Die Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie plädiert für ein transsektorales Vorgehen bei der Festlegung von Interoperabilitätsstandards. Auch die Deutsche Diabetes-Gesellschaft will mitreden.
In einer Stellungnahme zum Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) fordert die GMDS eine „neutrale, demokratisch legitimierte Institution für die Koordination der Interoperabilitätsstandards“ im deutschen Gesundheitswesen. Diese Stelle dürfe „nicht nur einen bestimmten Sektor oder eine Berufsgruppe des komplexen Gesundheitssystems repräsentieren.“ Sie müsse vielmehr Prävention, ambulante und stationäre Versorgung, Rehabilitation und Gefahrenabwehr sowie die medizinische Forschung angemessen berücksichtigen.
Der GMDS geht es nicht so sehr um einzelne Inhalte als vielmehr darum, einen koordinierten Prozess zu etablieren, bei dem Standardisierungsorganisationen, medizinische Organisationen wie GMDS und AWMF sowie die Verbände der Selbstverwaltung technische und semantische Festlegungen gemeinsam treffen. Nur so könne Deutschland am internationalen Wettbewerb um ein wissensbasiertes, effizientes, datengetriebenes Gesundheitswesen erfolgreich teilhaben.
Die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) stieß bei ihrer Jahrespressekonferenz am Dienstag in Berlin ins selbe Horn. „Die Fachgesellschaften sind die Spezialisten für die Therapie und für die Versorgung. Deswegen wollen wir als DDG festlegen, welche diabetesbezogenen Daten in welcher Form in elektronischen Patientenakten hinterlegt werden. Wir werden diese Entwicklung nicht Dritten überlassen“, so DDG-Präsident Prof. Dr. Dirk Müller-Wieland.
Die DDG hatte zu ihrer Pressekonferenz auch das Bundesgesundheitsministerium eingeladen. Was die Diskussionen um die Verantwortlichkeiten für medizinische Datenobjekte angeht, äußerte sich Nino Magiapane, Leiter des Referats Grundsatzfragen der Telematik im BMG, vorsichtig: „Man kann Dinge klug und weniger klug machen. Klug wäre, wenn diejenigen, die den Auftrag haben, das unter Einbindung derjenigen tun, die davon betroffen sind.“ Mangiapane deutete an, dass das Ministerium hier eher „untergesetzliche“ Regelungen anstrebt: „Medizinische Inhalte sollten im Dialog und nicht von oben herab definiert werden.“
Philipp Grätzel
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GMDS-Stellungnahme im Wortlaut