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Vernetzung |

Ein steiniger Weg zur Patientenakte

Elektronische Aktenlösungen im Vergleich: Beim DICOM-Treffen trafen Österreich, die Schweiz und die AOK aufeinander. Hierzulande machen sich die ersten Anbieter daran, eigene Gesundheitsakten anzubieten.

Foto: © Erica Smit – stock.adobe.com

Schweiz: Föderalismus als Hemmschuh

Woran hakt nun die Einführung des EPD? Vorrangig an den unterschiedlichen Voraussetzungen. So müssen etwa Spitäler schon im kommenden April bereit sein, Pflegeheime und Geburtshäuser haben aber zwei Jahre länger Zeit. Und die Teilnahme im ambulanten Bereich ist gar freiwillig. Hausärzte und Apotheken müssen also nicht mitmachen.

 

Das Ganze sei nun mal ein politischer Kompromiss, erklärte Jürg Bleuer, stellvertretender Leiter der Geschäftsstelle eHealth Suisse, der Kompetenz- und Koordinationsstelle von Bund und Kantonen. Der Föderalismus habe das Vorhaben sicherlich gebremst. Und: Die Ärztelobby hat sich gegen das EPD gewehrt.

 

Österreich: Zu optimistische Zeitplanung

Auch die ELGA ist lange nicht so weit wie geplant. Hier führt Dr. Alexander Schanner aus der Niederösterreichischen Landeskliniken-Holding den Verzug bei der Einführung allerdings auf die zu optimistische Planung zurück. Die Umsetzung erfordere Geduld.

 

2015 starte die ELGA-Einführung bei Krankenanstalten und Pflegeeinrichtungen in zwei Bundesländern. Niedergelassene Ärzte und Apotheken folgten, allerdings ohne Radiologie- und Labordaten. Dort läuft aktuell noch der Rollout der eMedikation. Zusammen mit dem eRezept ist das allerdings keine Anwendungen der ELGA, sondern eine eHealth-Anwendung. Heute sind in der elektronische Gesundheitsakte in Österreich etwa 26 Millionen Dokumente abrufbar.

 

Die Probleme in den beiden Nachbarländern erinnert doch stark an die Situation und Diskussionen in Deutschland. Mittlerweile gibt es hier aber verschiedene Anbieter, die Nägel mit Köpfen machen und eigene Patientenakte etablieren wollen. Dazu gehören auch Kostenträger, etwa die AOK.

 

AOK: Eine App, zwei Akten

Die AOK nennt ihr Projekt – als Erweiterung der ePA nach §291 um zusätzliche Mehrwerte und innovative Vernetzungslösungen – Digitales Gesundheitsnetzwerk und will alle Akteure im Gesundheitswesen verbinden. Diese sollen dann auf alle für die Behandlung des Patienten relevanten Daten zugreifen können, sofern der Patient ihnen hierfür eine Berechtigung erteilt. Teilnehmen sollen Haus- wie Fachärzte und Kliniken, Apotheken sowie Therapeuten, Pflege- und Reha-Dienste, aber auch sonstige Leistungserbringer des Gesundheitswesens. Das Ziel ist, die Gesundheitsversorgung zu optimieren und Versicherte über eine aktive Beteiligung mittels Versichertenportal als gleichberechtigte Akteure zu etablieren.

 

Maßgabe der AOK ist es, internationale Standards umzusetzen und so ein offenes und wachsendes System zu entwickeln, dass nicht nur an die Telematik-Infrastruktur, sondern auch an IHE-basierte regionale Vernetzungsprojekte von Kliniken und anderen Partnern angebunden werden kann. „Wir erhoffen uns, Fehlmedikation zu vermeiden, die Zahl der Doppeluntersuchungen zu verringern und administrative Prozesse zu vereinfachen“, so Chief Product Ownerin Anja Nöske.

 

Zukünftig umfasst das Digitale Gesundheitsnetzwerk eine App für den Versicherten, die sowohl Dokumente aus der ePA nach §291 als auch strukturierte Daten und Dokumente aus dem eigenen IHE-basierten Netzwerk unterstützt. Der Versicherte wählt, welche Variante er nutzen möchte – für den vollen Funktionsumfang empfiehlt die AOK die Nutzung beider Systeme.