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Medizin |

HaffNet startet KI-gestütztes DR-Screening

Künstliche Intelligenz macht auch vor dem diabetischen Retinopathie-Screening nicht Halt. Das Ärztenetz HaffNet bringt das KI-Screening jetzt in die Versorgung.

Bild: © Nadiia – stock.adobe.com, 1203963232, Stand.-Liz.

Das Screening auf diabetische Retinopathie (DR) bei Menschen mit Diabetes war schon immer eine Parade-Indikation für telemedizinisches Arbeiten. Doch erst durch die Einbindung künstlicher Intelligenz (KI) können die Potenziale vollumfänglich realisiert werden. Ganz neu ist das nicht. Die erste auch von der US-Zulassungsbehörde FDA zugelassene KI-Anwendung für das DR-Screening war IDx-DR, und das schon vor einigen Jahren. E-HEALTH-COM hatte wiederholt darüber berichtet.

 

In Deutschland hat unter anderem die Klinik für Augenheilkunde der Universitätsmedizin Greifswald mit dem Tool gearbeitet – mit sehr guten Ergebnissen, wie der Ophthalmologe Andreas Stahl beim Deutschen Diabeteskongress berichtete. Allerdings habe sich der Hersteller im Zuge der Einführung der Medical Device Regulation aus dem europäischen Markt zurückgezogen. Die Greifswalder mussten bei ihren Telemedizin-Projekten deswegen umdisponieren und setzten fortan auf das RetCAD System des Herstellers Thirona, das mit einem etwas anders gearteten Scoring-System arbeitet.

 

Im Vergleich mit der als Goldstandard gesetzten, augenärztlichen Untersuchung habe es deutliche Unterschiede zwischen den beiden KI-Lösungen gegeben, so Stahl. Vor allem kritische Abweichungen – das heißt: die Ophthalmologen sehen eine schwere Retinopathie, die KI sieht gar nichts – seien bei RetCAD deutlich häufiger gewesen. Die Greifswalder haben die Grenzwerte der RetCAD KI deswegen in Eigenregie modifiziert und konnten auf diese Weise Sensitivität und Spezifität optimieren.

 

„Wenn wir den Algorithmus modifizieren, landen wir jetzt mit RetCAD ungefähr da, wo wir auch mit IDx-DR waren. Circa 50 Prozent können verlässlich mit KI diagnostiziert werden, die anderen 50 % haben  ein DR-Stadium, das von augenärztlich angeschaut werden sollte“, so Stahl.

 

Auf dieser Basis soll das KI-basierte DR-Screening jetzt im Ärztenetz HaffNet am Stettiner Haff in Mecklenburg-Vorpommern implementiert werden. Dort, so Stahl, gebe es motivierte hausärztliche, diabetologische und augenärztliche Praxen, die das Screening gemeinsam etablieren wollen. Im September 2024 gab es das erste Netzwerktreffen. Mittlerweile wurden die Fundus-Kameras installiert und das Screening kann starten.

 

Unstrittig sei, dass es keine perfekte Screening-Variante gebe, betonte Stahl. Die KI-Analyse sei aber in jedem Fall vergleichbar mit oder sogar besser als das Screening durch Augenärzte rein anhand von Bildern, was ein typisches, nicht KI-gestütztes Telemedizinszenario darstellt. „Wichtig ist, dass solche Projekte von Anfang an in Kooperation mit Augenärzten umgesetzt werden“, so Stahl. Wenn nach einem auffälligen Screening zunächst mühsam ein augenärztlicher Termin organisiert werden müsse, sei letztlich niemandem geholfen.