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Vernetzung |

Gesundheitsdienste der EU: Erster Patient Summary übertragen

Was lange währt wird langsam gut: Erstmals wurde in Europa eine elektronische Patientenkurzakte über eine Landesgrenze hinweg übertragen.

Quelle: © fotomek

Gerade erst hatte es heftige Kritik an dem sehr schleppenden Fortschritt der europäischen eHealth Digital Service Infrastruktur (eHDSI) gegeben: Der European Court of Auditors, eine Art Rechnungshof, hatte moniert, dass die EU-Kommission bei der Umsetzung einer digitalen Infrastruktur für den elektronischen Datenaustausch im Gesundheitswesen über Landesgrenzen hinweg deutlich hinterherhinke. Immerhin seien seit Inkrafttreten der EU-Richtlinie zur grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung bereits acht Jahre vergangen.

 

Jetzt kann die EU-Kommission aber einmal mehr Erfolg und Vollzug melden. Am 21. Juli wurde erstmals eine elektronische Kurzzusammenfassung einer elektronischen Patientenakte, ein so genannter Patient Summary, im regulären eHDSI-Betrieb übertragen, also nicht im Rahmen eines Pilotprojekts. Konkret können Ärzte in Luxemburg ab sofort elektronische Kurzzusammenfassungen von Reisenden erhalten, die aus Tschechien kommen. Weitere Länder sollen noch in diesem Sommer folgen.

 

Der „Patient Summary“ der EU enthält Informationen zu Erkrankungen, Allergien, aktueller Medikation und medizinischen Prozeduren und Eingriffen aller Art in der Vergangenheit. Er basiert streng auf internationalen Standards. Zahlreiche Standardisierungsexperten aus ganz Europa, auch aus Deutschland, haben daran mitgearbeitet. Trotzdem hat die Gematik für ihre Patientenaktenspezifikation den europäischen Patient Summary bisher nicht vollumfänglich berücksichtigt.

 

Ausgeweitet wurde am 21. Juni auch der grenzüberschreitende Austausch elektronischer Rezepte in Europa. Hier wurden Anfang des Jahres erstmals elektronische Rezepte aus Finnland zur Einlösung an Apotheken in Estland übermittelt. Seit Januar wurde von dieser Option über 2000 Mal Gebrauch gemacht. Ab sofort können Finnen können ihre elektronischen Rezepte auch in Apotheken in Kroatien einlösen.

 

„Ich hoffe, dass andere Länder bald folgen werden“, sagte der EU-Kommissar für Gesundheit und Nahrungsmittelsicherheit, Vytenis Andriukaitis. Der Austausch von Rezepten und Kurzzusammenfassungen von Patientenakten trage zu einer besseren Patientenversorgung bei und verringere Risiken auf Seiten des Patienten, zum Beispiel im Zusammenhang mit der Medikation.

 

Um die ganzen digitalen eHealth-Dienste der EU etwas zugänglicher zu machen, wurden die Dienste kürzlich umbenannt. Die EU redet jetzt nicht mehr nur von der eHDSI, sondern etwas griffiger von den „My health @ European Union“ Diensten. 22 EU-Staaten beteiligen sich bisher daran. Sieben Länder sind in der aktiven Umsetzungsphase. Neben Finnland, Estland, Luxemburg, Tschechien und Kroatien sind das Portugal und Malta.