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Vernetzung |

E-Health-Award Hessen erstmals verliehen

Kommt jetzt die Turbo-Digitalisierung im Gesundheitswesen? Über die Antwort zu dieser Leitfrage haben die Expertinnen und Experten des eHealth-Kongresses Rhein-Main und Hessen heute diskutiert. Rund 100 Gäste waren vor Ort in der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main. Etwa 250 angemeldete Personen verfolgten die Veranstaltung via Livestream. Eingeladen hatten die vier Veranstalter: die gesundheitswirtschaft rhein-main (gwrm) e. v., das Hessische Ministerium für Soziales und Integration (HMSI), die Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt am Main (unterstützt durch IHK Hessen innovativ) und die Techniker Krankenkasse (TK). Dabei wurde erstmals der E-Health-Award Hessen verliehen.

Quelle: © vege – stock.adobe.com

Die Pandemie hat die Stärken digitaler Angebote transparent gemacht. Führte beispielsweise die Videosprechstunde vor 18 Monaten noch ein Schattendasein, gehört sie heute in vielen Arztpraxen zum Standard. Die Menschen haben den Nutzen unmittelbar erlebt, was zu einer großen Offenheit für digitale Gesundheitsangebote geführt hat. Diese Offenheit ist die Voraussetzung dafür, dass der Anschub zum eHealth-Turbo werden kann.


Mit richtiger Datennutzung geht noch mehr

Jetzt heißt es: Dran bleiben, dann geht noch mehr. Beispielsweise mit der besseren Nutzung von Gesundheitsdaten: "Im deutschen Gesundheitswesen werden an diversen Stellen Daten über Patientinnen und Patienten gespeichert. Bislang werden diese Informationen jedoch nicht in ihrem Sinne für bessere Diagnostik und Behandlung genutzt. Wichtig ist, dass die Entscheidung darüber, ob und wie die Informationen eingesetzt werden, ausschließlich bei den Versicherten liegt", sagt Dr. Jens Baas, Vorsitzender des TK-Vorstandes. Die elektronische Patientenakte sei hier wegweisend. Sie verbinde die Chancen einer klugen Vernetzung von Daten mit hoher Sicherheit sowie Souveränität und Transparenz für Versicherte.


Abschied von Insellösungen
Kluge Vernetzung ist auch gefragt, wenn es darum geht, die Zusammenarbeit und den Austausch der Mitarbeitenden im Gesundheitswesen zu verbessern: "Eine unzureichende Interoperabilität der unterschiedlichen Systeme von Krankenhäusern, Ärzten, Medizintechnik-Industrie und Krankenkassen, die häufig mit unterschiedlichen Standards arbeiten, rufen Schnittstellenprobleme hervor, die dann zu Insellösungen führen. Deshalb müssen wir weg von Insellösungen hin zu Strukturen, die alle Akteure im Gesundheitswesen akzeptieren", sagt Stefan Grüttner, Vorstand der gwrm. Die gwrm biete hier mit ihren eigenen Veranstaltungen und dem eHealth-Kongress für ihre Mitglieder eine Plattform, um den Austausch zu verbessern und Vernetzung voranzutreiben. "Wir führen in der gwrm Akteure aus allen Bereichen der Gesundheitswirtschaft zusammen. Dadurch entstehen große Chancen, die Turbo-Digitalisierung mitzugestalten", erläutert Grüttner.


Unternehmen stärker in Austausch einbeziehen
Verbesserungspotenzial hinsichtlich Strukturen und Schnittstellen sieht auch Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt am Main. „Die digitale Transformation des Gesundheitswesens ist keine einfache Aufgabe, die deshalb von allen Beteiligten gemeinsam geleistet werden muss“, sagt der IHK-Präsident. „Daher sollten vermehrt Unternehmen, die innovative eHealth-Anwendungen entwickeln und  vermarkten wollen, in die Diskussion einbezogen werden,“ ergänzt Caspar. Im Dialog mit allen Beteiligten seien die regulatorischen Rahmenbedingungen auf Praxistauglichkeit zu prüfen. „Nicht zuletzt aufgrund der komplexen und kostspieligen Zulassungsverfahren schaffen es zahlreiche innovative und sinnvolle eHealth-Produkte gar nicht erst auf den Markt“, sagt Caspar. Um der Turbo-Digitalisierung im Bereich der Start-ups und innovativen Versorgungsmodelle auf die Sprünge zu helfen, sind Umdenken und vielfältige Unterstützung notwendig.


E-Health-Award macht Gewinner-Projekte sichtbar

Dem Staat komme aufgrund der besonderen Sensibilität von Gesundheitsdaten eine wichtige Wächterrolle zu, betonte Kai Klose, Hessischer Minister für Soziales und Integration und Schirmherr des Kongresses. Er sieht im erstmals verliehenen eHealth-Award eine wichtige Möglichkeit, Starthilfe zu leisten. „Die drei Gewinner-Projekte des eHealth-Awards, den wir heute verliehen haben, setzen sich beispielhaft mit Herausforderungen aus der täglichen Praxis auseinander“, erklärt er. In der Kategorie „Innovatives Start-up“ konnten das Projekt „Psychologische Begleitung bei Adipositas in der Schwangerschaft“ und auch die „Patronus Prehab App“, die Patienten optimal auf chirurgische Eingriffe vorbereitet, die Fachjury gleichermaßen überzeugen. In der Kategorie „Versorgungsbeispiel mit hohem
Patientennutzen“ wurde das Projekt „GIMS.pharma“ ausgezeichnet, das für eine personalisierte Arzneimitteltherapie steht.


Die Preise sind jeweils mit einer Prämie von 10.000 Euro dotiert. Für eine erfolgreiche Einführung digitaler Lösungen im Gesundheitswesen sind gesetzliche Regelungen und politische Anreizen wichtig. „Wichtig ist vor allem ein hohes Maß an Motivation und Akzeptanz derjenigen, die die neuen Technologien letztlich nutzen und denen sie dienen sollen. Dann können sie sich auch durchsetzen und die Versorgung der Menschen verbessern“, betont Klose. Die Digitalisierung sei eine gemeinsame Aufgabe. Dazu bedürfe es eines wechselseitigen Austauschs auf Fachebene, aber auch mit den Bürgerinnen und Bürgern in Hessen. „Deshalb bin ich froh, dass die Partner des eHealth-Kongresses in Hessen zusammenstehen, um die Digitalisierung in Hessen jeweils in ihren Bereichen Schritt für Schritt
nach vorne zu bringen“, sagt der Minister.

 

Quelle: gwrm