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Medizin |

Wird die KI zum Hautkrebs-Radar?

Ganzkörperuntersuchungen gelten als Goldstandard für die Hautkrebsfrüherkennung. Lässt sich das Screening mittels KI optimieren?

Bild: © DermEngine

Laufen wir irgendwann einmal im Jahr nackt in eine Art Security-Scanner, wie wir sie vom Flughafen kennen, und lassen unsere Haut von oben bis unten mit Unterstützung durch künstliche Intelligenz abscannen? Das zumindest ist eine Vision, an die Forschungsarbeiten zur mit künstlicher Intelligenz (KI) hinterlegten Ganzkörperfotographie (total body photography, TBP) denken lassen, die in den letzten Jahren veröffentlich wurden. Insbesondere die dreidimensionale TBD kam dabei der Sensitivität und Spezifität von Dermatolog:innen recht nahe [1]. Der Vorteil ist klar: Muttermale und Nävi müssen nicht mühsam einzeln abfotografiert und in ein KI-System gefüttert oder per Teledermatologie versendet werden. Das Screening erfolgt quasi in einem Aufwasch, und nur in Zweifelsfällen werden Arzt oder Ärztin hinzugezogen.

 

Eine aktuelle randomisierte Studie hat jetzt eine teledermatologisch mit sequenzieller digitaler Dermoskopie hinterlegte, nicht KI-basierte 3D-TBP zusätzlich zur Standardversorgung bei Menschen mit hohem Melanom-Risiko verglichen mit nur Standardversorgung, was bei diesen Hochrisikopatienten in der Regel dermatologische Inspektion in regelmäßigen Abständen bedeutet [2]. Die Studie lief über zwei Jahre, und in der Interventionsgruppe war die Zahl der detektierten Melanome numerisch niedriger. Auch wenn bei nur 314 Teilnehmer:innen die Signifikanz verfehlt wurde, spricht das Ergebnis doch für einen Effekt der Intervention, der durch KI-Einsatz möglicherweise noch verbessert werden könnte.

 

Die Hautkrebsfrüherkennung gilt ohnehin als eine der Paradedisziplinen für den klinischen KI-Einsatz. Allerdings schlägt den KI-Tools in diesem Bereich seitens der Dermatolog:innen immer noch ein gewisses Misstrauen entgegen. Hier setzen Tools an, die ihre Diagnosen mit fachspezifischen Erläuterungen versehen, so genannte Explainable Artificial Intelligence (XAI) Systeme. Auch hierzu wurde jüngst wissenschaftlich publiziert [3] [4]. Demnach erhöhen XAI Systeme nicht nur das Vertrauen und die Sicherheit auf Seiten der Demarzolog:innen, sondern verbessern auch deren Diagnosegenauigkeit im Vergleich zu einer Befundbewertung ohne KI. Der Nutzen ist dabei bei komplexeren Fällen besonders groß.

 

Weitere Informationen

Vom 10—13. September 2025 findet der 35. Deutsche Hautkrebskongress in Essen statt:

www.ado-kongress.de

 

Literatur:

[1] Cerminara SE et al. Eur J Cancer 2023; 190:112954. https://doi.org/10.1016/j.ejca.2023.112954  

[2] Soyer HP et al. JAMA Dermatol 2025;161(5):472–481. https://doi.org/10.1001/jamadermatol.2025.0211

[3] Chanda T et al. Nat Commun 2024; 15:524. https://doi.org/10.1038/s41467-023-43095-4

[4] Chanda T et al. Nat Commun 2025; 16:4739. https://doi.org/10.1038/s41467-025-59532-5