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Techmonitor GKV 2025 | Elektronische Patientenakte: Chance und Herausforderung für Krankenkassen

60 Prozent der Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen stehen der im Januar eingeführten Elektronischen Patientenakte (ePA) grundsätzlich positiv gegenüber. 29 Prozent zeigen sich bisher noch unentschieden und die Zahl der Skeptiker und Ablehner liegt bei 11 Prozent.


Für die Krankenkassen ergibt sich großes Potenzial, mit der ePA-App ihre Mitglieder zu begeistern und zu binden. Verbunden sind damit aber auch zahlreiche Herausforderungen und Erwartungen. Zwei Drittel der GKV-Versicherten (67 %) fühlen sich beispielsweise von ihrer Krankenkasse bisher noch nicht ausreichend zur ePA informiert. Tendenziell am besten noch die Mitglieder von Kaufmännische Krankenkasse (KKH), IKK classic und DAK-Gesundheit.


Dies zeigt der aktuelle «Techmonitor GKV 2025» des Marktforschungs- und Beratungsinstituts HEUTE UND MORGEN aus Köln, der regelmäßig Trends der Digitalisierung der Krankenkassen und im GKV-Mitgliederverhalten unter die Lupe nimmt. Schwerpunktthemen sind in diesem Jahr die Elektronische Patientenakte (ePA) und das Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG). Befragt wurden insgesamt 1.571 GKV-Versicherte zwischen 18 und 70 Jahren, bevölkerungsrepräsentativ quotiert nach Alter, Geschlecht, Bildung und Marktanteilen der Krankenkassen.


Elektronische Patientenakte: Vorteile, Nachteile und Wünsche aus Sicht der GKV-Mitglieder
Vorteile sehen die GKV-Versicherten vor allem darin, dass die ePA zu einer besseren ärztlichen Behandlung führen kann (44 %), aber beispielsweise auch darin, dass Mehrfachuntersuchungen und Doppelbehandlungen zukünftig vermieden werden können (31 %). Bedenken hinsichtlich der Datensicherheit äußern 29 Prozent, 23 Prozent sehen mögliche nachteilige Folgen durch den Zugriff der Krankenkassen auf die Gesundheitsdaten. Zu den am häufigsten gewünschten (Zusatz-)Funktionen der ePA-App zählen die einfache Einsicht in alle medizinischen Befunde und Arztberichte (80 %), die Erinnerung an Vorsorgeuntersuchungen (62 %) und die Verwaltung von Arztterminen (46 %). Datenbasierte individuelle Empfehlungen zu gesundheitsbewusstem Verhalten wünschen 19 Prozent.


Nutzerpotenziale und erste Nutzererfahrungen der ePA-App
Aktuell verfügen nach eigenen Angaben 15 Prozent der GKV-Versicherten bereits über die ePAApp ihrer Krankenkasse, weitere 40 Prozent wollen diese zukünftig nutzen. 39 Prozent wissen noch nicht, ob sie die App zukünftig nutzen werden. 6 Prozent wollen der ePA widersprechen oder haben dies bereits getan. Häufig werden zur Begründung dafür Datenschutzbedenken angeführt (in 45 % der Ablehner-Fälle), aber auch die generelle Auffassung, dass persönliche Gesundheitsdaten und Krankengeschichten außerhalb der Arzt-Patient Beziehung niemanden etwas angehen (20 %).

 

Mit Blick auf die bisherigen Nutzererfahrungen der ePA-App (bisheriger Nutzeranteil: 15 %) zeigt sich, dass eine ganze Reihe von Optimierungswünschen besteht. Beispielsweise in puncto Einfachheit von Login und Bedienung sowie übersichtlicher Gestaltung.


„Die zukünftige Akzeptanz und Nutzung der ePA-App wird ganz entscheidend von der Informationsqualität und der unmittelbaren User Experience abhängen“, sagt Axel Stempel, Geschäftsführer bei HEUTE UND MORGEN. „Im ersten Vergleich der einzelnen Krankenkassen zeigen sich hier erhebliche Unterschiede, die letztlich auf die gesamte Anbieterwahrnehmung ausstrahlen“.


Auf dem Weg zur rein digitalen Krankenkasse?
Übergreifend zeigt der aktuelle «Techmonitor GKV 2025»: Digitale Services sind mittlerweile ein erfolgskritischer Faktor für die Zufriedenheit der GKV-Versicherten und längst mehr als nur „Nice-to-have“.


Ein sehr wichtiger Trend ist dabei die mobile Nutzung: Insbesondere die Mitglieder unter 40 Jahren bevorzugen digitale Services via Smartphone. Dies erfordert eine kundenorientierte Gestaltung und Optimierung mobiler Anwendungen. Generell wollen 62 Prozent der GKV-Versicherten den Großteil ihrer Krankenkassenangelegenheiten zukünftig online regeln (viele möglichst über eine einzige mobile App). Zugleich wünschen fast ebenso viele Versicherte (57 %), bei der Krankenkasse einen persönlichen Ansprechpartner für ihre Anliegen zu haben. Der Anteil explizit „hybrider Kunden“ (´sowohl als auch`) liegt bei 27 Prozent.


Deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Krankenkassen

Im Vergleich einzelner Krankenkassen zeigen sich starke Unterschiede in der Verteilung der Versicherten nach vier Digitalisierungstypen (Digital Fordernde, Digital Selbständige, Digital Verhaltene, Digitale Ablehner). Aktuell haben BKK firmus und hkk Krankenkasse die höchsten Anteile an digital affinen Mitgliedern.


„Digital-only-Strategien erscheinen für viele Kassen nicht zielführend“, sagt Axel Stempel. „Vielmehr kommt es darauf an, die eigenen Kundentypen in puncto digitaler Affinität und Präferenz zu identifizieren, und ihnen je nach Anliegen hybride Angebote zu machen.“


Speziell mit Blick auf Angebot und Nutzung von Online-Mitgliederbereichen und Service-Apps haben BBK firmus, AOK Plus und Techniker Krankenkasse derzeit die meisten aktiven Nutzer. Anderen Gesellschaften gelingt es bisher hingegen nicht, bereits registrierte Mitglieder (ohne Nutzung) zu aktiven Nutzern zu machen.

 

E-Rezept mit hoher Akzeptanz bei GKV-Versicherten
Zum E-Rezept zeigt sich: Drei Viertel der gesetzlich Versicherten (75 %) haben das E-Rezept bereits genutzt; meist über die elektronische Gesundheitskarte (68 %), nur selten über die E-Rezept-App (5%). Den Ablauf beim Einlösen beurteilen zwei Drittel der Nutzer (65 %) als hervorragend oder sehr gut, 14 Prozent sind davon ausdrücklich nicht begeistert.


Einstellungen zum Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG)
Erwartungsgemäß ist das im März 2024 in Kraft getretene GDNG bisher erst wenigen GKV-Versicherten bekannt, lediglich 10 Prozent kennen dies. Nach entsprechender Aufklärung beurteilen 59 Prozent der Befragten es als gut, zukünftig auch direkt von der Krankenkasse über mögliche Gesundheitsrisiken informiert werden zu können. Grundsätzlich stehen aber erst 44 Prozent der GKV-Mitglieder der Nutzung ihrer Gesundheitsdaten positiv gegenüber. 39 Prozent zeigen sich hier unsicher und 18 Prozent stehen dem skeptisch bzw. ablehnend gegenüber.


Noch kritischer stehen die GKV-Mitglieder der Verwendung ihrer Gesundheitsdaten durch Forschungseinrichtungen gegenüber (spontane Zustimmung: 36 %; Ablehnung: 27 %). Auch hier zeigt sich ein hoher Informations- und Erklärungsbedarf, um die noch vorhandene hohe Unsicherheit und Skepsis in der Bevölkerung zu adressieren.


Weitere Studieninformationen
Die komplette, rund 100-seitige Studie «Techmonitor GKV 2025» kann direkt über HEUTE UND MORGEN bezogen werden (kostenpflichtig). Die Studie enthält neben umfangreichen digitalen Trendanalysen im Zeitverlauf zahlreiche weitere Ergebnisse zu den diesjährigen Schwerpunktthemen Elektronische Patientenakte (ePA) und Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) sowie viele Handlungsempfehlungen für die Krankenkassen. Die Ergebnisse werden für unterschiedliche Zielgruppensegmente und Digitalisierungstypen differenziert.


Einzelergebnisse liegen für folgende Krankenkassen vor: AOK Baden-Württemberg, AOK Bayern, AOK Niedersachsen, AOK Nordost, AOK Nordwest, AOK Plus, AOK Rheinland/Hamburg, Audi BKK, Barmer, BKK firmus, DAK Gesundheit, hkk Krankenkasse, IKK classic, KKH Kaufmännische Krankenkasse, SBK, Techniker Krankenkasse (TK).


Studieninfos und Bestellung
https://heuteundmorgen.de/studien/ueberblick-gkv-studien/techmonitor-gkv-2025/ 

 

Quelle: HEUTE UND MORGEN