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Medizin |

AWMF stellt Projekt zur Digitalisierung medizinischer Leitlinien vor

AWMF stellt erstmals Projekt zur Digitalisierung medizinischer Leitlinien vor: Gesundheits-Anwendungen bekommen durch Leitlinienwissen verlässliche Qualität

Die letzten Monate der Corona-Pandemie haben gezeigt, wie wichtig fundierte medizinisch-wissenschaftliche Informationen sind – insbesondere auch in Onlineangeboten. Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) e. V. befasst sich mit der Frage, wie die Qualität digitaler Anwendungen durch evidenzbasiertes Wissen gesichert werden kann. Die durch die AWMF koordinierten Leitlinien enthalten die gesammelten Erkenntnisse der wissenschaftlichen Medizin. Um dieses Wissen zukünftig auch als Basis für digitale Gesundheitsanwendungen wie Apps, Arztinformationssysteme oder Informationsangebote auf Plattformen verfügbar zu machen, setzt die AWMF derzeit ein umfassendes Konzept zur Digitalisierung des Leitlinienwissens um. Dieses Projekt präsentieren Expert*innen im Rahmen des Berliner Forums der AWMF am 11. Dezember 2020. Darüber hinaus diskutieren die Referent*innen, welche Potenziale das Projekt für die Patientenversorgung hat.

 

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen schreitet voran, was sich auch in der wachsenden Zahl an Gesundheits-Apps, Gesundheitsportalen, dem Einsatz von Arztinformationssystemen, digitalen Gesundheitsanwendungen oder Lernplattformen für medizinischen Nachwuchs zeigt. „Für uns als AWMF ist klar, dass diese digitalen Angebote nur dann von guter Qualität sein können, wenn ihnen evidenzbasiertes Wissen zugrunde liegt“, betont AWMF-Präsident Professor Dr. med. Rolf Kreienberg. Die Leitlinien der Fachgesellschaften in der AWMF stehen hier als verlässliche Grundlage zur Verfügung. Sie dienen Ärzt*innen in Klinik und Praxis dazu, aktuelle, wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse anzuwenden. Patientenversionen der Leitlinien helfen Betroffenen und ihren Angehörigen, sich wissenschaftlich fundiert zu informieren. „Damit das Leitlinienwissen auch in die digitalen Angebote vordringen kann, muss dieses digitalisiert werden“, so Kreienberg. Aus diesem Grund hat die AWMF ein Projekt zur Digitalisierung von Leitlinienwissen gestartet, welches sich derzeit in der Umsetzung befindet.

 

Um den Zugriff auf Leitlinien und ihre Nutzung, aber auch Transparenz über ihre Entstehung, Aktualisierung und Bewertung zu verbessern, sollen diese künftig digital erstellt, verwaltet, implementiert und evaluiert werden. „Unser Ziel ist es, strukturierte, digitale Leitlinien zu generieren. Dazu verfolgen wir ein umfassendes Konzept, welches eine schrittweise digitale Transformation vorsieht und in der Umsetzung das Wissen der 179 in der AWMF vernetzten, wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften einbezieht. Am Ende schaffen wir den Leitlinienautoren Arbeitserleichterungen und machen Leitlinienwissen leichter für digitale Anwendungen zugänglich“, erläutert Professor Dr. med. Ina B. Kopp, Leiterin des AWMF-Instituts für Medizinisches Wissensmanagement (AWMF-IMWi).

 

Im Rahmen der Umsetzungsphase des AWMF-Projekts zur Digitalisierung von Leitlinienwissen stellt die AWMF aktuell bereits erste, konkrete Lösungen zur Verfügung. „Diese Startlösungen umfassen Templates für die einheitliche Erstellung von Leitlinien, die Option zur Erprobung eines bereits vorhandenen Portals für die digitale Leitlinienerstellung und – vor allem –  das AWMF-Portal „Interessenerklärung Online“ zur digitalen Darlegung von Interessen und zum Umgang mit Interessenkonflikten, welches als Innovation auf nationaler und internationaler Ebene anzusehen ist“, erläutert Kopp. Das Projekt wird kontinuierlich durch Task Forces begleitet, in welchen sich die Fachgesellschaften in der AWMF engagieren, um begleitende Forschungsprojekte und aufkommende Fragestellungen im Projektverlauf zu beraten sowie das Gesamtkonzept der AWMF zu supervidieren. „Konkrete Ziele der AWMF sind, Leitlinienwissen über Systemgrenzen hinweg nutzbar zu machen und dieses in digitale Informationsangebote wie Arztinformationssysteme, Lernplattformen für Medizinstudierende, Informationsportale für Patient*innen und Bürger*innen und Gesundheitsapps einzubinden“, so Kopp.  Für die Umsetzung fordert die AWMF die Aufstellung eines nationalen Aktionsplans, der Maßnahmen zur weiteren Digitalisierung der Leitlinien unterstützt.

 

Im Rahmen des Berliner Forums am 11. Dezember 2020 berichten Expert*innen der AWMF über den aktuellen Umsetzungsstand des Projekts. Außerdem diskutieren die Referent*innen, wie durch entsprechende digitale Informationsangebote die Autonomie und das Selbstmanagement von Patient*innen und Bürger*innen gestärkt werden kann.

 

Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) e. V. bündelt die Interessen der medizinischen Wissenschaft und trägt sie verstärkt nach außen. Sie handelt dabei im Auftrag ihrer 179 medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften. Gegründet 1962 mit dem Ziel, gemeinsame Interessen stärker gegenüber dem Staat und der ärztlichen Selbstverwaltung zu positionieren, erarbeitet die AWMF seitdem Empfehlungen und Resolutionen und vertritt diese im wissenschaftlichen und politischen Raum. Die AWMF ist Ansprechpartner für gesundheitspolitische Entscheidungsträger, wie den Gemeinsamen Bundesausschuss, und koordiniert die Entwicklung und Aktualisierung medizinisch- wissenschaftlicher Leitlinien in Deutschland. Jede gemeinnützige Fachgesellschaft in Deutschland kann Mitglied werden, sofern sie sich wissenschaftlichen Fragen der Medizin widmet. Die AWMF finanziert sich vorwiegend durch die Beiträge ihrer Mitgliedsgesellschaften und Spenden.

 

Quelle: AWMF e.V.