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Vernetzung |

EGA-Renaissance durch Entlassmanagement?

© WaD

Wird das gesetzliche Entlassmanagement zur Killerapplikation für elektronische Gesundheitsakten? Zumindest kommt ein phlegmatischer Markt wieder in Bewegung.

 

Die elektronischen Gesundheitsakten der ersten Generation hießen Careon, LifeSensor, vita-x oder Google Health und galten als Vorreiter des digitalen Gesundheitswesens. Schon seit 14 Jahren dürfen Krankenkassen solche „EGAs“ anbieten. Ein Erfolg war das bisher nicht. In Deutschland hat einzig Careon seine Akte über die Jahre gerettet und kann auf einige Krankenkassenkunden verweisen. Die CompuGroup hat mit CGM Life wieder eine EGA im Portofolio. Es gibt außerdem die Vitabook-EGA in der Microsoft-Cloud, die sich bisher auf Implantatpässe spezialisiert hat.

 

Akteure bringen sich in Stellung

Aus zwei Gründen herrscht plötzlich wieder Druck im EGA-Kessel. Zum einen hat die Techniker Krankenkasse Anfang des Jahres ihre „Patientenakte“, die eigentlich eine Gesundheitsakte ist, an IBM vergeben. Zum anderen benötigen Krankenhäuser für das gesetzliche Entlassmanagement eine Infrastruktur. Und da sind EGAs der Krankenkassen zumindest plausible Kandidaten.

 

Und so bringen sich die Akteure in Stellung. Careon, Vitabook und die CompuGroup haben (ohne IBM) angekündigt, sich bis August auf einen Standard für den Datentransfer einigen zu wollen. Seitens Vitabook heißt es, dass es sich anfangs nicht um HL7/IHE handeln werde. Genaueres erfährt man bisher aber nicht.

 

Vitabook geht zudem auf KIS-Hersteller zu. So hat der KIS-Hersteller iSolutions bekanntgeben, dass er das Gesundheitskonto vitabook in sein KIS ClinicCentre integriert, damit die Krankenhäuser ihren Patienten im Rahmen des Entlassmanagements Dokumente und Informationen übermitteln können. Die Integration erfolgt per Schnittstelle analog zur Einbindung von Social Media Anwendungen in Webseiten. Mit Careon verhandelt Vitabook zudem im Hinblick auf dessen EGA-Geschäft.

 

Parallelinfrastruktur zur TI?

Problematisch erscheint, dass die derzeitigen EGA-Diskussionen weitegehend losgelöst von der Telematikinfrastruktur (TI) laufen, für die in der gematik-Gesellschafterversammlung Ende dieser Woche immerhin der offizielle Startschuss fallen soll. Ob jene Standards, die Careon/vitabook/CompuGroup bzw. IBM entwickeln, Eingang in das demnächst startende Interoperabilitätsverzeichnis vesta finden werden, ist unklar.

 

Streng genommen kommt vesta bisher als ein TI-Verzeichnis daher, und EGA und TI haben zunächst einmal nichts miteinander zu tun. Die Entlassmanagement-EGA könnte dazu führen, dass sich Patienteninfrastruktur und TI-gebundene Leistungserbringerinfrastruktur weiter voneinander weg bewegen. Ob das gewollt ist? Fazit: Die EGA wird wieder hipp. Wohin das führt, ist noch offen.

 

Text: Philipp Grätzel von Grätz, Chefredakteur E-HEALTH-COM