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Vernetzung |

Neuer Report “The Future of Virtual Health and Care" erschienen

Zugang zur Versorgung verbessern und Chancengleichheit erhöhen – Neue Studie zeigt, wie auch nach der Pandemie die gesamte Bevölkerung von digitalen Gesundheitsleistungen profitieren kann

Die COVID-19-Pandemie führte weltweit zu einer starken Zunahme bei der Nutzung digitaler Gesundheits- und Pflegeleistungen. Viele Länder setzten auf eine Kombination aus digitalen und persönlichen Diensten.


Der Bericht der Arbeitsgruppe „Virtual Health and Care" der Breitbandkommission für nachhaltige Entwicklung unter dem gemeinsamen Vorsitz der Weltgesundheitsorganisation WHO und der Novartis Foundation liefert Erkenntnisse aus 23 Ländern, darunter auch Deutschland.
Er fordert Entscheidungsträger im Gesundheitswesen auf zu verhindern, dass eine digitale Kluft Ungleichheiten in der Gesundheitsversorgung verstärkt: Die Länder müssen klare Richtlinien implementieren, die der gesamten Bevölkerung einen gleichberechtigten und barrierefreien Zugang zu digitalen Diensten sichern.

 

Zahlreiche Beschränkungen in der Anwendung digitaler Gesundheits- und Pflegedienstleistungen wurden während der Pandemie abgeschafft. Die meisten Menschen haben die neuen digitalen  Angebote gerne angenommen, so der aktuelle Bericht einer Arbeitsgruppe der Breitbandkommission für nachhaltige Entwicklung. Der Bericht „The Future of Health and Care – driving access and equity through inclusive policies" (Die Zukunft von Gesundheits- und Pflegedienstleistungen – Förderung von Zugang zur Versorgung und Chancengleichheit durch integrative Politik) beschreibt, wie die vergangenen zwei Jahre den Zugang zu Gesundheits- und Pflegedienstleistungen in 23 unterschiedlichen Ländern, darunter auch in Deutschland, verändert haben.


Während der COVID-19-Pandemie stieg die Nutzung sowohl von Gesundheits- als auch von Pflegedienstleistungen sprunghaft an – laut Telemedizin-Plattformen auf das bis zu 200-Fache zwischen April 2020 und April 2021. Mehr als 20.000 Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen boten in dieser Zeit Termine über Videosprechstunden an. Die Krankenkassen erstatten Telekonsultationen auf zertifizierten Plattformen. Seit Beginn der Pandemie wurden 30 digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) für den vorläufigen Einsatz zugelassen. 4,3 Milliarden Euro hat das Bundesgesundheitsministerium zwischen 2020 und 2025 für die Digitalisierung von Krankenhäusern und die Modernisierung der Notfallkapazitäten bereitgestellt.


„In den vergangenen zwei Jahren habe ich Veränderungen in der Gesundheits- und Pflegeversorgung erlebt, von denen ich dachte, dass sie mindestens ein Jahrzehnt dauern
würden“, sagte WHO-Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, Co-Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Virtual Health and Care", die den Bericht erarbeitet hat. „Wir haben gesehen, dass die Entscheidungsträger jetzt offen gegenüber hybriden Gesundheitssystemen sind, die digitale und persönliche Dienstleistungen kombinieren. Dies ist ein unglaublicher Fortschritt im Gesundheitswesen, der längst überfällig war und nun aufgrund der Pandemie beschleunigt wurde. Allerdings müssen die einzelnen Länder mit angemessenen Maßnahmen sicherstellen, dass ihre gesamte Bevölkerung von diesen Veränderungen profitieren kann.“


Die Nutzung digitaler Gesundheits- und Pflegedienstleistungen ist beliebt: Umfragen von 2021 aus den USA zeigen, dass sich mehr als drei Viertel der Patient*innen digitale Dienstleistungen als festen Bestandteil ihrer Versorgung wünschen und dass über 80 % der Anbieter beabsichtigen, digitale Gesundheitsdienstleistungen auch nach dem Ende der COVID-19-Pandemie zu nutzen. Zahlreiche Länder haben jedoch noch keine kohärenten Rahmenbedingungen geschaffen, um sicherzustellen, dass digitale Leistungen neben der persönlichen Versorgung effizient eingesetzt werden können.
Der Bericht enthält eine Analyse der politischen Rahmenbedingungen für digitale Gesundheits- und Pflegedienstleistungen in 23 Ländern. Aus den Erkenntnissen entstand ein umfassender Fahrplan mit Hinweisen zu praktischen Maßnahmen, die den Ländern dabei helfen sollen, dass virtuelle Gesundheits- und Pflegeleistungen den Zugang zur Versorgung und Chancengleichheit fördern. Die politischen Entscheidungsträger müssen sicherstellen, dass ihre Gesundheitssysteme digitale Dienste vollständig integrieren, um einen barrierefreien und gleichberechtigten Zugang für alle zu gewährleisten.


„Während wir die Pandemie hinter uns lassen, können politische Entscheidungsträger auf der ganzen Welt den Schwung nutzen, um die Gesundheits- und Pflegeversorgung weiter zu digitalisieren", sagte Dr. Ann Aerts von der Novartis Foundation und Co-Vorsitzende der Arbeitsgruppe. „Um sicherzustellen, dass die Einführung der digitalen Versorgung einen gerechten Zugang zu Gesundheits- und Pflegeversorgung ermöglicht, ist es wichtig, digitale und persönliche Gesundheitsdienstleistungen zu kombinieren. Da einige Bevölkerungsgruppen möglicherweise weniger Zugang zu Mobiltelefonen und Internet haben oder über ein geringeres Maß an digitaler Kompetenz verfügen, müssen die einzelnen Länder digitale Dienste in ihre Gesundheitssysteme auf der Grundlage einer barrierefreien und gerecht ausgestalteten Politik implementieren. Menschen, die Hilfe benötigen, um beispielsweise auf digitale Gesundheitsdienstleistungen zuzugreifen oder sich darin zurechtzufinden, brauchen gezielte Aufmerksamkeit."


Dem Bericht zufolge kann der Internetzugang für einige Gruppen problematisch sein, wobei sich dies rasch ändert. Datensicherheit und der Schutz der Privatsphäre von Patient:innen sind weitere Bereiche, die der Beachtung durch politische Entscheidungsträger bedürfen.


„Damit Menschen von digitalen Gesundheits- und Pflegedienstleistungen profitieren können, ist ein gleichberechtigter Zugang zu digitaler Konnektivität unerlässlich. Frauen haben weltweit weniger Zugang als Männer", sagte Doreen Bogdan-Martin, Executive Director der Breitbandkommission und Direktorin des Telecommunication Development Bureau der Internationalen Fernmeldeunion (ITU). „Die jüngsten ITU-Daten zeigen deutlich, dass die digitale Kluft zwischen den Geschlechtern bei der Internetnutzung nach wie vor groß und in den am wenigsten entwickelten Ländern, wo nur 19 % der Frauen das Internet nutzen, am stärksten ausgeprägt ist. Wir müssen weiterhin zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass der Zugang zu digitalen Gesundheitsleistungen für alle möglich ist."


Über die Novartis Foundation

Die Novartis Foundation ist eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in der Schweiz. Seit über 40 Jahren tragen wir dazu bei, die Gesundheit von Menschen mit niedrigem Einkommen zu verbessern, indem wir uns anfänglich auf die Ausrottung von Krankheiten wie Lepra und Malaria konzentriert haben. Heute befassen wir uns mit den drängenden Themen unserer Zeit: Herz-Kreislauf-Erkrankungen und gesundheitliche Ungleichheit. Wir verfolgen einen Ansatz der Bevölkerungsgesundheit, d.h. wir führen vorhandene, aber nicht miteinander verbundene Daten zusammen, um den Behörden zu helfen, die Ursachen für ungleiche Behandlungsergebnisse in der Gesundheitsversorgung zu verstehen und die besten Wege und besten Partner zu finden, um diese Ungleichheit zu beheben. So können Regierungen ihr Gesundheitssystem von einem reaktiven zu einem proaktiven, prädiktiven und präventiven System umgestalten und gesundheitliche Chancengleichheit in ihrer Bevölkerung erreichen.
www.novartisfoundation.org



Über die Breitbandkommission für nachhaltige Entwicklung

Seit 2010 nutzt die Breitbandkommission für nachhaltige Entwicklung der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) und UNESCO die Stärke ihrer sektorübergreifenden Mitgliedschaft und ihrer kollektiven Expertise, um sich für eine sinnvolle, universelle Konnektivität einzusetzen. Dieser Bericht ist der vierte in einer Reihe, die von den Arbeitsgruppen der Kommission für Gesundheit veröffentlicht wurde, und die definieren soll, wie Daten, KI und digitale Gesundheitsleistungen zur Verwirklichung der gesundheitsbezogenen nachhaltigen Entwicklungsziele beitragen können. Die aktuelle „Working Group on Virtual Health and Care“ wird gemeinsam von der WHO und der Novartis Foundation geleitet und hat mehr als 35 weltweite Experten für IKT (Informations- und Kommunikationstechnik) und Gesundheit als Mitglieder. Der Bericht wurde mit Unterstützung von Accenture entwickelt.