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Vernetzung |

IHE-Plattform der AOK Nordost: „Wir kommen gut voran“

© bigpa

Bald im App-Store? Die Vorbereitungen für den Launch der E-Patientenakte der AOK Nordost laufen auf Hochtouren. Die Online-Akte soll ergänzt werden durch eine dezentrale Anbindung von Leistungserbringern über ein IHE-Netzwerk.

 

Im Frühsommer will die AOK Nordost mit ihrer neuen elektronischen Patientenakte an den Start gehen. Die von dem tschechischen Unternehmen Parsek („Vitaly“) umgesetzte Akte wird – ähnlich wie das für die Patientenakte der Techniker Krankenkasse geplant ist – sowohl online als auch über eine nativ für iOS und Android programmierte App zugänglich sein, die Versicherte der AOK Nordost ohne Zusatzkosten im jeweiligen App-Store herunterladen können.


Krankenkasse hat keinen Zugriff

Auch bei der AOK Nordost-Akte – die durchaus zur Keimzelle einer AOK-weiten Aktenlösung werden könnte – werden Patientendaten, die die Krankenkasse liefert und die der Patient selbst einstellt, in einem Rechenzentrum gespeichert. „Ohne Einverständnis des Versicherten wird niemand auf diese Daten zugreifen können, natürlich auch die Krankenkasse nicht“, erläuterte der Chief Digital Officer der AOK-Nordost Christian Klose im Gespräch mit E-HEALTH-COM.

 

Krankenkassenseitig soll eine der ersten Anwendungen, die nach dem Launch rasch zur Verfügung gestellt werden, ein elektronischer Medikationsplan sein. Er wird aus den mit rund drei Wochen Verzögerung bei der Krankenkasse eingehenden Abrechnungsdaten der Apothekenrechenzentren gefüllt. Außerdem wird es einen elektronischen Impfpass geben, den die Krankenkasse im ersten Schritt ebenfalls aus Abrechnungsdaten füllen wird. Die AOK-Akte wird außerdem eine Tagebuchfunktion für chronische Erkrankungen enthalten.

 

Digitale Krankenhauspfade mit Sana und Vivantes

Im Unterschied zur TK-Akte wird bei der AOK Nordost-Akte außerdem von Anfang an eine dezentrale Plattform für die Anbindung der Leistungserbringer auf Basis von IHE-Standards mit entwickelt. Federführend ist hier Cisco, das auf das IHE-Knowhow von Tiani zurückgreift. Es entsteht also quasi ein Hybrid aus einer Online-„Kassenakte“ und einer dezentralen Vernetzung mit Leistungserbringern, bei der die Leistungserbringerdaten – klassisches Beispiel digitale Röntgenbilder – in den jeweiligen Einrichtungen verbleiben und über IHE-Technologie zugänglich gemacht werden. Damit das funktioniert, gibt es einen Master Patient Index unter Koordination der AOK.

 

Dieses Konstrukt erlaubt es, bereits jetzt Anwendungen mitzudenken und zu testen, bei denen die Leistungserbringer eingebunden werden. Erste Anwendungsfälle werden in Kooperation mit den Sana- und Vivantes-Kliniken entwickelt. „Bei elektiven Eingriffen könnte der Patient sich beispielsweise per Weißer Liste über Krankenhäuser informieren und danach über seine Online-Akte ein Krankenhaus auswählen“, so Klose. Das würde dann eine Art „Krankenhaus-Pfad“ initiieren, bei dem von der Terminbuchung über administrative Formalitäten bis hin zu Information über den Eingriff und Upload ambulanter Daten das meiste elektronisch erfolgt.

 

Ärztenetz und KV MV als ambulante Partner

Auch die ambulante Medizin soll mit ins Boot. Hierzu wird aktuell ein Pilotprojekt unter Einbeziehung eines Arztnetzes mit 45 Ärzten und 9.000 Patienten, der zuständigen KV Mecklenburg-Vorpommern und zwei Kliniken vorbereitet. Die Anbindung der ambulanten Ärzte soll auf mehreren Wegen erfolgen. „Zum einen arbeiten wir an der KV-SafeNet-Zertifizierung unserer Lösung“, so Klose. Es wird also bei der AOK Nordost-Akte vom Start weg eine Anbindungsmöglichkeit an das Sichere Netz der KVen geben.

 

Zum anderen wird eine tiefere Integration in die Primärsysteme der Ärzte angestrebt, die es dann erlauben würde, auf der IHE-Plattform und unter Einsatz der Patientenakte so etwas wie eine strikt patientenzentrierte, regionale Netzakte zu realisieren. Dazu sind Kooperationen mit den Herstellern der ärztlichen Primärsysteme erforderlich. „Gespräche dazu laufen, aber hier haben wir sicher noch ein Stück Arbeit vor uns“ so Klose.

 

Technisch umgesetzt werden könnte die Integration über die S3C-Schnittstelle der gevko, die im Rahmen ihrer Arbeit zum elektronischen Medikationsplan bereits Schnittstellen-Funktionen erarbeitet, mit denen beispielsweise ein elektronischer Impfpass unterstützt werden könnte. „Insgesamt kommen wir gut voran. Wir sind sehr zuversichtlich, dass unsere Versicherten bald von den digitalen Angeboten profitieren können“, betonte Klose.

 


Text: Philipp Grätzel von Grätz, Chefredakteur E-HEALTH-COM