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Forschung |

Greifswald: Universitärer Forschungsstandort in Vorpommern wird digital

Foto: UMG/Manuela Janke

Die Universitätsmedizin Greifswald geht voran in das neue digitale Zeitalter. Zum 1. Juli wurde das bundesweit erste forschungsunterstützende klinische Arbeitsplatzsystem KAS+ offiziell gestartet. Medizinische Daten aus der Krankenversorgung können erstmals unmittelbar, wesentlich schneller und qualitativ umfassender der Forschung zugutekommen. Krankenversorgung und medizinische Forschung sind nun an der Unimedizin digital durch ein modernes Gesamtsystem KAS+ untrennbar miteinander verbunden. Grundlage ist weiterhin die Zustimmung jedes Patienten.

„Das integrierte Programm ist ein Meilenstein auf dem Weg zum digitalisierten Krankenhaus der Zukunft“, betonte der Vorstandsvorsitzende der Universitätsmedizin Greifswald, Prof. Dr. Max P. Baur. „Darüber hinaus eröffnen sich für klinische Studien und die Versorgungsforschung aus den Informationen völlig neue Möglichkeiten für den medizinischen Fortschritt zugunsten unserer Patienten sowie zur Verbesserung des Gesundheitswesens, weil wir wertvolle Daten aus der Praxis das erste Mal direkt verknüpfen.“ KAS+ wird sowohl vom Land Mecklenburg-Vorpommern mit 9,3 Mio. Euro als auch aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) in Höhe von 5,2 Mio. Euro gefördert. Das Projekt KAS+ wurde gemeinschaftlich durch die UMG-IT und das Institut für Community Medicine (ICM) an der Universitätsmedizin Greifswald umgesetzt.


Mit wenigen Ausnahmen in Klinikbereichen mit Spezialsystemen wie beispielsweise in der Radiologie und im Großlabor ist das neue digitale Arbeitsplatzsystem KAS+ ab sofort die zentrale Anwendung sowohl für die elektronische Patientenakte als auch für die Steuerung der Behandlung und Therapie. „Mit dem Produktivstart kommen wir dem Ziel eines digitalen und papierlosen Krankenhauses ein großes Stück näher, vor allem in der Pflege“, so der Vorstandsvorsitzende. „Das System werden wir gezielt weiter entwickeln. Es folgen weitere Ausbaustufen, die die Digitalisierung weiter vorantreiben werden. Die Papierakten werden uns als Ergänzung der digitalen Akte noch etwas begleiten, aber sie werden Stück für Stück dünner.“ Pro Station stehen zwei bis drei neue mobile IT-Wagen zur Verfügung, insgesamt 65 Wagen, die für die pflegerische und ärztliche Dokumentation genutzt werden. Mit den Wagen ist es möglich, dass die aktuellen Daten unmittelbar vor Ort und unabhängig von PC-Arbeitsplätzen erfasst werden können. „Damit sind sie ein ganz wesentlicher Baustein für eine erfolgreiche Umstellung von Papier auf die komplette digitale Dokumentation“, unterstrich Baur.

„Das Plus im KAS+ steht für eine Innovation: Mit der Einführung eines modernen IT-Systems in der Krankenversorgung bekommt die UMG zugleich als Teil der Gesamtlösung eine Forschungsplattform, mit der es ihr ab jetzt möglich ist, digital und automatisiert Studien und andere Forschungsvorhaben durchzuführen“, freut sich Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Community Medicine.„Eine Datenerhebung in zusätzlichen IT-Systemen ist nicht mehr erforderlich, eine Vielzahl von bisher papierbasierten Fragebögen oder Formularen kann entfallen.

Damit liegt die Unimedizin beispielgebend auf der Linie der konsequenten Digitalisierung, die auch das Land Mecklenburg-Vorpommern verfolgt. Selbstverständlich bestimmt auch weiterhin der Patient, ob seine Daten für die Forschung verwendet werden dürfen“, stellte Hoffmann klar. „Die Einwilligung, die hierzu durch die seit 25. Mai 2018 geltende Datenschutz-Grundverordnung der EU vorgeschrieben ist, kann im KAS+ ebenfalls digital erfasst werden. Alle einen Patienten identifizierenden Daten werden separat in einer Datentreuhänder-Plattform gespeichert und in den Forschungsdaten durch Pseudonyme ersetzt. Dabei prüft das System automatisch, ob eine Einwilligung vorliegt und speichert nur die Daten in der Forschungsplattform, zu denen eine Einwilligung vorliegt.“

Ärzte, Pfleger und Studienmitarbeiter der UMG waren in der Planung und Umsetzung des Vorhabens eng eingebunden. Die von der UMG-IT und dem Institut für Community Medicine konzipierte und mitentwickelte technische Lösung aus Krankenversorgung (Meierhofer AG), Forschungsplattform (Kairos GmbH) und Datentreuhänder (UMG) setzt als die deutschlandweit erste Installation eines solchen digitalen und automatisierten Gesamtsystems Maßstäbe. Durch die innovative Architektur des KAS+ schafft die Unimedizin Greifswald die technischen Voraussetzungen für den Aufbau eines sogenannten Datenintegrationszentrums und qualifiziert sich damit als ein Partnerstandort des MIRACUM-Konsortiums der Medizininformatik-Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). „In diesem Zusammenhang hat die UMG zudem eine neue Professur für Medizinische Informatik mit Schwerpunkt Datenintegration geschaffen. Das sind beste Voraussetzungen für künftige Innovationen am leistungsfähigen universitären Forschungsstandort in Vorpommern und für die weitere Umsetzung der digitalen Zukunftsstrategie der Universitätsmedizin“, sagte Prof. Dr. Max P. Baur.

 

Quelle: idw