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Health-IT |

Auf zum Zwischenspurt

Nach der verlängerten Corona-Pause will der Bundesgesundheitsminister der Digitalisierung des Gesundheitswesens jetzt einen Zwischenspurt verpassen. Es sprinten: KIM und das E-Rezept.

Bild: © sutadimages – stock.adobe.com, 205253062, Stand.-Liz.

Bis „Ende des Jahres“, das ist jetzt die offizielle Ansage von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach für den Rollout des E-Rezepts. Derzeit läuft eine Testphase, bei der bis Ende Sommer mehrere zehntausend E-Rezepte erstellt sein sollen. Das scheint langsam, aber kontinuierlich voranzugehen, sodass sich der Minister nach einer entsprechenden Ankündigung bei der DMEA mit dem Rollout bis Jahresende jetzt auch vor die Presse traute.

 

KIM nimmt bald die 10 Millionen Hürde

Besonders „volldigital“ sind die 15000 gemäß TI Dashboard der gematik bisher in Apotheken eingelösten E-Rezepte allerdings noch nicht. Die E-Rezept-App wird nach allem, was aus den Testpraxen zu hören ist, kaum bis gar nicht genutzt. Standardverfahren ist der Ausdruck des Barcode-Bogens, mit dem das Rezept dann „analogital“ in die Apotheke getragen wird. Das soll sich natürlich noch ändern. 

 

Etwas akuter als das E-Rezept ist die Einführung der eAU, die ab dem 1. Juli 2022 für die Arztpraxen verpflichtend ist. Dazu sind ein KIM-Dienst und eine KIM-Adresse im Verzeichnisdienst erforderlich. Wer sich auf dem TI Dashboard umsieht, der findet dort einen aktuellen Stand von über 9 Millionen KIM-Nachrichten, davon rund 7 Millionen eAUs. Die 10 Millionen dürften also demnächst gerissen werden. Hinter den 9 Millionen KIM Nachrichten verstecken sich u.a. auch 700.000 eArztbriefe. Außerdem wurde eine siebenstellige Zahl an so genannten eNachrichten verschickt, also KIM-E-Mails, die weder eAU noch eArztbrief sind.

 

Nicht ganz so einfach zu quantifizieren ist die Zahl der KIM-Adressen bzw. der Praxen, die schon über einen KIM Anschluss verfügen. In Berlin ist von etwa 52.000 Ärzt:innen die Rede, und davon, dass rund 25.000 schon zumindest einmal eine eAU über KIM geschickt hätten. Das sind aber nur Schätzungen.

 

Verzeichnisdienst macht Zicken

Dass es in Sachen eAU und KIM etwas Frust gibt, illustriert eine aktuelle Online-Umfrage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, an der sich im April rund 6000 Arztpraxen beteiligt hatten. Dort berichteten nur etwa 30 Prozent der Arztpraxen, die die eAU schon nutzen, dass die Sache gut laufe. Über 60 Prozent sagten, dass der Versand zeitweise nicht möglich sei. Als größtes Hindernis werden Probleme mit der Telematikinfrastruktur angegeben. Technische Probleme mit Software oder KIM-Dienst würden zum Teil über Monate nicht behoben.

 

Das Ganze ist deswegen etwas pikant, weil die KBV verantwortlich für die Einführung des KIM-Dienstes zeichnet und sich mit dieser Umfrage insofern auch selbst evaluiert hat. Eines der aktuellen Probleme scheint der Verzeichnisdienst zu sein, den die Ärzt:innen erst ab einem für Ende des Jahres vorgesehenen Relaunch selbst online aktualisieren können. Im Moment müssen Fehleinträge oder Veränderungen KV-seitig korrigiert werden. „Die kommen nicht hinterher“, sagte uns ein Kenner der Materie, der ungenannt bleiben möchte.

 

Der eHBA ist (weitgehend) da

Am elektronischen Heilberufsausweis scheitern dürften die Anwendungen eAU und E-Rezept in jedem Fall eher nicht. Zwar ist die Ärzteschaft mit Stand 4. Mai 2022 knapp 200.000 ausgestellten eHBA von Vollausstattung noch satte 49 % entfernt. So ganz klar, was das bedeutet, ist es allerdings nicht, denn viele bei der Kammer registrierte Ärzt:innen werden den eHBA erstmal gar nicht brauchen. Die Bundesärztekammer gibt im stationären Sektor einen Ausstattungsgrad von 35,5 % an. Im ambulanten Bereich sind es demnach 72,3 %.