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Vernetzung |

Ersthelfer-App zur Verbesserung der Notfall-Erstversorgung in Deutschland gestartet

Mit über 100.000 Fällen pro Jahr bildet der plötzliche Herztod mit Herz-Kreislauf-Stillstand eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. Die Wahrscheinlichkeit des Überlebens und die Schwere der Folgeschäden hängen stark von der Zeitspanne zwischen Notfall und Wiederbelebung ab. Die Ersthelfer-App „Meine-Stadt-Rettet“  kann diese Zeit bis zur lebensrettenden Erstversorgung deutlich verringern. Dabei funktioniert die Anwendung nach einem einfachen Prinzip und bietet zahlreiche Vorteile für Ersthelfer, Leitstellen und Notfallpatienten. Aktuell folgt nun die deutschlandweite Verbreitung der App „Meine-Stadt-Rettet“.

 

 

 

Einfache Funktionsweise

Das Funktionsprinzip der App „Meine Stadt rettet“ ist dabei so einfach wie hilfreich: Die Software wird in die bestehende Infrastruktur von Notruf-Leitstellen integriert, wo zunächst alle Notfälle zentral gemeldet werden. Dr. Christian Elsner, Geschäftsführer des Campus Lübeck am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), betont dabei: „Wir möchten die zentrale und wichtige Rolle der Leitstellen im Notfallversorgungsprozess durch die App  gern unterstützen. Dabei sehen wir das Potenzial für eine langfristige, partnerschaftliche Erweiterung des bisherigen Systems, wovon alle Beteiligten profitieren“. Die Leitstelle informiert dann im Falle eines eingehenden Notrufs alle registrierten App-Ersthelfer, die sich in einem bestimmten Umkreis zum Einsatzort befinden. Kann der Ersthelfer an diesem Notrufeinsatz teilnehmen, so akzeptiert er die Nachricht mit „Ich bin bereit“. Anschließend werden ihm alle wichtigen Informationen wie Adresse, Entfernung und weitere relevante Details angezeigt. Mithilfe der integrierten Navigationsfunktion gelangt der Ersthelfer dann an den Zielort. Die Betreuung des Patienten schließt der Ersthelfer ab, sobald die Notfalleinsatzkräfte den Einsatzort erreichen. Anschließend wird der Ersthelfer gebeten, den Einsatz zu protokollieren und die Daten an den Server zu schicken sowie für einen Evaluationsanruf zur Verfügung zu stehen.


Sicherheit für alle

Die App „Meine Stadt rettet“ bietet zahlreiche, am Markt einzigartige Merkmale im Bereich der Notfallversorgung. Für alle registrierten Ersthelfer der App gilt im Einsatz ein vollständiger Versicherungsschutz. Zudem wird allen Ersthelfern ein datenschutzrechtlich sicherer Umgang mit ihren Personen- und Ortungsdaten zugesichert. Das bedeutet, dass der Standort der verfügbaren Ersthelfer von den Leitstellen erst eingesehen werden kann, sobald tatsächlich ein Notfall ausgelöst wird.

 

Zur Qualitätssicherung der Erstversorgung sind Ersthelfer zudem verpflichtet, bereits bei der Registrierung in der App entsprechende Nachweisdokumente, beispielsweise eine Approbations-urkunde oder Schulungsnachweise, hochzuladen. Besitzen interessierte Ersthelfer solche Dokumente nicht, können die notwendigen Qualifikationen über die bekannten Erste-Hilfe-Organisationen nachgeholt werden.

 

Wissenschaftliche Fundierung

Deutschland belegt mit lediglich 22 Prozent Passanten-Wiederbelebungen den vorletzten Platz im europäischen Vergleich (PD Dr. Jan-Thorsten Gräsner, Direktor des iRun Institut für Rettungs- und Notfallmedizin am UKSH). In Deutschland beträgt die durchschnittliche Zeit bis zum Eintreffen des Rettungswagens neun Minuten. Dabei gilt grundsätzlich: Je früher die Reanimation beginnt, desto wirksamer sind auch nachfolgende Behandlungsmaßnahmen. Wissenschaftliche Untersuchungen sowie die Praxiserfahrungen durch das Projekt legen nahe, dass diese Zeit mithilfe der Ersthelfer-App auf durchschnittlich drei Minuten verkürzt werden kann.

 

Möglich wurde die App „Meine-Stadt-Rettet“ durch die Zusammenarbeit des Universitätsklinikums Schleswig Holstein, des Herzzentrums Lübeck sowie des iRun Insitut für Rettungs- und Notfallmedizin, der Universität zu Lübeck, der AG Rhytmologie der deutschen Gesellschaft für Kardiologie, der UKSH Förderstiftung sowie der European Heart Rhythm Association.

 

Deutschlandweiter Start der App angelaufen

Aktuell wurde die App „Meine Stadt rettet“ sowie das zugehörige System zur Leitstellen-Anbindung bereits in Lübeck implementiert – mit derzeit 650 aktiven App-Rettern. Der Start in der Landeshauptstadt Kiel ist bereits für Herbst 2017 geplant, weitere Städte sollen sukzessive folgen. „Wir möchten Leitstellen, Ersthelfer, Kooperationspartner und alle Interessierten dazu ermutigen, mit uns in Kontakt zu treten. Das Thema Erste Hilfe geht uns alle an und wir hoffen, dass unsere App die Versorgungssituation im Notfall nachhaltig verbessern wird“, so Dr. Christian Elsner vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein.  

 

Quelle: Initiative Meine Stadt rettet