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Vernetzung |

Gesundheitsregionen in Bedrängnis: Wie weiter?

Lange Gesichter bei den Fans der Gesundheitsregionen. Dank GVSG-Entwurf ist unklarer denn je, welche Zukunft digitale Versorgernetzwerke haben.

Bild: © HNFOTO – stock.adobe.com, 250224026, Stand.-Liz.

Eigentlich ist das Panel zum Thema regionale Versorgung und Gesundheitsnetze, das im Rahmen des Kongresses der Gesundheitsnetzwerker stattfindet, anders geplant. Eigentlich sollen die Zuhörenden praktische Beispiele und Hinweise zu Planung und Umsetzung erhalten. „Eigentlich wollte ich mit Ihnen feiern“, sagt Moderator Sascha Schallenberg. Doch dann kommt alles anders. Seit die Gesundheitsregionen aus dem Entwurf des Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) rausgeflogen sind, sieht man lange Gesichter und über allem steht die Frage: Wie soll es denn jetzt weitergehen?

 

„Wir wollen endlich in die Regelversorgung“

Während des oben genannten Kongresses ist das nicht anders. Klar könne man sich jetzt wieder von einer Finanzierung zur nächsten hangeln und andere Töpfe anzapfen, doch „wir wollen endlich in die Regelversorgung!“, stellt Daniela Teichert, Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost, frustriert klar. Prof. Dr. Martina Hasseler, Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften und Privatdozentin an der Fakultät I der CvO Universität Oldenburg, kritisiert: „Das GVSG ist geschickte Lobbyarbeit und zu einem Hausärztestärkungsgesetz geworden“ und zeigt sich ratlos: „Ich weiß gerade auch nicht weiter.“

 

Nach dem Prinzip Hoffnung betrachtet Dr. Sabine Richard, Geschäftsführerin des Bereichs Versorgung des AOK-Bundesverbandes, den Sachverhalt: „Wir brauchen diese Instrumente und auf der regionalen Ebene tut sich einiges – man könnte fast sagen, trotz dieser Gesundheitspolitik. Wir sind ein bisschen fassungslos, dass diese inhaltlich nach vorne gerichteten Maßnahmen verschwunden sind, gehen aber fest davon aus, dass das als Thema im Parlament noch einmal aufkommen wird. Denn es braucht die Gestaltungsmöglichkeit vor Ort.“

 

„Wir werden auch an dieser Hürde nicht scheitern“

In eine ähnliche Richtung äußert sich Kristine Lütke, MdB, Mitglied im Gesundheitsausschuss und Sprecherin für Sucht- & Drogenpolitik der FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag: „Wir müssen einen Weg finden, die unterschiedlichen Lösungen in einen Rahmen zu gießen, vielleicht auch ohne die Strukturen klar zu benennen.“ Sie sieht darin auch eine Chance für ganz neue Ideen, die sich nicht unter den Stichworten Gesundheitsregionen oder Gesundheitskioske einordnen lassen. In letzteren sieht sie eher unnötige Doppelstrukturen, von denen man sich trennen sollte. Es gelte, als erstes u.a. rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen, unter denen Heilberufe heilkundliche Tätigkeiten rechtssicher übernehmen dürfen.

 

Ralf Schallenbach, Leiter des Dezernats Gesundheit, Jugend und Soziales des Oberbergischen Kreises, gibt sich kämpferisch und ist sich sicher, dass es weitergeht: „Es gibt 100 Gründe, um zu scheitern – das ist der einhunderterste. Wir haben bisher alle Hürden aus dem Weg geräumt und an dieser wird es auch nicht scheitern.“ Sein Innovationsfonds-Projekt „Oberberg_FAIRsorgt“ ist bis 2024 finanziert. Für die Zukunft haben die Verantwortlichen wohlweislich einen Plan B in der Tasche, falls es – wie sich nun andeutet – mit dem GVSG doch nichts wird. Die nächsten zwei Jahre kommt das Geld für „Oberberg_FAIRsorgt“ über den Pakt für den öffentlichen Gesundheitsdienst.

 

Petition „Sichere Versorgung für alle“

Andere Betroffene gehen in den Widerstand. Die Initiative „Sichere Versorgung für alle“ versammelt u.a. verschiedene Gesundheitsregionen und Berufsverbände hinter sich und hat eine Petition mit der Forderung gestartet, Gesundheitsregionen und Primärversorgungszentren wieder in den Gesetzentwurf des GVSG aufzunehmen.

 

Dass die regionale Versorgung gestärkt werden muss, steht außer Frage und die Bundesregierung muss sich nun schnell Alternativen überlegen, denn es gibt bereits zahlreiche funktionierende Projekte. Der bisherige Finanzierungsflickenteppich ist jedenfalls keine langfristige Lösung und unbefriedigend für alle Beteiligten. Das Rad neu erfinden muss man nicht, vielleicht braucht das Kind nur einen neuen Namen.

 

Weitere Informationen

Petition „Sichere Versorgung für alle“

Sichere Versorgung für alle: Nicht ohne Gesundheitskioske, Gesundheitsregionen und Co! - Online-Petition (openpetition.de)