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Vernetzung |

Niederlande investieren massiv in E-Health – Deutsche Lösungen haben gute Chancen

Die Bevölkerung wird älter und es mangelt an Fachkräften. Das kennen wir auch in Deutschland. Dassdie Gesundheitskosten explodieren ebenso. Was unsere Länder unterscheidet? Die Niederlande investieren seit Jahren gezielt in die Digitalisierung von Medizin und Pflege. Seit Covid-19 erst recht. Wie deutsche Unternehmen davon profitieren können, weiß Kai Feldmann, E-Health-Expertin der Deutsch-Niederländischen Handelskammer (DNHK).

Foto: © DNHK

Die Niederlande sind europäische Spitze in Sachen E-Health – was ist ihr Erfolgsgeheimnis?
Anders als wir Deutschen sind die meisten Niederländer sehr technikaffin und neugierig auf
Innovationen. Deshalb sind E-Health Anwendungen bei unseren Nachbarn breit akzeptiert. Es ist
schon seit Jahren Standard, Medikamente digital zu verschreiben. Auch Gesundheitsdaten werden
ganz selbstverständlich elektronisch gespeichert. Und die meisten Niederländer kommunizieren mit
ihrer Krankenkasse vor allem per App, wo sie beispielsweise auch Rechnungen digital einreichen
können. Alles Trends, die die Kosten im Gesundheitswesen senken und die Qualität der Versorgung
steigern sollen – und die vom niederländischen Staat gezielt stimuliert werden.


Wie genau?
Im Prinzip gibt es zwei Stellen, wo die Niederländer den Hebel ansetzen: zum einen bei der
Patientenversorgung in Krankenhäusern und Pflegeinrichtungen, zum anderen in der häuslichen
Pflege. Bei den großen Einrichtungen will die Regierung zum Beispiel den Einsatz von Telemedizin
fördern. 2020 hat sie dafür fast 80 Millionen Euro freigegeben und will das Programm in den
kommenden Jahren noch verlängern. Bei der häuslichen Pflege sollen kleinere Projekte speziell für
ältere und chronisch kranke Menschen gefördert werden. Dieses und kommendes Jahr werden dafür
jeweils 30 Millionen Euro investiert.


In welchen Bereichen haben die Niederlande denn noch Nachholbedarf?
Zum Beispiel bei der Telemedizin und bei der Automatisierung. Laut einer aktuellen Studie von
Deloitte nutzt etwa nur jedes zehnte niederländische Krankenhaus Spracherkennungs-Tools – in
Deutschland ist es bereits jedes vierte. Auch Hilfsmittel wie Robotik, Virtual Reality und Künstliche
Intelligenz werden in den Niederlanden noch deutlich weniger eingesetzt als in Deutschland. Die
niederländische Regierung sucht deshalb aktiv nach innovativen Lösungen aus dem Ausland. Hier
bieten sich sehr gute Absatzmöglichkeiten für deutsche Unternehmen.


Wo liegen die Chancen für deutsche Anbieter konkret?
Niederländische Gesundheitsprofis sind vor kurzem nach den größten Hindernissen für die
Digitalisierung befragt worden. Auf Platz eins landete nicht etwa die Bürokratie wie in Deutschland,
sondern die Herausforderung, die richtigen Technologien zu finden. Niederländische Krankenhäuser
stehen nämlich im direkten Wettbewerb mit zahlreichen Privatkliniken. Sie sehen Patienten als
Kunden, die sie mit modernsten Produkten und erstklassigen Dienstleistungen gewinnen und halten
wollen. Deshalb sind sie bereit zu investieren und können das, anders als in Deutschland, auch ohne
öffentliche Ausschreibung direkt beim Lieferanten tun. Deutsche Produkte sind dabei besonders
beliebt: Sie gelten als technologisch erstklassig, zuverlässig und liegen preislich deutlich unter dem
Kurs, den einheimische Lieferanten aufrufen.


Wie können deutsche Unternehmer ihre Chancen nutzen?
Nun, Menschen kaufen am liebsten bei Menschen, die sie kennen. Diese Vertriebsweisheit gilt auch
in unserer digitalen Zeit und für die Niederlande erst recht. Hier wird der persönliche Kontakt, das
daraus entstehende Vertrauen zueinander sehr groß geschrieben. Als Außenhandelskammer
unterhalten wir natürlich enge Beziehungen zu niederländischen Organisationen und Unternehmen
der Branche und bringen deutsche Unternehmen gerne in Kontakt. Im September machen wir zum
Beispiel eine Unternehmerreise im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums. Thema: „Die
Digitalisierung im Gesundheitswesen“. Um die Sicherheit der Teilnehmer zu gewährleisten und
verbindlich planen zu können, wird die Reise vollständig digital stattfinden. Deutsche Unternehmen,
die hochkarätige niederländische Kunden digital treffen wollen, können sich noch bis Ende Juni bei
uns anmelden.


Zusätzliche Informationen:
Die Unternehmerreise „Digitalisierung im Gesundheitswesen“ findet vom 22. bis 24. September 2021
vollständig digital statt. Veranstalter ist die Deutsch-Niederländische Handelskammer (DNHK) in Den
Haag im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi). Anmeldeschluss ist der
30. Juni 2021. Teilnehmer erhalten vorab auf sie zugeschnittene Marktinformationen. Außerdem
treffen sie auf einer Fachkonferenz niederländische Branchenvertreter und können sich in einer
Fragerunde vorstellen. An den zwei darauffolgenden Tagen führt jedes Unternehmen B2B-Gespräche
mit niederländischen Firmen. Diese Leistungsschau ist Teil des BMWi-Markterschließungs-Programms
für KMU.


Link zur Veranstaltung:

https://www.dnhk.org/veranstaltungen/details/handelsreise-digitalisierungim-gesundheitswesen