E-HEALTH-COM ist das unabhängige Fachmagazin für Gesundheitstelematik, vernetzte Medizintechnik , Telemedizin und Health-IT für Deutschland, Österreich und die Schweiz.
Mehr

Für das ePaper anmelden

Geben Sie Ihren Benutzernamen und Ihr Passwort ein, um sich an der Website anzumelden

Anmelden

Passwort vergessen?

Medizin |

Neue DiGA für Blase und Schlaf

Trotz GKV-Kritik: Der DiGA-Sektor bleibt lebendig. Eine neue schlafbezogene DiGA wurde im DiGA-Verzeichnis gelistet. Und eine App für die überaktive Blase läuft sich warm.

Bild: © aidhere GmbH

Das Hamburger eHealth Unternehmen aidhere und das Pharmaunternehmen Apogepha untersuchen in einer klinischen Studie eine neue App namens kontina, die zur Behandlung bei überaktiver Blase (OAB) eingesetzt werden kann. Sie soll Symptomatik und Lebensqualität verbessern. Ziel der Studie ist es, die Voraussetzung für eine Aufnahme in das DiGA-Verzeichnis des BfArM zu schaffen. Apogepha vertreibt u.a. das bei OAB eingesetzte Spasmolytikum Mictonorm.

 

Verhaltensänderungen sollen unterstützt werden

Die übliche Erstlinientherapie bei der OAB sind verschiedene Varianten der Verhaltensänderung. Dabei gibt es bisher aber nur wenig Unterstützung für die Patienten. Die App kontina will das ändern: “Eine digitale Therapie wie kontina kann die Nutzer:innen Schritt für Schritt nach ihrem persönlichen Bedarf begleiten und damit alltagsnah Verhaltensänderungen anleiten”, sagt Dr. Tobias Lorenz, Mitgründer von aidhere. “Das ist ein echter Mehrwert, den DiGA in der Versorgung leisten können.”

 

Die OAB betrifft deutschlandweit etwa 8 Millionen Menschen. Im Rahmen der Studie wird die Wirksamkeit einer dreimonatigen Therapie bei 200 Patient:innen in einer Interventions- und einer Kontrollgruppe miteinander verglichen. Patient:innen der Kontrollgruppe erhalten hauptsächlich Informationen zur eigenständigen Verhaltensänderung und bilden damit die Versorgungsrealität ab. Nach Ablauf der ersten drei Monate findet eine weitere Beobachtung statt, um Rückschlüsse auf langfristige Verhaltensänderungen ziehen zu können.

 

Neue Schlaf-App adressiert auch organische Insomnie

Schon einen Schritt weiter ist die App HelloBetter Schlafen, die jetzt zur einjährigen Erprobung im DiGA-Verzeichnis gelistet wurde. Die App wurde für die Indikationen nicht-organische Insomnie (F51.0) und zusätzlich auch organische Insomnie (G47.0) gelistet und ist damit die erste DiGA, die auch für Patient:innen mit organischer Insomnie zur Verfügung steht.

 

Studienseitige wurde schon einiges an Vorarbeit geleistet: Immerhin vier randomisiert-kontrollierte klinische Studien liegen nach Herstellerangaben vor. HelloBetter Schlafen sei aktuell eine der effektivsten Optionen, eine Insomnie leitliniengerecht und für die Patient:innen niederschwellig zu behandeln, sagte HelloBetter Gründerin Dr. Hanne Horvath. Die App basierte wie viele aktuelle DIGA auf der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT), die der nicht-medikamentöse Goldstandard ist, aber bisher kaum in Anspruch genommen wird: „‘HelloBetter Schlafen’ verschafft einem Großteil der Betroffenen den dringend benötigten Zugang zur KVT bei Insomnie“, so Prof. Dr. Dieter Riemann vom Universitätsklinikum Freiburg. „Im Zusammenspiel mit einer ressourcenschonenden Differentialdiagnostik bildet die DiGA einen wichtigen Baustein zur Behandlung von Insomnien - leitlinienbasiert, durch klinische Studien gut erforscht und von Psychologen begleitet.”

 

Innerhalb von zwölf Wochen führt die App die Betroffenen durch acht Kurseinheiten und sechs Zusatzeinheiten. Dabei werden fortlaufend Faktoren wie die Schlafeffizienz und das Schlafverhalten berücksichtigt. Die Teilnehmenden können ihren Verlauf beobachten, Zusammenhänge erkennen und Änderungen vornehmen. Speziell geschulte Psycholog:innen geben persönliches, schriftliches Feedback nach jeder abgeschlossenen Kurseinheit. Zudem können Entspannungsübungen und Problemlösestrategien erlernt werden. HelloBetter Schlafen kann als eigenständige Therapieoption oder begleitend zu anderen Therapieformen eingesetzt werden, ob als Wartezeitüberbrückung oder in der Nachsorge als Rückfallprophylaxe. Verordnet werden kann die DiGA sowohl im ambulanten Setting als auch stationär im Rahmen des Entlassmanagements.