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Medizin |

DiGA-Start: Ein bisschen Lob und viel Kritik von Psychotherapeuten

Die Deutsche PsychotherapeutenVereinigung sieht im Zusammenhang mit DiGAs weiterhin offene Fragen und übt Kritik, die nicht durchgängig überzeugt.

Quelle: © MQ-Illustrations – stock.adobe.com

Eine der ersten beiden „Apps auf Rezept“ im deutschen Gesundheitswesen ist eine Web-Anwendungen für Patienten mit Angststörungen. Das Tool „velibra“ von GAIA wird unter anderem als Unterstützung für eine hausärztliche Betreuung von Angstpatienten vermarktet. Es kann aber auch von Psychotherapeuten eingesetzt werden. Auch die zweite DiGA, kalmeda von mynoise, ist mit der Indikation Tinnitus in einem für Psychotherapeuten relevanten Indikationsbereich unterwegs.

 

„Wir sehen es positiv, dass die App zu Angststörungen eine randomisiert-kontrollierte Studie vorweisen kann. Denn für Gesundheits-Apps müssen dieselben Nachweise von Wirksamkeit gelten wie für unsere Psychotherapie-Verfahren“, betont Gebhard Hentschel, Bundesvorsitzender der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung (DPtV).

 

Dies gelte aber nicht für die Tinnitus-App, die im Rahmen des Fast Track Verfahrens eine Studie mit 150 Probanden durchführen wird. Die Patienten würden dadurch zu „Versuchskaninchen“, so Hentschel ziemlich forsch. Dass das genauso für jede andere klinische Studie gilt, erwähnt der DPtV Vorsitzende nicht. Dafür beschwert er sich, dass Psychotherapeuten haften würden, und zwar „für jegliche Nebenwirkung, die solche Apps verursachen können“. Das ist schlicht falsch.

 

Ein anderer Grund, warum die DPtV „velibra“ – eine Web-Anwendung – lieber zu mögen scheint als „kalmeda“, die über die App-Stores heruntergeladen wird, ist das Thema Datenschutz. Nochmal Hentschel: „Die Privatfirmen Google und Apple können genau nachvollziehen, dass Patient*in X eine App zu Depressionen heruntergeladen hat. Niemand weiß, was mit diesen Nutzerdaten passiert.“

 

Auch hier sind Fragezeichen angebracht, was den uneingeschränkten Wahrheitsgehalt dieser Aussage angeht. Zumindest steht sie in diametralem Gegensatz zu einer Aussage, die Apples Healthcare-Chefin Sumbul Desai Anfang 2020 gegenüber E-HEALTH-COM gemacht hatte: Auf Nachfrage hatte sie damals ausdrücklich versichert, dass Apple nicht erfahre, welche Apps ein Kunde herunterlädt. Diese Information sei nur auf dem Device vorhanden. Klar und richtig ist allerdings, dass der Umgang der IT-Großkonzerne mit dieser Art von Daten nicht besonders transparent ist. Nur: Viele Anwender vertrauen zumindest Apple diesbezüglich mehr als vielen einheimischen Unternehmen.