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„KV-Telematik“ der Apotheker nimmt Fahrt auf

© contrastwerkstatt

Die Apotheker wollen digital stärker sichtbar werden. Bei der Expopharm feiert die kürzlich gegründete Netzgesellschaft Deutscher Apotheker (NGDA) jetzt ihren Einstand feiern.

 

Die Apotheker gelten in Sachen eHealth-Politik als gebrannte Kinder. Bei der Umsetzung des bundeseinheitlichen Medikationsplans und dessen Vergütung war die Fachgruppe lange außen vor geblieben, und auch bei der Spezifizierung des digitalen Medikationsplans spielten die Apotheker nur eine Nebenrolle.

 

Einen der Gründe sahen viele Apotheker bisher darin, dass ihre Verbände IT-technisch nicht optimal aufgestellt waren. Während die Kassenärzte mit ihrer rechtlich eigenständigen KV Telematik Standards setzen und Ärzte in großer Zahl ans Netz holen, gab es Vergleichbares bei den Apothekern bisher nicht.

 

Elektronische Identität der Apotheker soll kommen

Das soll die formal im April 2017 gegründete NGDA jetzt ändern. Bei der derzeit in Düsseldorf stattfindenden Apothekermesse Expopharm feiert die NGDA ihren Einstand für die Fachöffentlichkeit. Die NGDA hat ihren Sitz in Eschborn und gehört rechtlich zur Avoxa Mediengruppe Deutscher Apotheker, einem Tochterunternehmen des Spitzenverbands ABDA. Geschäftsführer der NGDA ist Christian-Olaf Krüger. Er ist Apotheker und leitete bisher den Geschäftsbereich Digitale Dienste bei der Avoxa GmbH. Zuvor war er 20 Jahre in der Software- und Beraterbranche.

 

Eines der wichtigsten ersten Projekte der NGDA ist die Etablierung einer eindeutigen elektronischen Identifikation für Apotheken. „Dadurch wird die tägliche Arbeit in der Offizin viel einfacher, beispielsweise bei elektronischen Bestellungen, für die Apotheker derzeit noch viele verschiedene Passwörter haben“, so Krüger im Interview mit den Kollegen der PZ.

 

Konkurrenzprojekt zu SMC-B und Co?

In weiteren Ausbaustufen soll es nicht nur den Apotheken, sondern auch einzelnen Personen ermöglicht werden, sich eindeutig elektronisch zu identifizieren. Zwingend erforderlich ist die elektronische Identität der „Einrichtung Apotheke“ ab Februar 2019. Zu diesem Zeitpunkt startet securPharm, eine IT-Infrastruktur, die dem Schutz vor Arzneimittelfälschungen dient.

 

Dass mit der „NGDA-Identität“ eine Art Konkurrenzinfrastruktur zu elektronischem Heilberufsausweis und den elektronischen Einrichtungsausweisen der gematik („SMC-B“) installiert wird, ist den Apothekern durchaus bewusst. „Wann dieses Verfahren funktionieren wird, steht aber noch lange nicht fest. SecurPharm dagegen muss bis Februar 2019 laufen, deswegen haben wir schon frühzeitig ein weiteres sicheres Verfahren entwickelt, über welches wir Apotheken legitimieren können“, so Krüger gegenüber der PZ.

 

Das Ganze erinnert ein wenig an die diversen alternativen elektronischen ID-Projekte der Kassenärztlichen Vereinigungen, die lange lautstark angepriesen und jetzt, angesichts der TI-Einführung, zugunsten von SMC-B und elektronischem Heilberufsausweis wieder rückabgewickelt werden. Man wolle von den Erfahrungen der KVen beim Aufbau ihrer IT-Infrastrukturen profitieren und aus Fehlern lernen, so Krüger. Hoffentlich lernt man das richtige.


Text: Philipp Grätzel von Grätz, Chefredakteur E-HEALTH-COM