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Medizin |

DiGA: Kasse will Testphase

Der neue Barmer Arztreport hat sich mit digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) beschäftigt. Die Ergebnisse erlauben unterschiedliche Blickwinkel.

Bild: © MQ-Illustrations – stock.adobe.com, 489160051, Stand.-Liz.

Der Barmer-Arztreport basiert auf Routinedaten und einer Umfrage unter rund 1700 Patient:innen sowie rund 1000 Ärztinnen und Ärzten bzw. Psychotherapeut:innen. In den zwölf Monaten vor der Befragung Ende 2023 haben demnach 56 Prozent der Behandelnden zumindest einmal eine DiGA verordnet. Das ist mehr, als viele erwartet haben dürften, aber die Barmer framet das Ergebnis anders: Die DiGA, so die Krankenkasse, blieben weiterhin hinter den Erwartungen zurück.

 

Die Verordnungszahlen zumindest steigen kontinuierlich, wie Abbildung 1 zeigt. Interessant dabei ist, dass zumindest bei der Barmer rund zwei Drittel der DiGA-Rezipienten Frauen sind. Das dürfte den recht hohen Anteil frauenmedizinischer DiGA widerspiegeln. DiGA-Hochburgen aus regionaler Sicht sind demnach Berlin, Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Schleswig-Holstein.

Abb. 1: Beantragung von DiGA je Monat bei der Barmer seit Launch des Angebots

 

Die Barmer hat auch gefragt, wie regelmäßig die DiGA von den Patient:innen genutzt wird. Auch diese Quoten sind so schlecht nicht. Fast 78 Prozent nutzen die DiGA wenigstens zwei- bis dreimal pro Woche, immerhin 38 Prozent täglich. Allerdings beendet auch rund ein Drittel die Therapie vorzeitig, also vor Ablauf des üblichen 90-Tage-Fensters. Das allerdings ist bei Medikamenten in der Regel nicht anders. Vor dem Hintergrund dieser letzten Daten fordert die Barmer bei DiGA eine 14-tägige Testphase: Nur bei Patient:innen, die dabei bleiben und einen Nutzen spüren, sollen die 90 Tage dann auch bezahlt werden, stellt sich die Krankenkasse vor.

 

Interessant ist die Frage zu den Gründen des DiGA-Abbruch. Die Antworten zeigen, wo noch Verbesserungspotenziale sind. Fehlende Effektivität ist ein Thema, aber auch technische Probleme und Schwierigkeiten mit den Inhalten treten auf (Abbildung 2).

Abb. 2: Gründe für Beendigung der DiGA-Nutzung

 

Auf ärztlicher Seite gibt es weiterhin einen gewissen Weiterbildungsbedarf in Sachen DiGA. Gute ein Viertel schätzt die eigenen DiGA-Kenntnisse als gut oder sehr gut ein, immerhin rund ein Drittel als schlecht oder sehr schlecht. Gut 43 Prozent sagen, dass die Informationen zu den DiGA für Ärztinnen und Ärzte unzureichend sind, weitere 37 Prozent finden sie zumindest teilweise unzureichend.

 

TEXT: Philipp Grätzel von Grätz, Chefredakteur E-HEALTH-COM