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Vernetzung |

Augenexperten fordern barrierefreie Medizin-Apps

Foto: © pathdoc

Der Digitalisierung gehört auch in der Augenheilkunde die Zukunft. Der Patient wird dabei eine aktive Rolle spielen, indem er etwa Apps für Untersuchungszwecke oder zur Behandlungskontrolle nutzt. Damit auch sehbehinderte Menschen davon profitieren, fordern DOG Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft und Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (DBSV) Barrierefreiheit für diese Anwendungen. Wichtig für Augenpatienten sind unter anderem die richtige Schriftart, eine verstellbare Schriftgröße und ein ausreichender Kontrast zwischen Schrift und Hintergrund, erläutern die Experten anlässlich des 116. Kongresses der DOG in Bonn.

 

Die Digitalisierung eröffnet neue Chancen, um Volkskrankheiten wie altersabhängige Makula-Degeneration und Grünen Star effektiver zu bekämpfen. So kann zum Beispiel die Auswertung von Krankheitsverläufen dazu beitragen, Risikofaktoren zu identifizieren und damit Prävention und Früherkennung zu optimieren.

 

Der Patient wird in diesem Prozess nicht auf eine Rolle als passiver Datenlieferant reduziert werden, sondern aktiv daran teilnehmen. „Patienten werden von der Digitalisierung profitieren, und zwar nicht nur durch Fortschritte in der Therapie, sondern ganz direkt“, sagt Frau Professor Dr. med. Nicole Eter, Präsidentin der DOG Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft und Direktorin der Universitäts-Augenklinik Münster.

 

Digitale Anwendungen können beispielsweise dafür sorgen, dass Patienten die Therapie besser verstehen oder an ihre Medikamenteneinnahme erinnert werden und damit zum Behandlungserfolg beitragen. „Sie können in manchen Fällen auch die Anreise zum Augenspezialisten ersparen“, führt die DOG-Präsidentin weiter aus. So sind die ersten Diagnose-Apps für den Heimgebrauch bereits in der Erprobung – zum Beispiel in Form einer Sehtest-App oder einer Augeninnendruck-Selbstmessung bei Grünem Star.

 

„Viele Augenpatienten sind aufgrund ihres Sehverlusts nur eingeschränkt mobil. Wenn ihnen durch digitale Anwendungen der oft lange Weg in die spezialisierten Zentren ab und zu erspart werden kann, hilft das“, sagt Klaus Hahn. Der Präsident des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes hat in diesem Zusammenhang noch weitere Punkte auf der Wunschliste, darunter einen umfassenden Datenschutz. Außerdem soll die gewonnene Zeit genutzt werden, um im Arzt-Patienten-Kontakt die sprechende Medizin, also die individuelle Beratung, auszubauen.

 

Besonderen Wert legt Hahn jedoch auf Barrierefreiheit: „Wenn alle Augenpatienten von der digitalen Zukunft profitieren sollen, müssen die Inhalte der Anwendungen auch für Menschen mit reduziertem Sehvermögen zugänglich sein. Apps und Desktop-Anwendungen müssen deshalb von Anfang an konsequent barrierefrei entwickelt und gestaltet werden.“ Neben einer entsprechenden Programmierung gehören dazu gestalterische Parameter wie Schriftart, Farbe und Kontrast (mehr Informationen unter www.leserlich.info). Wichtig ist dabei vor allem Flexibilität: Der Nutzer muss die Möglichkeit haben, die Darstellung digitaler Informationen seinen individuellen Bedürfnissen anzupassen.

 

Dem kann Nicole Eter nur zustimmen: „Als Fachorganisation für das Sehen versteht die DOG, dass Menschen mit Seheinschränkungen am Rechner, Smartphone oder Tablet auf barrierefreie Gestaltung und Programmierung angewiesen sind. Die Augenheilkunde kann deshalb bei der Einbeziehung von Patienten in die Digitalisierung eine Vorreiterrolle übernehmen und für andere Fachrichtungen zum Vorbild werden.“

Quelle: Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) & Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (DBSV)