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Health-IT |

Viele User unzufrieden mit Klinik-IT

© pix4U

Die Usability der klinischen Arbeitsplatzsysteme in Deutschland ist verbesserungsfähig. Gute Noten erhält dagegen der Support.

 

34 Prozent der Ärzte sind mit der Benutzerfreundlichkeit ihres klinischen Arbeitsplatz-Systems  nicht zufrieden, und knapp die Hälfte hält ihr IT-System in der Handhabung, wenn nicht für ungenügend, dann nur für „ausreichend“. Das zeigt eine neue Anwenderbefragung zur Zufriedenheit mit klinischen IT-Systemen. Untersucht wurde in der Studie nicht nur die Gesamtzufriedenheit von über 2.300 klinischen Anwendern an insgesamt 28 deutschen Krankenhausstandorten, sondern auch system- und berufsspezifische Aspekte der IT-Benutzerfreundlichkeit im Krankenhaus.

 

Mehr Usability, weniger Klicks: Was sich die Anwender wünschen

Ginge es nach Sicht der klinischen Anwender, sollten klinische Arbeitsplatz-Systeme flexibler, übersichtlicher und stärker an einer guten Usability orientiert sein. Verbesserungen wünschen sich Fachkräfte aus der Pflege beispielsweise bei der Medikamenteneingabe und für das Wundmanagement. Insbesondere die Umständlichkeit der Systeme und zu viele Arbeitsschritte im Arbeitsplatz-System behinderten Ärzte und Pflegedienst bei der effizienten Ausübung ihrer klinischen Tätigkeiten. Zu diesem Ergebnis kommt die Anwenderbefragung, die auf Initiative des KH-IT Bundesverbands durch Prof. Dr. Anke Simon von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) realisiert und am letzten Mittwoch auf der 50. Jubiläumstagung des KH-IT Verbands in Mainz vorgestellt wurde.

 

Damit trifft die Studie den bereits zum diesjährigen Deutschen Ärztetag formulierten Beschluss im Kern, demzufolge die IT am ärztlichen Arbeitsplatz benutzerfreundlicher werden muss: Nicht nur veraltete, langsame und oft wenig ergonomische Hard- und Software wurden dort bemängelt. Auch negative Auswirkungen auf die Patientensicherheit durch erhöhte Fehleranfälligkeit und fehlende Zeit in der Patientenversorgung sowie eine Verringerung der Attraktivität des Ärzteberufes seien die Folge, hieß es dort.

 

Lob für IT-Support und digitale Patientenakten

Was die Anwenderbefragung umgekehrt jedoch auch zeigte, war, dass nicht alle IT-Systeme per se als schlecht bewertet wurden: „Einige Systeme erreichen gute Zufriedenheitswerte“, so die Studienleitung. Der Aufgabenzuschnitt und die Begrifflichkeiten der Software seien in aller Regel aus Sicht der User auf das medizinische Arbeitsgebiet angepasst.

 

Positiv bewertet wurden außerdem die Ablöse handschriftlicher Aktenführung durch die Digitalisierung hin zur papierlosen Patientenakte sowie der IT-Service allgemein hinsichtlich Erreichbarkeit, Leistungsbereitschaft, Problembewusstsein bis zur geduldigen Hilfestellung auch bei unerfahrenen Mitarbeitern.

 

Standard-Software schneidet im Durchschnitt besser ab

An der Anwenderbefragung beteiligten sich neben dem Ärztlichen Dienst und der Pflege als Hauptzielgruppen auch klinische Mitarbeiter aus Medizintechnik, Schreibdienst und Verwaltung. In den modularen Fragebögen fragten die Wissenschaftler die Zufriedenheitswerte der klinischen User mit ihren jeweiligen KIS/KAS für unterschiedliche Dimensionen der Benutzerfreundlichkeit ab, u.a. zur Aufgabenangemessenheit, Erwartungskonformität und Erlernbarkeit.

 

„Beim Vergleich mit branchenübergreifenden Benchmarks hat sich gezeigt, dass die Zufriedenheit der Anwender klinischer AP-Systeme sogar noch unterhalb der Zufriedenheit mit Standard-Softwaresystemen wie Word und SAP liegt“, stellte Prof. Dr. Simon auf der KH-IT Tagung fest. Aus Forschungssicht seien die Daten objektiv und eindeutig, jedoch noch nicht repräsentativ, konstatierte die Wissenschaftlerin und sprach sich für eine Erweiterung der Datenbasis aus, um möglichst alle Provider der klinischen AP-Systeme abzudecken.

 

Noch wichtiger sei allerdings die Einleitung gezielter Verbesserungsmaßnahmen: „Um die seit drei Jahrzehnten bekannten Missstände und Mängel zu beheben, brauchen wir dringend eine konzertierte Aktion der IT-Leiter in Zusammenarbeit mit dem Ärztlichen Dienst, dem Pflegedienst und den Krankenhausleitern unter Einbeziehung der System-Provider“, so ihr Fazit.

 

Text: Anna Engberg, Redaktion E-HEALTH-COM