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Über eine Milliarde Euro soll in eines der größten Forschungsprojekte gehen, die die Welt je gesehen hat. Forscher aus 23 Ländern arbeiten an einer Computersimulation des menschlichen Gehirns. Das soll die IT und die Medizin voranbringen.
Das „Human Brain Project“ (HBP) ist ein Konsortialprojekt, das seit Jahren vorbereitet wird und das mit der Zusage von Fördergeldern der EU und anderer Geldgeber in Höhe von 1,19 Milliarden Euro jetzt in die entscheidende Phase geht. Mithilfe ambitionierter IT-Plattformen und unter Einsatz zahlreicher Supercomputer möchten Wissenschaftler das gesamte Wissen über das menschliche Gehirn zusammenführen.
Auf diese Weise sollen einerseits Denkprozesse simuliert werden, was die IT-Forschung, die Entwicklung von Hochleistungsrechnern und die Neurorobotik voranbringen soll. Andererseits geht es auch um medizinische Simulationen, beispielsweise von neuropsychiatrischen Erkrankungen und von Arzneimittelwirkungen.
Professor Karl-Heinz Meier von der Universität Heidelberg ist einer der Ko-Direktoren bei dem von der Schweiz aus koordinierten Projekt. Er ist verantwortlich für die Entwicklung von einer der sechs Projektplattformen, der „Plattform für neuromorphes Rechnen“. Sie soll zur Entwicklung völlig neuer Softwaretypen beitragen: „Neuromorphe Systeme sollten wichtige Eigenschaften des Gehirns aufweisen, etwa Fehlertoleranz, Lernfähigkeit und einen sehr geringen Energieverbrauch“, so Meier. Diese Eigenschaften können auch für Softwarelösungen im medizinischen Umfeld relevant sein.
Am Jülicher Institut für Neurowissenschaften und Medizin (INM) werden im Rahmen der „Brain Simulation Platform“ des HBP wesentliche Teile der geplanten Modellierung des Gehirns stattfinden: „Wir erstellen ein virtuelles Gehirn, in dem die räumliche Organisation von der Ebene des Moleküls bis zum komplexen Funktionssystem erfasst wird“, sagt INM-Direktorin Professor Katrin Amunds. Anhand dieses „multimedialen Gehirnatlas“ können dann zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen simuliert werden. Oder es kann digital durchgespielt werden, welche Effekte bestimmte Arzneimittel haben.
Neben diesen beiden Plattformen sind im Rahmen des HBP auch noch eine Medizininformatik-Plattform, eine Neurorobotik-Plattform, eine High-Performance-Computing-Plattform und eine Neuroinformatik-Plattform vorgesehen.