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Healthcare-Barometer 2020: Deutsche sehen in eHealth die Gesundheitsversorgung der Zukunft

Lange galt das deutsche Gesundheitssystem als eines der besten der Welt. Doch inzwischen zweifeln immer mehr Menschen an seinem guten Ruf: Während vor vier Jahren noch 64 Prozent der Deutschen das Gesundheitssystem zu den Top 3 zählten, sind es aktuell nur noch 52 Prozent. Gerade in der Zielgruppe der Patienten über 35 Jahre haben die Vorbehalte spürbar zugenommen. Im Mittelpunkt der Kritik steht die ärztliche Versorgung: Die Versicherten zweifeln zwar nicht die Kompetenz der Mediziner an, bemängeln aber, dass Ärzte sich zu wenig Zeit für sie nehmen, wie 40 Prozent bestätigen. Das sind zentrale Ergebnisse des „Healthcare-Barometers 2020“, einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung von PwC mit 1.000 Studienteilnehmern. Einen Ausweg sehen die Versicherten in der Digitalisierung der Medizin – eHealth stößt bei den meisten Menschen auf breite Akzeptanz.

Die Versicherten begrüßen die Digitalisierungsstrategie der Bundesregierung

Gesundheits-Apps, die von Ärzten verschrieben werden, die Online-Sprechstunde oder das elektronische Rezept – das Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) der Bundesregierung, im November 2019 beschlossen, soll die ärztliche Versorgung verbessern. Die Bürger begrüßen diese Neuregelung, insbesondere die Fortführung des Innovationsfonds (80 Prozent), die Digitalisierung von Verwaltungsprozessen (77 Prozent) und die Möglichkeit, Gesundheitsapps auf Rezept zu bekommen (74 Prozent). Immerhin zwei Drittel der Versicherten haben von dem neuen Gesetz schon gehört oder gelesen, auch wenn nur elf Prozent Details kennen. Wenn es um die Online-Versorgungspraxis geht, sind die Bürger aufgeschlossen: 76 Prozent würden das elektronische Rezept nutzen, 54 Prozent die Videosprechstunde und 87 Prozent die Übermittlung der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung per Internet.

 

 

Bürger haben Bedenken, dass Daten von kommerziellen Anbietern genutzt werden

Allerdings ist den Befragten auch bewusst, dass die Digitalisierung der Medizin mit der Preisgabe ihrer persönlichen Daten verbunden ist. Und in diesem Punkt sind die Deutschen durchaus kritisch: So sagen 93 Prozent, dass eine Weitergabe von Informationen nicht ohne ausdrückliche Zustimmung der Versicherten erfolgen darf, und 77 Prozent haben Bedenken, dass Daten an kommerzielle Anbieter außerhalb des deutschen Gesundheitssystems weitergegeben werden könnten. Auf der anderen Seite ist den meisten Menschen bewusst, dass die Medizin anonymisierte Daten braucht, um Therapien voranbringen zu können. Entsprechend halten es 82 Prozent für ein Gebot der Ethik, dass diese Daten genutzt werden dürfen.

 

 

Die Zufriedenheit mit der Krankenkasse ist leicht gestiegen

Die Skepsis der Deutschen bei der Bewertung ihres Gesundheitssystems wirkt sich nicht auf die Beurteilung ihrer Krankenkasse aus, ganz im Gegenteil: Die Zufriedenheit mit der eigenen Versicherung ist gegenüber dem Vorjahr sogar leicht gestiegen – von 86 auf 88 Prozent. Dementsprechend bestätigen acht von zehn Befragten, dass ihnen von der Krankenkasse alle Leistungen bewilligt werden, die sie für eine gute medizinische Versorgung brauchen. Allerdings ist die Zufriedenheit mit der Leistungsbewilligung bei den Mitgliedern einer privaten Krankenversicherung höher als bei den Versicherten einer gesetzlichen Krankenkasse (90 versus 79 Prozent).

 

 

Bei der Wahl des Krankenhauses ist der Arzt erster Ansprechpartner

Auch mit der Versorgung im Krankenhaus sind die Deutschen – ähnlich wie bereits in den Vorjahresbefragungen – vergleichsweise zufrieden. 51 Prozent der Versicherten bewerten die deutsche Krankenhauslandschaft als gut oder sehr gut, weitere 39 Prozent als durchschnittlich. Dabei urteilen Frauen etwas kritischer als Männer. Bei der Wahl des richtigen Krankenhauses ist der persönliche Kontakt dem Internet weit überlegen: Am wichtigsten ist der Rat des Hausarztes mit 55 Prozent, gefolgt von der Empfehlung im Freundes- und Bekanntenkreis (40 Prozent). Informationen über die Website des Krankenhauses oder Bewertungsseiten im Internet folgen erst auf den weiteren Plätzen (34 bzw. 33 Prozent).

 

 

Pharmakonzerne: vom Gewinnmaximierer zum Innovator

Pharmakonzerne kämpfen seit langem mit dem Image, dass sie allein auf Gewinnmaximierung bedacht sind. Doch allmählich verändert sich das Bild der Deutschen von der Branche: Inzwischen stimmen nur noch 68 Prozent der These des Gewinnmaximierers zu, während es 2014 noch 76 Prozent waren. Parallel dazu steigt der Prozentsatz derer, die Pharmaunternehmen als Innovatoren wahrnehmen – von 15 Prozent in 2014 auf 19 Prozent aktuell. Innovationen sind ein wichtiger Wunsch an die Branche: 69 Prozent erwarten, dass die Konzerne neue Medikamente zur Bekämpfung von Krankheiten entwickeln, während nur 23 Prozent günstige Nachahmer-Arzneimittel für zentral halten.


Quelle: PwC