Kein einfacher Anfang für die neue Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU): Nachdem Ex-Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach nach den letzten GKV-Beitragserhöhungen kurz von dem Ampel-Aus noch – medial viel zitiert – versicherte, die Finanzen seien jetzt erstmal stabilisiert, muss die schwarzrote Koalition schon nach wenigen Tagen im Amt den Gesundheitsfonds mit 800 Millionen Euro stabilisieren. Fürs Gesundheitswesen ist das kein Riesenbetrag, aber er ist groß genug, um den Finanzminister zu beeindrucken.
Mehr Kompetenzen für die Pflege?
Nina Warken hatte derweil einen anderen Termin, der auch nicht leicht war, der ihr die Möglichkeit gab, erste Akzente zu setzen. Ein Bündnis von Sozialorganisationen übergab der Ministerin am Montag eine Petition mit rund 143.000 Unterschriften, die unter dem Hashtag #StarkFürPflege eine umfassende Pflegereform forderte.
Warken nahm den Ball auf und zeigte sich offen. Pflege, so die Ministerin, könne mehr, als sie bislang [in Deutschland, d. R.] dürfe. Diese Kompetenzen müssten stärker genutzt werden, und überhaupt müsse der Pflegeberuf in Zeiten einer alternden Gesellschaft attraktiver gemacht werden.
Hoffnung auf Telemedizin-Boost
Die Telemedizin-Branche wird das gerne hören. Überhaupt erhält Warken aus der Digital-Health-Branche positive Bewertungen: „Der Amtsantritt von Nina Warken bietet die Chance, Telemedizin endlich als feste Versorgungsebene im deutschen Gesundheitssystem zu etablieren“, sagt etwa Julian Simon, Geschäftsführer der TeleClinic. Nötig dafür seien innovationsfreundliche Rahmenbedingungen, die Standardversorgung und telemedizinische Versorgung gleichwertig behandeln, außerdem Investitionssicherheit schaffen und konstruktiven Wettbewerb fördern.
Positiv gestimmt ist auch Christoph Viebig, Head of Strategy by der CKM Group, einem Spezialisten für digital gestützte Präventionsangebote: „„Mit Nina Warken übernimmt eine unvoreingenommene Persönlichkeit das Gesundheitsressort der neuen Bundesregierung – eine Chance für neue Impulse und Lösungen in der Gesundheitsversorgung. Besonders wichtig ist jetzt der Ausbau digitaler und hybrider Angebote, etwa in Vorsorge, Labordiagnostik, Suchterkrankungen oder der Krebsfrüherkennung.“
Blick von außen als Vorteil
Für Dirk Wolters, Geschäftsführer des Netzwerktechnik-Anbieters NeTec, ist Warkens bisher fehlende Erfahrung im Gesundheitswesen nicht automatisch ein Nachteil. Wichtiger als der richtige „Stallgeruch“ seien im Zweifel Führungsstärke und die Fähigkeit, die im Gesundheitswesen und im Ministerium vorhandene Expertise konstruktiv einzubinden. Oliver Struckmeier, Geschäftsführer der Agentur The Medical Network sieht das ähnlich: „Nina Warken übernimmt das Amt der Bundesgesundheitsministerin ohne eine gesundheitspolitische Vergangenheit – genau darin liegt ihre Chance. Wer keine Altlasten mitbringt, sieht die Herausforderungen des Systems mit einem frischen Blick und kann dadurch neue Impulse setzen.“