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Vernetzung |

Moderne Lehrkonzepte für künftige IT-Verantwortliche

Digitalisierung passiert nicht nur, sie muss auch gelernt werden. Doch mit welchen Lehrkonzepten lassen sich die Gestaltungskompetenzen künftiger „Digital Health Manager“ entwickeln?

IT-Projektmanager, IT-Koordinator, IT-Agents, Chief Clinical/Medical/Nursing Information Manager bzw. Officer - kurz: Digital Health Manager wurden selten so sehr gebraucht, wie es aktuell der Fall ist. Der Grund hierfür liegt vor allem in den vielfältigen Herausforderungen, die den Gesundheitseinrichtungen bei der Umsetzung des Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG) und der Telematikinfrastruktur begegnen. 

 

Exemplarische Kompetenzvermittlung im Master-Studiengang

Aber auch unabhängig von staatlichen Digitalisierungsprogrammen müssen sich die Einrichtungen im Fahrwasser des allgemeinen Trends „digital vor ambulant vor stationär“ und im Kontext der zunehmenden Nutzungspotenziale wachsender Datenräume intensiver mit Gestaltungsfragen auseinandersetzen: Welchen Effekt wollen wir mit den anstehenden Digitalisierungsmaßnahmen bewirken und wie kann ich das Erreichen der erwarteten Mehrwerte messen? Inwiefern leiten sich die Zielsetzungen im Bereich der Digitalisierung aus unserer Unternehmensstrategie bzw. fördern die Erreichung dieser? Welche Technologien und Hersteller eignen sich am besten – auch vor dem Hintergrund der bestehenden Infrastruktur? Welche Prozesse müssen und können wir verändern bzw. sogar ab- oder auch neuschaffen? Wer sollte bei den entsprechenden Veränderungsprozessen in welcher Form eingebunden werden und wer kümmert sich um die konkrete Umsetzung einzelner Projekte? Wie kann ich diese Projekte möglichst erfolgreich und ohne Störungen des Normalbetriebes umsetzen? Agil oder Wasserfall? Wie halten wir es mit der Datensicherheit und dem Datenschutz?

 

Es ist offensichtlich, dass die Beantwortung dieser und weiterer Fragen ein professionelles Management erfordert. Die dabei benötigten Kompetenzen werden bestenfalls im Rahmen eines engmaschigen Praxis-Theorie-Transfers vermittelt. Wie dieser Gedanke in ein Lehrkonzept überführt werden kann, konnte exemplarisch in dem Masterstudiengangs Digital Health Management (M.Sc) an der Medical School Hamburg gezeigt werden.

 

Enge Kooperation mit Asklepios zahlte sich aus

So konnten die Studierenden im vergangenen Semester verschiedene Projekte durchführen, in denen sie basierend auf klassischen Management-Theorien und modernen Design-Science Frameworks Lösungskonzepte für konkrete Problemstellungen aus der Praxis entwickelten.

 

Insbesondere im Modul „eHealth Business Development” wurde die dem Studiengang innewohnende Intention der Verzahnung von Theorie und Praxis aufgegriffen und den Studierenden die Möglichkeit eröffnet gemeinsam mit dem Praxispartner, der Asklepios Service IT GmbH, aktuelle Projekte zu bearbeiten.  Mit den Projektleiter:innen der Abteilung eHealth & patientenzentrierte Services wurden hierfür vier Teams gebildet, in denen aktuelle Projekte vorgestellt, sowie vertiefend begleitet wurden.

 

Im Bereich der Telematikinfrastruktur konnte Einblick in die Anforderungen und Herausforderungen bei der Einführung der Fachanwendungen ePA und eRezept gegeben werden. Gemeinsam mit den Studierenden wurden prozessuale wie regulatorische Besonderheiten im Kontext der Konzernstrukturen und der IT-Landschaft herausgearbeitet, sowie mögliche Lösungsansätze beschrieben. Die bei der Zusammenarbeit entstandenen Arbeitsergebnisse konnten vor allem die Unterschiede von Theorie und Praxis, sowie die hohen Hürden der Digitalisierung verdeutlichen, die oft nicht nur im technischen Bereich liegen.

 

In zwei weiteren Projekten wurde zum einen das Online-Terminbuchungskonzept von samedi mit der dazugehörigen Integration im Asklepios-Konzern begleitet, sowie im Projekt H³ (Health Harbor Hamburg) die intersektorale Zusammenarbeit von Gesundheitsakteuren in Hamburg analysiert.

 

Für die Onlineterminbuchungen wurde der inhaltliche Fokus daraufgelegt, in welchen klinischen Bereichen vor allem Mehrwerte zu konventionellen Terminbuchungsmethoden erreicht werden können. Dabei konnte transparent gemacht werden, dass Online-Terminbuchungen erhebliches Potenzial besitzen, in letzter Instanz aber immer noch von der Akzeptanz der Zielgruppe – Mitarbeiter:innen wie auch Patient:innen – abhängig sind.

 

Die Gruppe H³ legte den thematischen Schwerpunkt auf die im Projekt definierten Business Cases, sowie die Herausforderungen bei der Verflechtung und Zusammenarbeit von Akteuren aus allen Bereichen des Gesundheitswesens und den sich daraus ergebenden Interessenskonflikten. Zudem wurden mögliche Lösungen für eine bessere Koordination und Struktur erarbeitet.

 

Einblick auch in die Industrieseite

Darüber hinaus erhielten die Studierenden einen Einblick in die Sicht eines Gesundheitstechnologieanbieters, der auf verschiedenen Ebenen der Gesundheitsversorgung Lösungen anbietet: die Firma Philips Healthcare. Während eines gemeinsamen IT-Tages im Health Innovation Port in Hamburg wurden die aktuellen Herausforderungen, aber auch die Chancen und Möglichkeiten im eHealth-Business diskutiert.

 

Der Hersteller eines breiten und etablierten Medizintechnik-Portfolios wie Röntgengeräte, Computer- und Magnetresonanztomographie, Ultraschall oder auch Patientenmonitoring, ist auch Anbieter von Expertensystemen wie einem Bildarchiv (PACS), eines Patientendatenmanagement-Systems (PDMS). Damit verfügt er über ein tiefes Prozesswissen aus den verschiedenen Implementierungs- und Integrationsprojekten. Seit einigen Jahren ergänzt Philips diese Kompetenzen um eine Interoperabilitätsplattform und Software für die Patienteneinbindung auch außerhalb des Krankenhauses. Somit können umfassende Lösungen entlang der Patientenversorgung angeboten und die Krankenhäuser bei ihrer digitalen Transformation optimal unterstützt werden.

 

Da viele der Studierenden schon über Praxiserfahrungen im Gesundheitssystem verfügen, ergaben sich bei der Diskussion über die Implikationen dieses Ansatzes spannende Erkenntnisse. Als Fokusthemen wurden das PDMS und das Patientenportal behandelt, da diese als voll förderfähige Lösungen im Rahmen des Krankenhaus-Zukunftsgesetzes (KHZG) aktuell an besonderer Bedeutung gewonnen haben. Abgerundet wurde der gemeinsame Tag durch eine Besichtigung des „Health Innovation Port“ (HIP), in dem sich Startups auf dem Unternehmens-Campus ansiedeln und in eine Kooperation mit Philips und verschiedenen anderen etablierten Partnern treten können. Der Austausch von Ideen und Sichtweisen war für beide Seiten spannend und motivierend!

 

Design Thinking zum Anfassen

Ein anderes Beispiel für die Ausbildung von Digital Health Managern im Wechselspiel von Praxis und Wissenschaft ist das Modul “eHealth: patient oriented applications”. Hier wurde unter Rückgriff auf Design Thinking Methoden Problemstellungen aus der Praxis identifiziert und im Rahmen einer Anforderungsanalyse spezifiziert. Hierauf aufbauend wurde eine Marktrecherche durchgeführt, die auch einen Besuch der DMEA als Exkursion des Studiengangs umfasste. Nachdem geeignete digitale Anwendungen als potenzielle Lösungen identifiziert wurden, erfolgte eine systematische Literaturrecherche. Hierbei wurde überprüft, inwiefern es tatsächlich gesicherte Evidenz für die anvisierten Effekte der digitalen Anwendungen gibt, d.h. inwiefern führt Einsatz tatsächlich zu den erhofften Outcomes wie bspw. eine Verbesserung physischer und psychischer Parameter oder zu einer Erhöhung der Patientenzentriertheit? Schließlich wurden auf Basis der recherchierten Informationen Implementierungskonzepte entwickelt, in denen wiederrum allgemeine Theorien (z.B. UTAUT) und Assessment Tools wie NASSS-CAT-D berücksichtigt wurden. Damit schließlich wieder ein Bogen in die Praxis geschlagen werden konnte, wurden die Arbeiten schließlich im Health Innovation Port von Phillips in Hamburg vorgestellt und kritisch diskutiert. 

 

Autoren:

Raik Siebenhüner

DHBW Stuttgart, ZEQ AG

 

Jan-David Liebe

Hochschule Osnabrück, Medical School Hamburg, inngo GmbH