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Vernetzung |

Globales E-Health-Barometer sieht China vorn

Der Future Health Index 2019 zeigt, dass die Digitalisierung in vielen Ländern in der medizinischen Versorgung angekommen ist – nicht zuletzt in Asien. Und: Patienten wollen Zugriff auf ihre Daten.

Quelle: © pickup – stock.adobe.com

Der von Philips jetzt zum vierten Mal in Auftrag gegebene Future Health Index ist ein internationales Stimmungsbarometer der Weiterentwicklung eines vernetzten Gesundheitswesens. Diesmal im Mittelpunkt: die Einstellungen von Patienten und medizinischem Fachpersonal zu elektronischer Patientenakte, Telemedizin und künstlicher Intelligenz. Die neuen Technologien sind da, doch werden sie auch eingesetzt? Wie sieht der digitale Alltag in den Krankenhäusern rund um den Globus derzeit aus? Und wie wirkt sich der Einsatz auf die Qualität der medizinischen Versorgung aus?

 

Der Future Health Index sucht nach Antworten auf diese Fragen. So setzen nach der diesjährigen Umfrage 76 % der befragten medizinischen Fachkräfte im Klinikalltag die elektronische Patientenakte ein, 61 % nutzen telemedizinische Anwendungen und 46 % Anwendungen der künstlichen Intelligenz. Auch der elektronische Datenaustausch ist in den meisten Ländern im medizinischen Alltag angekommen. So gaben 80 % der befragten medizinischen Fachkräfte an, bereits Patientendaten innerhalb der eigenen Einrichtungen mit anderen medizinischen Fachkräften auf elektronischem Weg ausgetauscht zu haben. Für den institutsübergreifenden Austausch von Daten trifft das hingegen nur für 32 % der Befragten zu. Als Hauptgründe für den fehlenden Austausch von Patientendaten zwischen den Institutionen wurden Datenschutz, Datensicherheit, fehlender Zugriff auf die entsprechenden Systeme und mangelnde Interoperabilität angegeben.

 

Eindeutiger Nutzen der EPA wird noch nicht gesehen

Obwohl die elektronische Patientenakte auf dem Vormarsch ist, verbinden viele medizinische Fachkräfte mit ihrem Einsatz noch keinen eindeutigen medizinischen Nutzen. Dennoch vertraten immerhin 69 % der Befragten die Ansicht, der Einsatz elektronischer Patientenakten würde sich positiv auf die Qualität der medizinischen Versorgung auswirken. Allerdings erwarten nur 59 %, dass sich durch den Einsatz elektronischer Patientenakten auch das Behandlungsergebnis für den Patienten verbessert.

 

Die Bedeutung telemedizinischer Anwendung wird von den medizinischen Fachkräften noch geringer eingeschätzt. 39 % der Befragten gaben an, bei ihrer täglichen Arbeit überhaupt keine Telemedizin einzusetzen. Nur gut ein Drittel der medizinischen Fachkräfte (33 %) bewertete den Einfluss der Telemedizin auf die Patientenerfahrung in den letzten fünf Jahren als positiv.

 

Auf Seiten der Patienten können sich hingegen 45 % den Einsatz von telemedizinischen Fernkonsultationen in nicht dringenden Fällen vorstellen, um schneller oder überhaupt auf medizinische Dienstleistungen zugreifen zu können. 71 % der befragten Patienten gaben an, schon mal einen Arztbesuch ausgelassen zu haben, obwohl eine medizinische Indikation für einen Arztbesuch bestand. Als Hauptgründe gaben die Befragten die Schwierigkeit der Vereinbarung eines Arzttermins, Zeitmangel, eine fehlende Überweisung vom Hausarzt oder die Nicht-Verfügbarkeit eines Spezialisten in der eigenen Region an.

 

KI: Sowohl Offenheit als auch Vorbehalte

Den Einsatz künstlicher Intelligenz kann sich eine Mehrheit der medizinischen Fachkräfte der Befragten beim Kennzeichnen von Anomalien (59 %), der Patientenüberwachung (63 %) und der Personal- und Patientenplanung (64 %) vorstellen. Beim Einsatz von künstlicher Intelligenz für Behandlungsempfehlungen, die Durchführung von Behandlungsplänen oder auch für die Diagnose haben mehr als die Hälfte der medizinischen Fachkräfte noch Vorbehalte.

 

Auch der wechselseitige Austausch von Gesundheitsdaten zwischen medizinischen Fachkräften und Patienten ist noch keineswegs im medizinischen Alltag angekommen. Zwar gaben zwei Fünftel (40 %) der medizinischen Fachkräfte an, ihre Patienten regelmäßig anzuweisen, Blutdruck, körperliche Aktivität und Gewicht mithilfe digitaler Technologien oder mHealth-Apps zu erfassen, jedoch nur ein Zehntel versicherte, dass die meisten oder alle ihrer Patienten auch Daten mit ihnen geteilt hätten. Nur ein Drittel (36 %) der Patienten, die Digital Health-Technologien oder mHealth-Apps verwenden, gaben an, regelmäßig Daten mit medizinischen Fachkräften auszutauschen. Als Hauptmotivation für das Tracken von Gesundheitsdaten nannten die befragten Patienten „Bequemlichkeit“ (42 %), „die Möglichkeit, mehr über sich selbst zu erfahren“ (35 %) und „mehr Kontrolle über die eigene Gesundheit“ (34 %).

 

Patienten wollen Datenzugriff

Laut der Studie hat die Mehrzahl der Patienten ein Interesse daran, in den Besitz der eigenen Gesundheitsdaten zu gelangen. So wünschten sich 63 % der Patienten, die noch ohne Zugriff Zugriff auf ihre elektronische Patientenakte waren, einen entsprechenden Zugriff. Hauptmotivation: bessere Verwaltung der eigenen Gesundheit (43 %), mehr Kontrolle (36 %) und Bequemlichkeit.

 

Die Autoren der Studie sehen die Möglichkeit des Patienten, auf die eigene elektronische Patientenakte zugreifen, als Schlüssel für Bereitschaft des Patienten an, persönliche Gesundheitsdaten an medizinische Fachkräfte weiterzugeben. 84 % der Patienten mit Zugriff auf die eigene elektronische Patientenakte möchten, dass auch die eigenen medizinische Fachkräfte Zugriff auf die Daten haben. Insbesondere die jüngere Generation der medizinischen Fachkräfte (18 bis 34 Jahre) verspricht sich davon eine bessere Erfahrung für den Patienten. 40 % der Patienten über 55 gaben an, Digital Health-Technologien und mHealth-Apps möglicherweise eher zu verwenden, wenn sie von medizinischen Fachkräften eine entsprechende Empfehlung erhielten.

 

China und Saudi-Arabien vorn

Als Musterspiel für den Einsatz von Digital Health-Technologien gilt China. In China werden Technologien zum Tracken von Gesundheitsdaten (Blutdruck, körperliche Aktivität, Gewicht) von medizinischen Fachkräften nicht nur deutlich öfter empfohlen als im Gesamtschnitt der 15 untersuchten Länder, sondern Patienten, die diese Technologien nutzen, sehen in den damit erhobenen Daten auch deutlich öfter einen Anlass, einen Arzt aufzusuchen (80 % gegenüber 47 % im 15-Länder-Schnitt). Danach folgen Saudi-Arabien (74 %) und Indien (70 %).

 

China und Saudi-Arabien gelten als die Vorreiter bei der Einführung von Digital Health-Technologien. Aber auch Indien und Russland liegen laut der Studie in einzelnen Bereichen vorne. So neigt das medizinische Fachpersonal in diesen vier Ländern z. B. eher zur Einführung telemedizinischer Lösungen, was die Studie zum Teil auf die geringe Arztdichte und den Bedarf nach alternativen Versorgungsmöglichkeiten zurückführt. Auch ziehen beispielsweise die Patienten in China (44 %) und Russland (40 %) in nicht kritischen Fällen eine Fernkonsultation einem privaten Arztgespräch deutlich eher vor als im 15-Länder-Schnitt (27 %).

 

Mediziner in Asien trauen Patienten mehr digitale Kompetenz zu als in Europa

Insgesamt attestiert die Studie Digital Health-Technologien einen positiven Einfluss auf die Gesundheitsversorgung sowohl für das medizinische Fachpersonal als auch für die Patienten, betont aber die Unterschiede im internationalen Vergleich. So attestieren 80 % der medizinischen Fachkräfte in Asien der Verwendung der elektronischen Patientenakte im medizinischen Alltag einen positiven Einfluss auf die Qualität der medizinischen Versorgung, in den USA hingegen nur 51 %. Für ein „besseres Verständnis der eigenen Gesundheit“ schreiben 67 % des medizinischen Fachpersonals in Asien der Gesundheitsakte einen positiven Effekt zu, in europäischen Ländern sind es hingegen nur 31 %, was z. B. mit dem deutlich ausgeprägteren Einsatz von künstlicher Intelligenz im asiatischen Gesundheitswesen (66 % gegenüber 33 % in Europa) zusammenhängen könnte.

 

Auch was die Bedenken beim Teilen von Daten über verschiedene Institutionen hinweg angeht, gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Kulturen. So machen den medizinischen Fachkräften in Asien vor allem der Datenschutz (68 % gegenüber 50 % in Europa) und die Datensicherheit (62 % gegenüber 48 % in Europa) Sorge, in Europa scheitert der Datenaustausch eher an einem Mangel an Interoperabilität (57 % gegenüber 42 % in Asien) und einem fehlenden Zugriff auf entsprechende Systeme (59 % gegenüber 38 % in Asien).

 

Der Future Health Index wurde 2016 von Philips ins Leben gerufen und gilt als repräsentatives Stimmungsbild für die Einstellungen und Wahrnehmungen im internationalen Gesundheitswesen im Rahmen der Einführung eines digital unterstützten Gesundheitswesens. Für die diesjährige Studie wurden 15.000 Einzelpersonen und über 3.100 medizinische Fachkräfte aus 15 verschiedenen Ländern (Australien, Brasilien, China, Frankreich, Deutschland, Indien, Italien, Niederlande, Russland, Saudi Arabien, Singapur, Südafrika, Polen, Vereinigtes Königreich und die USA) (online) zu ihren Einstellungen im Umgang mit digitaler Gesundheitstechnologie befragt.