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Medizin |

Konsortiumsprojekt NephroTeTe entwickelt telemedizinische Technologien für nephrologische Versorgung

NephroTeTe: Integration technologischer und medizinischer Innovation; Bild: Universitätsklinikum Essen

Von im Jahr 18 Mio. stationär behandelten Patienten in deutschen Krankenhäusern erleiden bis zu fünf Prozent ein akutes Nierenversagen. Sowohl Patienten als auch Ärzte übersehen dies häufig – mit dramatischen Folgen: Zusätzliche Erkrankungen und stark erhöhte Sterblichkeit sind keine Seltenheit.

 

Insgesamt ist sogar jeder zehnte Deutsche im Laufe seines Lebens von einer chronischen Nierenerkrankung betroffen. Das bedeutet nicht zuletzt zusätzliche Kosten von mehr als drei Milliarden Euro pro Jahr für die medizinische Behandlung dieser Erkrankung und ihrer Folgen und damit etwa ein Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben. Ein hoher Anteil dieser Patienten mit chronischer Nierenkrankheit wird in erster Linie hausärztlich betreut – ohne den Kontakt zum Spezialisten. Insbesondere für diese Patienten ist die Arzneimitteltherapiesicherheit bei fehlender Kenntnis oder Einschätzung der eingeschränkten Nierenfunktion und der interaktiven Arzneitherapie auf Seiten der in erster Linie behandelnden Ärzte ein Hochrisikoprozess.


Eine frühe nephrologische Mitbetreuung von Patienten/innen mit akutem Nierenversagen und chronischer Nierenkrankheit hat einen entscheidenden positiven Einfluss auf die Therapie und kann die Sterblichkeit reduzieren.

Dieser Herausforderung nimmt sich das NephroTeTe Konsortium als Gewinner der 2. Einreichungsrunde im Leitmarktwettbewerb.NRW in den kommenden drei Jahren an. Dazu gehören starke Partner aus Industrie, Wissenschaft, IT-Entwicklung und Patientenversorgung:

• Klinik für Nephrologie, Universitätsklinikum Essen, das eines der größten Nierentransplantationsprogramme Deutschlands unterhält und mit mehr als 100 nephrologischen Praxen kooperiert

• Medvision AG, Unna, einem führenden europäischen Anbieter von Praxisinformationssystemen für fachübergreifende Einrichtungen der Inneren Medizin, insbesondere der Nephrologie und Dialyse

• Rechenzentrum Volmarstein, Wetter, IT-Dienstleister mit langjähriger Erfahrung im sicheren Betrieb kritischer Infrastrukturen im Gesundheitswesen sowie Betrieb als EFA-Peer und einem Partnernetzwerk mit 150 Krankenhäuser in ganz Deutschland

• Fraunhofer ISST, Dortmund, einem führenden, industrienahen IT Forschungsinstitut, Innovator im Bereich der Gesundheits-IT, u.a. Entwickler interoperabler Formate wie der elektronischen Fallakte

Das Konsortium erarbeitet ab 2017 erstmals in Deutschland eine Infrastruktur mit mehr als 150 Krankenhäusern und assoziierten nephrologischen Praxen in der Fläche. Im Fokus stehen Behandlungsprozesse, die über einen intelligenten und intersektoralen Austausch von Patientendaten, eine konsiliarische Mitbeurteilung von nierenkranken Patienten durch Spezialisten ermöglichen. Dadurch soll die Behandlung effektiver und effizienter werden.

Eine solche Infrastruktur ermöglicht es beispielsweise bei älteren und eingeschränkt mobilen Patienten oder bei Patienten mit einem akuten Nierenversagen eine schnelle und niederschwellige Mitbeurteilung durch einen Spezialisten. Neben einer besseren Behandlung bedeutet dies nicht zuletzt die Möglichkeit das Fortschreiten der Nierenkrankheit zu reduzieren, den Beginn einer Dialysetherapie zu verzögern, Komplikationen zu reduzieren und direkte und indirekte Kosten zu senken.

Das Konsortium hat sich in den kommenden drei Jahren zum Ziel gesetzt, patientenbezogene Daten so zu verbinden, dass sie zu therapieunterstützenden Informationen für den behandelnden Arzt und konsiliarisch tätigem Spezialisten werden. Dies ist die entscheidende Herausforderung, um immer detailliertere neue wissenschaftliche Erkenntnisse in die Patientenversorgung zu integrieren, Arzt- und Patientenzufriedenheit zu erhöhen, Ressourcen zu schonen und Therapiekosten zu reduzieren. Durch die Etablierung einer Plattform für den Austausch digitalisierter strukturierter medizinischer Informationen soll das NephroTeTe-Konsortium hierfür einen entscheidenden Beitrag leisten.

Quelle: Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST