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Vernetzung |

Integrierte Versorgung schafft Vertrauen

Integrierte Gesundheitssysteme genießen bei Patienten ein besonders hohes Vertrauen. Doch insbesondere die digitale Patienteneinbindung ist weltweit noch lückenhaft.

 

Der Future Health Index ist eine umfangreiche vergleichende Befragung zu Gesundheitssystemen weltweit. Im Auftrag von Philips wurden für die aktuelle, zweite Auflage knapp 30000 Erwachsene in 19 Ländern repräsentativ befragt, außerdem knapp 4000 Pfleger und Ärzte. Die Analyse zeigt einmal mehr, dass in der modernen Medizin der Fokus falsch gesetzt wird: 59% der Ärzte und Schwestern sind der Auffassung, dass sich das Gesundheitswesen vor allem um Prävention kümmern sollte. „Tatsächlich wird aber nur ein Prozent der Budgets für Prävention ausgegeben“, sagte Carla Kriwet, bei Philips zuständig für Connected Care/Health Informatics.

 

Bürger wollen Ärzte und Apps, nicht Ärzte oder Apps

Die mobile Anbindung von Patienten an das Gesundheitssystem könnte es erleichtern, präventiv zu arbeiten. 45% der Befragten weltweit und 35% in Deutschland sagen, dass sie in den zwölf Monaten vor der Befragung irgendeine Art von Trackern oder Monitoring-Equipment benutzt hätten. Von sich behaupten, dass er sich mit solchen Techniken gut auskenne, würden aber weltweit nur weniger als jeder vierte und in Deutschland nur 8%. Immerhin: 44% der Befragten geben an, dass eine Empfehlung von Ärzten oder Pflegern sie dazu bringen könnte, Tracker oder Monitoring-Equipment zu nutzen.

 

Patricia Mechael von der Personal Connected Health Alliance wies darauf hin, dass ein erheblicher Anteil der Nutzer von Trackern und Monitoring-Equipment nach wenigen Wochen bis Monaten aufhöre, die Geräte einzusetzen. Es gebe also ein Nachhaltigkeitsproblem, das aus ihrer Sicht damit zusammenhängt, dass die gesammelten Daten derzeit nicht in die Versorgung zurück flössen: „Die Ärzte sind grundsätzlich interessiert daran, diese Daten zu nutzen. Sie müssen ihnen aber in einer Form zur Verfügung gestellt werden, die für sie einen Sinn hat“, so Mechael.

 

Je integrierter das Gesundheitswesen desto größer das Vertrauen

Ein grundsätzliches Problem, auch das zeigt der neue Future Health Index, bleibt die Frage, wer der Eigentümer der persönlichen medizinischen Daten ist. Zwar seien sich alle irgendwie einig, dass Patientendaten dem Patienten gehören. Länder, in denen das explizit rechtlich so niedergelegt ist, sind aber die Ausnahme. Vor allem kommt das Wissen bei den Bürgern nicht an. Global geben nur 21% der Befragten an, dass sie den Eindruck hätten, ihre medizinischen Daten gehörten ihnen. 55% sagen, dass die Daten zumindest teilweise ihnen gehörten, und 24% fühlen sich in keiner Weise als Eigentümer ihrer medizinischen Daten.

 

Die gute Nachricht ist, dass die Notwendigkeit einer stärker integrierten Versorgung von Ärzten und Pflegepersonal in allen Ländern der Befragung erkannt wird. Im Mittel sagen 88% der „Health Professionals“, dass es wichtig wäre, die Versorgung stärker zu verzahnen. Und noch ein Argument für eine stärkere Integration findet sich im Future Health Index: Gesundheitssysteme, die von der Bevölkerung als stark integriert wahrgenommen werden, genießen auch in Sachen Daten-Handling ein größeres Vertrauen. So findet sich in stark integrierten Ländern wie Schweden, Singapur oder den Emiraten eine relativ hohes Vertrauensniveau in die Gesundheitsdaten, während es in weniger integrierten Gesundheitssystemen, darunter auch Deutschland, deutlich abfällt.

 

Text: Philipp Grätzel von Grätz, Chefredakteur E-HEALTH-COM