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Medizin |

Migräne-App bekommt gute Noten

© sandyche

Eine Nutzerbefragung der Kieler Schmerzklinik deutet darauf hin, dass die AU-Tage durch eine Migräne-App sinken und die Lebensqualität steigt.

 

Seit Oktober 2016 ist die unter Leitung von Professor Hartmut Goebel von der Kieler Schmerzklinik entwickelte Migräne-App in der iOS-Version verfügbar. Sie wird von der Techniker Krankenkasse kostenfrei zur Verfügung gestellt. In Kürze soll auch eine Android-Version zum Download bereitstehen. Mittlerweile verzeichnet die Apple-Version über 10.000 Downloads.

 

Die App ist eine Mischung aus digitalem Kopfschmerztagebuchs und interaktivem Coach für die Attackenprävention und das Krankheitsmanagement. Sie schlägt Verhaltensmaßnahmen vor, die die Wahrscheinlichkeit von Kopfschmerzattacken reduzieren, warnt, wenn zu häufig Akutmedikamente eingenommen werden, unterstützt bei der Einhaltung von Therapieregeln und ermöglicht den Austausch mit anderen Betroffenen.

 

Unter Goebels Leitung wurden jetzt in einer ersten Evaluation 176 Nutzer der App mit Hilfe eines standardisierten 61-Item-Fragebogens befragt, und zwar drei Monate vor und nach Beginn der Nutzung. Dabei zeigte sich, dass 87% der Patienten der Auffassung sind, dass die App besser als ein konventioneller Kopfschmerzkalender dazu beitragen kann, Therapieregeln einzuhalten. Die digitale Version wird also klar bevorzugt. 60,2% bewerteten die Unterstützung von Therapieregeln durch die App als sehr gut. Außerdem begrüßen es 79%, dass Wetterdaten in die App einfließen. Und 67% sagen, dass sie sich dank App besser mit anderen Betroffenen austauschen können.

 

Die Befragung erlaubt auch eine erste Einschätzung der medizinischen Effektivität, wobei hier einschränkend gesagt werden muss, dass es keine Kontrollgruppe gab. So verringerte sich der durchschnittliche MIDAS-Score, der die Einschränkung durch Migräne quantifiziert, um 20% von 64 auf 52 Punkte. 25% sagen, dass sie dank App weniger häufig durch Kopfschmerz arbeitsunfähig sind. Weitere 34% sagen, dass das zumindest teilweise zutreffe. Eine absolute Mehrheit von 55% gibt an, dass die Behinderung durch Migräne durch die App reduziert werde.

 

Schmerzpatienten sind für eine Krankenkasse eine attraktive Zielgruppe für innovative Versorgungsmaßnahmen. Bei der TK kostet der durchschnittliche Versicherte rund 2200 Euro pro Jahr, der durchschnittliche Patient mit Schmerzdiagnose aber rund 3300 Euro. Die Migräne-App wird von der Krankenkasse im Rahmen eines Integrationsvertrags mit dem Kieler Schmerzzentrum angeboten, unter Einbeziehung von 450 ambulanten Schmerzexperten in ganz Deutschland.

 

Philipp Grätzel von Grätz, Chefredakteur E-HEALTH-COM