Der Verein der E-Rezept-Enthusiasten geht in die Vollen: Mit einem neuen Förderprojekt soll die Zahl der in Deutschland ausgestellten und eingelösten E-Rezepte in schwindelerregende Höhen getrieben werden. Ausgelobt wird die Förderinitiative vom Verein der E-Rezept Enthusiasten, die sich Mitte Nai gegründet haben. Der Verein wird getragen von Heilberuflern wie dem Nürnberger Hausarzt Nikolas Kahl und dem Apotheker Ralf König, ebenfalls Nürnberger Land und ehemals Mitglied in Jens Spahns Health Innovation Hub. Dazu kommen eine Reihe von Unternehmen vom Softwareanbieter bis zu Versandapotheke.
Konkret erhalten Ärzt:innen, die in zwei Wochen, die nicht aufeinanderfolgen müssen, jeweils mindestens 100 E-Rezepte ausstellen, dafür 3000 Euro – allerdings nur dann, wenn sie auch an der anschließenden Evaluation teilnehmen. Für Apotheken gilt dasselbe: 100 E-Rezepte müssen jeweils zweimal innerhalb einer Woche bedient werden. Nach der Evaluation gibt es dafür 1500 Euro. Das Ganze soll ein deutschlandweiter Prozess sein: Die teilnehmenden Praxen sollen grob nach dem Königsberger Schlüssel rekrutiert werden, um sicherzustellen, dass jeder KV-Bezirk bzw. jedes Bundesland dabei ist.
Das Geld ist naturgemäß endlich, schnell sein ist also angesagt. 510.000 Euro stehen zur Verfügung, was für circa 130 Arztpraxen und 80 Apotheken reicht. Die Summe wird von insgesamt sieben Vereinsmitgliedern bzw. Fördermittelgebern aufgebracht, darunter CGM, die Shop Apotheke und der E-Rezept Dienstleister eHealthTec.
Die Förderinitiative soll dem E-Rezept, beim dem im September der Beginn des flächendeckenden Rollouts in den ersten beiden Bundesländern geplant ist, Beine verleihen. Mittlerweile seien deutschlandweit über 40.000 E-Rezepte eingelöst worden, so König. Im Schnitt seien es derzeit 760 am Tag. Das sei deutlich zwar mehr als Anfang des Jahres erwartet, aber zur Wahrheit gehört auch, dass derzeit nur etwa zehn Ärzt:innen regelmäßig eRezepte ausstellen. Viele andere ließen sich das E-Rezept Modul zwar im Praxisverwaltungssystem freischalten, arbeiteten dann aber doch mit dem Muster 16 weiter, so König.
Er selbst habe in seinen Apotheken mittlerweile fast 1000 E-Rezepte bedient: „Das klappt wirklich gut. Ich kann aus Apothekersicht sagen, dass das ein digitaler Prozess ist, der die Abläufe verschlankt und mehr Sicherheit bringt.“ Auch Hausarzt Nicolas Kahl ist zufrieden: „Wir haben mittlerweile komplett auf E-Rezept umgestellt. Die Patienten gehen bei uns vor allem in zwei Apotheken, und mit denen haben wir das besprochen.“ Kahl nutzt die Komfortsignatur, bei der er morgens mit einmaliger PIN-Eingabe 250 Signaturen freigibt, sodass er dann aus jedem Sprechzimmer heraus ohne erneute PIN signieren kann. Ausgedruckt wird am Empfang. Die E-Rezept-App ist noch die Ausnahme: „Wir haben aktuell nur zehn bis zwanzig Patienten, die das nutzen. Das ist sicher noch verbesserungswürdig.“
Herzstück des Förderprogramms der E-Rezepz Enthusiasten ist neben der Förderung die Evaluation, für die Prof. Dr. Steffen Hamm von der OTH Amberg-Weiden verantwortlich zeichnet. Ziel sei es, zu ermitteln, was das E-Rezept konkret für die einzelnen Anwender:innen bedeute, welche Mehrwerte sich ergäben, was die Showstopper seien und welche Hürden genommen werden müssten. „Ziel ist natürlich, daraus dann konkrete Handlungsempfehlungen abzuleiten“, so Hamm.