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Medizin |

Virtuelles Krankenhaus NRW weitet Indikationen aus

Die Corona-Krise war ein ungeplanter Kickstarter für das virtuelle Krankenhaus NRW. Jetzt geht es los mit telemedizinischen Pilotprojekten jenseits der Intensivmedizin.

Quelle: © Land NRW/Ralph Sondermann

Als die Corona-Pandemie im März 2020 über Deutschland kam, war das für das Virtuelle Krankenhaus (VK) NRW wie ein Sprung ins kalte Wasser: „Wir haben noch vor Gründung der Trägergesellschaft Maßnahmen ergriffen, um die Intensivstationen optimal zu versorgen“, sagte Nadja Pecquet, Geschäftsführerin der Virtuelles Krankenhaus NRW gGmbH bei der Tagung eHealth.NRW, die am 14. September online stattfand.

 

Bis heute seien über die Telekonsil-Infrastruktur des VK 470 Patienten mit COVID-19 in insgesamt über 3000 Televisiten von intensivmedizinischen Experten der Universitätskliniken mitbetreut worden, so Prof. Dr. Gernot Marx vom UK Aachen. Marx betonte, dass die Quote der verlegten Patienten und die Sterblichkeit bei Behandlung in der VK-Infrastruktur geringer war als im Bundesdurchschnitt: „Das ist keine Studie, aber es ist ein Signal“, so Marx.

 

Neue Indikationen sollen sektorübergreifend sein

Nachdem es in Sachen COVID-19 dank Impfungen etwas ruhiger geworden ist, wird das VK jetzt den nächsten Schritt in Angriff nehmen: „Wir starten mit weiteren Indikationen in die Pilotphase“, so Pecquet bei der eHealth.NRW Konferenz. Konkret sind das jenseits von COVID und Infektiologie künftig die therapierefraktäre Herzinsuffizienz, die resektablen Lebertumoren und seltene Erkrankungen. Außerdem werden die infektiologischen Konsile ausgeweitet.

 

Als „Experten-Hubs“ fungieren die im Krankenhausentgeltgesetz als Zentren mit besonderen Aufgaben ausgewiesenen Häuser. „Spokes“ können alle anderen Krankenhäuser und auch niedergelassene Ärzte oder MVZ sein: „Die Nutzungsverträge liegen vor. Mit den KVen arbeiten wir gerade daran, möglichst aufwandsarm und flächendeckend die niedergelassenen Ärzte zu kontaktieren. Es geht uns auch um den Austausch über Sektorengrenzen hinweg“, betonte Pecquet.

 

Einen ersten Einblick in die Indikation resektable Lebertumore gab Prof. Dr. Ulf-Peter Neumann vom UK Aachen: „Bei Lebertumoren haben wir gute Daten, dass gemeinsame Diskussionen mit Spezialisten dazu führen, dass mehr Lokaltherapien durchgeführt werden und die Patienten signifikant länger überleben. Bisher haben wir diese Konsile mit Telefon, Fax und DVD gemacht.“ Im Rahmen des VK NRW Pilotprojekts und künftig in der Regelversorgung soll das jetzt etwas zeitgemäßer ablaufen: „Ich halte das für eine optimale Lösung, um die gemeinsame Diskussion in einem strukturierten Prozess in die Breite zu bringen und für jeden Patienten zur Verfügung zu stellen, ohne dass der Patient jedes Mal ins Zentrum fahren muss“, so Neumann.

 

Technisch neutral und nicht gewinnorientiert

Das VK NRW befindet sich in öffentlicher Trägerschaft und versteht sich als eine neutrale, unabhängige Plattform, mit der keine Gewinne erzielt, sondern Versorgungslücken geschlossen werden sollen. Technische Basis bildet die elektronische Fallakte (eFA), die mit kommerziellen Partnern umgesetzt wird. „Es geht nicht darum, eigene Software-Lösungen zu entwickeln. So sollen beispielsweise etablierte Videokonferenzsysteme im niedergelassenen Bereich weiter zum Einsatz kommen“, so Pecquet. Auf radiologischer Seite kooperiert das VK NRW unter anderem eng mit den nordrhein-westfälischen Radiologieverbünden und deren Technikpartnern. Eine Parallelinfrastruktur zur Telematikinfrastruktur (TI) sei das VK NRW nicht, betonte die Geschäftsführerin: „Wir werden die Integration in die bundesweite TI vorantreiben. Aber die eFA-basierte, datenschutzkonforme Plattform, die wir benötigen, wird die TI und wir auch die ePA kurzfristig nicht zur Verfügung stellen können.“