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Vernetzung |

Dresdner Uniklinikum startet Navigator-App unter Mithilfe von Schülerteam

Christian, Leonore und Hannes (v.l.n.r.) gehören zum Galileo-Team des Dresdner Marie-Curie-Gymnasiums, ohne das die Entwicklung des „Carus-Navigators“ nicht möglich gewesen wäre. Foto: Uniklinikum Dresden / Holger Ostermeyer

Der Weg zu den Kliniken, Instituten und Zentren des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden ist via Internet ab sofort schneller und unkomplizierter zu finden: Ein neuer, kostenlos als Smartphone-App und im Internet verfügbarer Navigator, führt Patienten und Besucher auf optimalen – und falls erforderlich barrierefreien – Routen zu den verschiedenen Einrichtungen des Uniklinikums. Das große Engagement eines Schülerprojekts des Dresdner Marie-Curie-Gymnasiums hat die detailreiche Umsetzung des Navigators ermöglicht.

 

Die Gymnasiasten haben für die App über 300 Datensätze zu den Einrichtungen des Klinikums akribisch überprüft und umfassend ergänzt sowie Routen zwischen den Gebäuden analysiert und kartographiert. Dadurch können die Nutzer nun mit einem Blick auf das Smartphone-Display oder den Computerbildschirm sehen, wo sich die Kliniken und deren richtige Zugänge befinden. Fotos von den Eingangsbereichen helfen denjenigen, denen das Orientieren mit Karten schwerfällt. Während die Schüler die Inhalte aufbereiteten, sorgten Spezialisten der TU Dresden dafür, dass die erfassten und aufbereiteten Daten im Netz oder über die App gesucht und optimal angezeigt werden. Das Ergebnis ist eine einfach zu bedienende Anwendung, die Patienten und Besuchern den Weg zu Notaufnahmen, Kliniken und Zentren deutlich erleichtert.


Rund 35 Hektar – das entspricht der Fläche von rund 50 Fußballfeldern – misst das Kerngelände des Universitätsklinikums. In rund 60 der über 100 auf dem Gelände befindlichen Gebäude werden Patienten behandelt. Diese Zahlen machen deutlich, dass der Weg zur richtigen Klinik insbesondere für Ortsunkundige eine Herausforderung darstellt. Aufbauend auf der Systematik des 2014 völlig neu gestalteten Wegeleitsystem auf dem Campus des Universitätsklinikums entwickelten Schüler des Marie-Curie-Gymnasiums einen online sowie auf Mobilgeräten verfügbaren digitalen Lageplan. „Dieser Plan ist der nächste konsequente Schritt, Patienten und Besuchern die Orientierung auf dem Campus zu erleichtern“, lobt Wilfried Winzer, Kaufmännischer Vorstand des Universitätsklinikums die Gymnasiasten. „Ich bin begeistert über das Engagement der Schülerinnen und Schüler. Es ist ihnen nicht nur gelungen, den Service für unsere Patienten und Besucher weiter zu verbessern, sondern sie haben etwas geschaffen, das in der deutschen Krankenhauslandschaft seinesgleichen sucht. Dass eine kleine Gruppe von Gymnasiasten so etwas auf ehrenamtlicher Basis schafft, ist ungewöhnlich und verpflichtet uns zu großem Dank“, so Wilfried Winzer weiter.


Der Carus-Navigator bietet eine kompakte Übersicht über alle Notaufnahmen, Kliniken, Zentren sowie Besucher- und Serviceeinrichtungen. Mit einem Klick erfährt der Nutzer, in welchem Haus sich sein gesuchtes Ziel befindet, mit einem weiteren Klick kann zur Internetseite der jeweiligen Klinik oder Einrichtung gesprungen werden, um sich dort beispielsweise über Sprechzeiten oder Telefonnummern zu informieren. Ebenso einfach lässt sich per Fingerdruck auf das im Touchscreen abgebildete Gebäude anzeigen, welche Einrichtungen sich in diesem Haus befinden. Eine leistungsfähige Suchfunktion hilft dabei, bestimmte Häuser oder Kliniken bis hin zu Stationen oder Ambulanzen zu finden.


Barrierefreie Navigation durch das Klinikumsgelände
Herzstück des Navigators ist ein leistungsfähiges Routingsystem, das dem Nutzer den optimalen Weg vom Standort zum gewünschten Ziel zeigt und ihn auf Wunsch zum Ziel navigiert. Möglich wird die Navigation durch das Globale Positionsbestimmungssystem (GPS), das den Standort auf wenige Meter genau bestimmen kann. Beim Start an der Arbeit des Carus-Navigators war es den Mitgliedern des Galileo-Projekts zudem wichtig, auch bei diesem neuen Vorhaben die speziellen Bedürfnisse von Rollstuhlfahrern beziehungsweise anderen Patienten und Besuchern mit eingeschränkter Mobilität zu berücksichtigen. Teilt der Nutzer der neuen App mit, dass ein barrierefreier Weg erforderlich ist, wird die Wegführung entsprechend angepasst und der Nutzer zu einem barrierefreien Eingang ins Gebäude geführt.


Das Wissen um die besondere Infrastruktur des Dresdner Universitätsklinikums haben sich die Schüler durch intensive Recherchen angeeignet. Dazu waren sie immer wieder auf dem Klinikumscampus unterwegs, haben sich vor Ort umgeschaut und die Möglichkeiten ausprobiert und dokumentiert, wie sich die Gebäude, Ambulanzen und Stationen mit dem Rollstuhl erreichen lassen. Neben der Campus-Navigation für Fußgänger und für Menschen mit Handicaps kann der Carus-Navigator auch Routen für Fahrer von Autos und Fahrrädern berechnen, die von weiter entfernten Zielen ins Klinikum kommen. Wie diese Recherchen am besten anzugehen und die Ergebnisse zu dokumentieren sind, wussten die Schüler aus einem Vorgängerprojekt. Dabei hatten sie einen elektronischen Stadtführer für Rollstuhlfahrer auf den Weg gebracht.


Gymnasiasten und Fachexperten an einem Tisch
Der Navigator selbst und die App für das Uniklinikum ist das Ergebnis einer intensiven Kooperation zwischen dem Galileo-Projekt, einem Schülerprojekt des Marie-Curie-Gymnasiums Dresden, der Fakultät Bauingenieurwesen der TU Dresden sowie dem Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden. Galileo ist eine seit 2003 bestehende AG für Schüler der 5. bis 12. Klasse. Startpunkt für das Projekt war ein GPS-geführter Rundgang durch die Dresdner Altstadt auf barrierefreien Routen, der seither kontinuierlich weiterentwickelt wurde. Das Projekt unter der Leitung von der heute um Ruhestand befindlichen Lehrerin Anita Wolf erhielt große Aufmerksamkeit der Dresdner Medien und wurde mehrfach ausgezeichnet. „Nach den Berichten über den digitalen Stadtrundgang für Rollstuhlfahrer erhielten wir die Anfrage aus dem Uniklinikum, ob es auch möglich sei, eine App für Patienten und Besucher des Klinikumscampus zu entwickeln. Das war eine spannende Herausforderung für uns, die wir gern angenommen haben“, so Anita Wolf.


Das technische Know-how zur IT-seitigen Umsetzung der Idee und Programmierung des Navigators fand sich an der TU Dresden: Die Fakultät Bauingenieurwesen zeichnet sich verantwortlich für den „Campus-Navigator“ der TU-Dresden, der die Darstellung sämtlicher TU-Campuskarten samt Navigationsfunktion umfasst, und darüber hinaus auch Etagenpläne und Raumbelegungen integriert. Technische Basis bildet die Routing-Technologie und das Kartenmaterial von Open Street Maps (OSM), das auch beim Carus-Navigator eingesetzt wird. Basierend auf der vorhandenen Technik entwickelten die Experten der TU Dresden einen speziell auf die Bedürfnisse des Medizin-Campus ausgerichteten Navigator.


Das Universitätsklinikum koordinierte die Zusammenarbeit der Projektbeteiligten und stand den Schülern bei der Entwicklung insbesondere mit Informationen und Daten zu den über 300 Einrichtungen des Universitätsklinikums, die im Navigator berücksichtigt wurden, zur Seite. Darüber hinaus stellt das Klinikum die technische Infrastruktur bereit, die zum Betrieb des Systems erforderlich ist.


Zwei Jahre Entwicklungszeit und viele Vor-Ort-Besuche

In der rund zweijährigen Entwicklungszeit galt es zunächst, sich einen Überblick über die im Navigator zu berücksichtigenden Ziele für Patienten und Besucher zu verschaffen. Christian Wächter, einer der am Projekt beteiligten Schüler der 11. Klasse, beschreibt den Entstehungsprozess so: „Bisher kannten wir das Uniklinikum nur als Patienten. Um die App zu erarbeiten, war es notwendig, unzählige Informationen so zu verarbeiten, dass eine sichere und sinnvolle Navigation zur gewünschten Einrichtung für die Besucher möglich ist. Darüber diskutierten wir lange. Zum Beispiel haben wir entschieden, dass die Navigation am Hauseingang aufhört. Manche wollten, dass man bis zum OP-Saal geführt wird, aber das wurde verworfen, weil man dorthin von Ortskundigen gebracht wird. Außerdem funktioniert GPS innerhalb von Gebäuden nicht mehr genau genug.“


Während der Vor-Ort-Besuche wurde jeder relevante Gebäudeeingang fotografiert. Die Bilder sind im Navigator abrufbar und erleichtern so das Auffinden des richtigen Eingangs. Immer wieder wurden Daten und Wege abgeglichen und korrigiert – insbesondere die aufgrund von Baumaßnahmen oder strukturellen Änderungen erforderlichen Umzüge von Einrichtungen entpuppten sich hierbei als Herausforderung. So wurde die möglichst einfache Bedienbarkeit des Systems zu einem wichtigen Punkt im Pflichtenheft, um die Aktualisierung von Standorten und Gebäuden so unkompliziert wie möglich zu halten. Auf Basis dieser Beschreibung aller Funktionen konnten die Entwickler die Online-Version und die Apps programmieren, die abschließend auf Herz und Nieren geprüft wurden.
Der Navigator ist unter der Internetadresse www.uniklinikum-dresden.de/lageplan zu erreichen. Die App für Android-Geräte kann im Playstore unter „UKD-Navigator“ kostenlos heruntergeladen werden, während die iOs-Version für Apple-Geräte unter gleichem Namen im Apple Store etwas später erscheint.


Was ist OpenStreetMap?
Das im Jahre 2004 gegründete Projekt hat das Ziel, eine Weltkarte zu schaffen, die frei von den üblichen Copyright-Rechten ist. Dazu sammeln Freiwillige weltweit Daten über Straßen, Eisenbahnen, Flüsse, Wälder, Häuser und alles andere, was gemeinhin auf Karten zu sehen ist. Weil die Daten ehrenamtlich erhoben und keine bereits existierende Karten kopiert werden, bleiben alle Rechte beim Open¬StreetMap-Projekt (OSM). Das trifft auch für die von den Dresdner Gymnasiasten erhobenen und für den Carus-Navigator aufbereiteten Daten und Fotos. Die OSM-Daten darf jeder Nutzer lizenzkostenfrei einsetzen und weiterverarbeiten.

Quelle: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden