Wenige Monate bevor alle Arztpraxen verbindlich die elektronische Patientenakte (ePA) anbieten müssen, fühlt sich erst rund jede zweite Arztpraxis in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern gut gewappnet für die ePA-Einführung. Die andere Hälfte der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte fühlt sich hingegen noch nicht gut vorbereitet, weil noch eine oder mehrere technische Voraussetzungen für den ePA-Anschluss fehlen. Das ergab eine Umfrage der AOK Nordost unter rund 700 niedergelassenen Arztpraxen in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.
Zum 1. Juli sind alle niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sowie Zahnärztinnen und Zahnärzte gesetzlich verpflichtet, ihre Praxen an die ePA anzubinden. In Berlin und Brandenburg fühlen sich rund 50 Prozent der telefonisch befragten Arztpraxen gut dafür vorbereitet. In Mecklenburg-Vorpommern liegt dieser Wert nur bei 38 Prozent.
AOK Nordost informiert rund 3.000 Arztpraxen zum ePA-Anschluss
Die AOK Nordost bietet seit dem 1. Januar 2021 allen Versicherten die elektronische Patientenakte „AOK Mein Leben“ zum Download an. Bislang befindet sich die ePA noch in der Testphase, erst nach und nach wird sie ihre Vorteile ausspielen. „Die elektronische Patientenakte hat das Potential, die Behandlungsqualität zu optimieren und Doppeluntersuchungen zu vermeiden. Doch nur wenn die Ärztinnen und Ärzte von der ePA überzeugt sind, werden sie ihren Patientinnen und Patienten die Nutzung der ePA auch empfehlen. Deshalb engagieren wir uns bei diesem Thema“, sagt Daniela Teichert, Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost.
Konkret wird das Team der Arztberaterinnen und Arztberater der AOK Nordost in den kommenden Monaten rund 3.000 Arztpraxen in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern kontaktieren und mit Informationen zum ePA-Anschluss versorgen. Bei Bedarf bieten die Arztberaterinnen und Arztberater auch Unterstützung an.
Arztvideo bringt die Vorteile der ePA auf den Punkt
Zudem hat die AOK Nordost in Kooperation mit dem Think Tank health innovation hub (hih) ein Video produziert, in dem der niedergelassene Schmerztherapeut Dr. Philipp Stachwitz die Vorteile der ePA aus ärztlicher Sicht auf den Punkt bringt. Die Arztberaterinnen und Arztberater werden das knapp dreiminütige Video nutzen, um den ePA-Rollout ins Rollen zu bringen. Es ist hier abrufbar.
Nur bei Kartenlesegeräten sieht es gut aus
Die Umfrage unter 700 Arztpraxen liefert auch Informationen dazu, wo konkret es beim ePA-Anschluss noch hapert. So verfügen zwar 72 Prozent der Arztpraxen laut Eigenangabe bereits über einen für die Telematik-Infrastruktur zugelassenen Konnektor. Bislang hat aber nur ein Bruchteil der Praxen das notwendige Konnektor-Update erhalten, um die ePA auch nutzen zu können. Hier müssen noch Voraussetzungen geschaffen werden.
Ein entsprechend aktualisiertes Kartenlesegerät ist in 67 Prozent der Praxen vorhanden. In Mecklenburg-Vorpommern liegen die Werte hier signifikant niedriger als in Berlin und Brandenburg.
Nachholbedarf beim Heilberufsausweis und beim Update der Praxissoftware
Nachholbedarf gibt es in allen drei Bundesländern auch noch beim elektronischen Heilberufsausweis (eHBA). Ärztinnen und Ärzte müssen ihn bei der zuständigen Landesärztekammer beantragen, um die ePA nutzen zu können. Erst 34 Prozent der befragten Ärztinnen und Ärzte haben den eHBA bereits, 36 Prozent haben ihn beantragt. 27 Prozent der befragten Ärztinnen und Ärzte haben sich noch nicht um dieses Thema gekümmert.
Auch beim notwendigen Update des Praxisverwaltungssystems (PVS) sollten die Arztpraxen insbesondere in Mecklenburg-Vorpommern aktiver werden, um Strafzahlungen im dritten Quartal zu vermeiden. Erst in 22 Prozent der befragten Praxen ist das Update bereits erfolgt, 34 Prozent haben es beantragt. In Berlin und Brandenburg haben rund ein Drittel der Arztpraxen ihrem PVS-Dienstleister noch keinen entsprechenden Auftrag erteilt. In Mecklenburg-Vorpommern liegt dieser Wert sogar bei 63 Prozent.
Zur Umfrage
Für die Umfrage haben die Arztberaterinnen und Arztberater der AOK Nordost im Zeitraum vom 15. Februar bis 5. März 2021 insgesamt 700 Arztpraxen telefonisch kontaktiert und das Thema besprochen. Gesprächsparterinnen waren Ärztinnen und Ärzte (26 Prozent) sowie Praxispersonal (74 Prozent).
Quelle: AOK Nordost