Technische Probleme behindern massiv die Einführung von eAU und E-Rezept. Das ergab eine Online-Umfrage der KBV Ende April, an der sich rund 6.000 Arztpraxen beteiligt haben. Als besonders störend wurden wiederholte Konnektor- und Programmabstürze sowie häufige Fehlermeldungen genannt.
„Die Ergebnisse zeigen eindrücklich, dass die Ärzteschaft dabei ist, alle Komponenten und Anwendungen einzurichten und zu nutzen, aber vielfach an der Technik scheitert“, betonte KBV-Vorstandsmitglied Dr. Thomas Kriedel und fügte hinzu: „Viele Ärztinnen und Ärzte sind frustriert.“ Sie hätten alle nötigen Komponenten angeschafft und würden gerne digital arbeiten. Doch häufig sei das nicht möglich.
Größtes Hindernis: Probleme mit der TI
Größtes Hindernis für die Anwendung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) sind der Umfrage zufolge Probleme mit der Telematikinfrastruktur. Für über 60 Prozent der Praxen, die die eAU noch nicht einsetzen, stellt dies einen der Hauptgründe dar, warum sie weiterhin das alte Verfahren nutzen.
Technische Probleme auch mit der Software oder dem KIM-Dienst würden zum Teil über Monate nicht behoben. Keiner fühle sich zuständig, hieß es.
Digitaler Versand immer wieder gestört
Nur 30 Prozent der Arztpraxen, die bereits Erfahrungen mit der eAU gemacht haben, berichteten, dass das Ausstellen und der Versand der eAU bis auf kleinere Probleme gut laufe. Über 60 Prozent gaben hingegen an, dass der digitale Versand zeitweise nicht möglich sei. Fast jeder zweite nannte Probleme bei der Erreichbarkeit von IT-Dienstleistern und -Anbietern. 34 Prozent der Befragten monierten häufige Fehlermeldungen der Krankenkassen. Beklagt wurde zudem der hohe Arbeitsaufwand.
Die Probleme führen nicht selten dazu, dass Ärzte wieder auf das alte Verfahren umsteigen. Immerhin jede fünfte Praxis, die die eAU derzeit nicht nutzt, gab als Grund an, negative Erfahrungen mit dem digitalen Versand gesammelt zu haben. Darunter sind auch etliche, die gleich zu Beginn der Einführung der eAU im Herbst 2021 startbereit waren.
Probleme auch beim E-Rezept
Die Schwierigkeiten bei der eAU haben auch große Auswirkungen auf die Bereitschaft der Praxen, auf das elektronische Rezept (E-Rezept) umzustellen. Da sich diese Anwendung zurzeit noch in einer bundesweiten Testphase befindet, konnten bislang nur sieben Prozent der Befragten überhaupt Erfahrungen mit dem eRezept sammeln. Von diesen gab jedoch nur knapp jeder Zehnte an, das Ausstellen der E-Rezepte habe bis auf kleinere Probleme funktioniert.
Mangelnder IT-Support
59 Prozent berichteten dagegen von zeitweisen Probleme beim digitalen Versand. Zwei Drittel (67 Prozent) haben die Erfahrung gemacht, dass die IT-Dienstleister und -Anbieter schlecht erreichbar sind. Mehr als die Hälfte (51 Prozent) gab außerdem Schwierigkeiten beim Einlösen der eRezepte in der Apotheke an.
Zudem verwiesen 62 Prozent auf Akzeptanzprobleme bei den Patienten. In diesem Zusammenhang wird der Nutzen des eRezepts angezweifelt, da gerade ältere Patienten als Hauptnutzer oftmals kein Smartphone besäßen und das eRezept deshalb nicht digital nutzen könnten. Der Ausdruck erscheint vielen Praxen als wenig sinnvoll, da damit nur ein Papier das andere ersetze.
Hoher Arbeits- und Zeitaufwand
Das Ausstellen und Versenden der eRezepte wird von vielen Praxen als zeitaufwändig und umständlich beschrieben, vor allem solange die Komfortsignatur nicht nutzbar ist oder nutzerfreundlich umgesetzt wird.
Auf die Frage, warum sie noch keine E-Rezepte ausstellen, wurden auch hier von 59 Prozent der Befragten Probleme mit der Telematikinfrastruktur genannt. Bei einem Drittel (32 Prozent) konnte das entsprechende Update des Praxisverwaltungssystems noch nicht installiert werden. Die Praxen gaben hier sogar an, dass die IT-Dienstleister aufgrund von technischen Problemen von der Nutzung abraten. Bei einem weiteren Drittel (30 Prozent) sind die Apotheken in der Umgebung noch nicht empfangsbereit.
KBV-Vorstand mahnt Lösungen an
Die KBV wird nach Vorlage der Umfrageergebnisse erneut an die politischen Entscheider herantreten, um praktikable Lösungen herbeizuführen. Erste Gespräche haben bereits stattgefunden. „Die Politik, aber auch die gematik kann vor diesen massiven Problemen nicht die Augen verschließen“, sagte Kriedel und fuhr fort: „Erst wenn beide Anwendungen fehlerfrei laufen, können sie in den Regelbetrieb gehen. Dazu muss zunächst die Telematikinfrastuktur funktionieren.“
Quelle: KBV