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Vernetzung |

Bringt Corona das E-Rezept voran?

Dank Corona ist das E-Rezept etwas aus dem politischen Fokus gerutscht. Auf Umwegen könnte die Corona-Krise es aber doch befördern.

Quelle: © elizaliv – stock.adobe.com

Die Corona-Krise hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und seinen Leuten bekanntlich nicht nur medizinische, sondern auch neue digitale Herausforderungen gebracht. So macht sich derzeit eklatant bemerkbar, dass es weiterhin keinen flächendeckenden elektronischen Kommunikationsweg für Ärzte gibt, was ein in der Branche schon lange als Killer-Applikation für die Telematikinfrastruktur (TI) angesehenes, elektronisches Meldewesen zumindest erschwert. Daneben gibt es diverse neue App-Projekt, die bedient werden müssen, und erste digitale Gesundheitsanwendungen (DiGa) sollen bekanntlich auch schon ab August rezeptiert werden können.

 

Kein Wunder, dass das E-Rezept etwas in den Hintergrund rückte. Bei Videosprechstunden kriegen Ärzte die Rezeptübermittlung notfalls auch irgendwie anders hin, zumal in einer Zeit, wo keiner so genau hinsieht und jedenfalls niemand mehr über Nacht das Fax abschaffen möchte. Tatsache ist allerdings: Auch beim E-Rezept geht es ein bisschen voran. So hat der Deutsche Apothekerverband (DAV) am Dienstag mitgeteilt, dass Apotheken ab sofort die nötige Hardware für die TI-Anbindung bestellen können, konkret Konnektor inklusive VPN-Zugangsdienst, stationäre und/oder mobile Kartenterminals, elektronischen Heilberufsausweis, SMC-B und das nötige Update des Apothekenverwaltungssystems (AVS).

 

Streng genommen waren die Bestellungen vorher natürlich auch schon möglich, der Apothekenrollout hat de facto schon begonnen. Die Mitteilung des DAV bezog sich auf die sich bereits abzeichnende, jetzt offizielle, neue Refinanzierungsvereinbarung mit dem GKV-Spitzenverband. Die Abwicklung der Kostenerstattung für die Apothekerinnen und Apotheker erfolgt über den Nacht- und Notdienstfonds des DAV.

 

Unmittelbar nützlich ist der Konnektor für die Apotheken aktuell nicht. Das wird er mit dem elektronischen Medikationsplan und vor allem mit dem E-Rezept, bei dem die gematik aktuell noch an der Spezifikation arbeitet. Aber auch ohne Spezifikation ist beim E-Rezept zuletzt Schwung reingekommen, und zwar vor allem dank mehrerer Projekte der Techniker Krankenkasse, darunter zuletzt ein Kooperation mit Noventi. Im Rahmen dieser Kooperation können TK-Versicherte Fernberatungen zum Coronavirus in Anspruch nehmen, inklusive E-Rezept.

 

Noventi ist ein sehr apothekennahes Unternehmen. Zu den Eigentümern gehören der Pharmagroßhändler Gehe und der Wort & Bild Verlag, im Aufsichtsrat sitzen zahlreiche Apotheker, und Noventi ist über seine Tochter awinta auch ein wichtiger Player auf dem AVS-Markt. Noventi bietet außerdem die Software „Call my Apo“ an, mit der Online-Apotheken Rezepte in Apotheken vor Ort schicken können. Über „Call my Apo“ kooperiert das Unternehmen unter anderem seit Februar mit dem Telemedizinanbieter Zava, früher DrEd.

 

Das TK-Projekt läuft etwas anders. Hier ist das Unternehmen eHealth-Tec der Kooperationspartner. Es hat eine Schnittstelle entwickelt, mit der aus der TK-Doc App heraus nach eigenen Angaben bis zu 7000 Apotheken E-Rezepte erhalten können. Das Unternehmen eHealth-Tec ist auch ein Partner der TK – und der HEK sowie seit Kurzem der Barmer – bei dem regionalen E-Rezept-Projekt in Hamburg Wandsbek. eHealth-Tec ist ein Tochterunternehmen der Schweizer Zur-Rose-Gruppe, zu der auch DocMorris gehört. Konkret erhält der TK-Versicherte im Rahmen der Online-Corona-Sprechstunde einen QR-Code, der an die Apotheke weitergeleitet wird. Im Falle einer Isolation bzw. Quarantänierung könnte sich dann eine Lieferung per Bote anschließen.

 

Gegenüber der Deutschen Apotheker Zeitung hat Noventi-Geschäftsführer Hermann Sommer jetzt betont, dass es neben der eHealth-Tec-Schnittstelle auch weitere Möglichkeiten geben soll, elektronische Rezepte aus der TK-Doc App heraus zu nutzen. Konkret soll die App der Initiative Pro AvO eingebunden werden, sobald diese verfügbar ist. Pro AvO ist eine Initiative für Vor-Ort-Apotheken, an der neben Gehe, Wort & Bild und Noventi auch Rowa und Sanacorp beteiligt sind.