen zu fördern. Aus diesem Grund sollte in jedem Gesundheitskiosk auch eine Beratung zu digitalen Versorgungsangeboten stattfinden können, da diese eine zunehmend wichtige Rolle in der heutigen Versorgungsrealität einnehmen. Das können digitale Präventionsangebote, digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) oder auch digitale Pflegeanwendungen (DiPA) sein. Bei Letzteren sollten auch ergänzende Unterstützungsleistungen vor Ort angeboten werden. Beratungsleistungen zu digitalen Anwendungen können persönlich durch speziell weitergebildete Fachkräfte oder auch automatisiert erbracht werden, beispielsweise mithilfe eines Tablets und eines digitalen Info-Points. Gesundheitskioske sollen wichtige Aufgaben für eine gelingende Versorgung erfüllen, indem sie beispielsweise sektorenübergreifende Netzwerke schaffen und wohnortnahe, patientenorientierte Angebote zur Beratung und Unterstützung bieten. Das kann nur gelingen, wenn zeitgemäße Ansätze wie digitale Programme von Anfang an integriert werden. Es ist deshalb entscheidend, dass die o.g. Ansätze in der politischen sowie operativen Planung der Gesundheitskioske von Beginn an berücksichtigt werden
Quelle: Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung e.V.