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Neuer EPatientSurvey: Moratorium is’ nicht – Patient:innen digitalisieren ihre Gesundheitsversorgung jetzt selbst.

Die jüngeren, urbanen Versicherten machen es vor, andere werden bald nachfolgen. Wenn Ärzt:innen und Apotheker:innen jetzt nicht nachziehen, werden sie zu den Restversorger:innen der Nation.

Der Digitalisierungszug nimmt Fahrt auf. Und die Bürger:innen sitzen dabei im Cockpit. Auf diese einfache Formel bringt Dr. Alexander Schachinger, die Ergebnisse des EPatient-Surveys II/2021. Die Fakten: Die Nachfrage nach Online-Sprechstunden steigt weiter von 11 auf 14 Prozent, 15 von 100 Bürger:innen scannen ihre Rezepte und schicken sie in fast der Hälfte aller Fälle an Online-Apotheken. Und auch die Nutzung von Online-Kursen zu den Gesundheitsthemen Ernährung, Bewegung und Achtsamkeit sind von 18% auf inzwischen 29 % der Befragten unerwartet stark gestiegen, so die größte unabhängige Umfrage zum Thema E-Health in Deutschland.


Mit der Digitalisierung vollzieht sich ein Paradigmenwechsel im Gesundheitssystem. Der eigene Arzt, die Apotheke vor Ort ist nicht mehr der primäre Ansprechpartner. Rund die Hälfte der ärztlichen Online-Konsultationen wird, so Schachinger, nicht vom eigenen Arzt durchgeführt, sondern von einem dem Ratsuchenden fremden Arzt neuer Marktanbieter. Fast jedes zweite, eingescannte Rezept geht an eine Versandapotheke. Und auch bei der sprunghaft gestiegenen Nutzung von Gesundheits-Apps haben sich die Bürger:innen nicht vorher mit ihrem Arzt verständigt. Sie entscheiden das selbst oder nehmen
Angebote ihrer Arbeitgeber oder Versicherungen in Anspruch.


Junge urbane Milieus gehen voran. Und entziehen damit dem traditionellen Gesundheitssystem Ressourcen.
Am Beispiel der Online-Arztsprechstunde: Eher gebildete städtische Milieus, überwiegend unter 50 Jahre und eher gesund, nutzen den Online-Arzt inzwischen intensiver; - und verabschieden sich damit aus den klassischen Empfehlungsstrukturen des Gesundheitssystems. Der gleiche Nutzertrend scheint sich beim Rezepte Scannen abzuzeichnen. Die überwiegend jungen, gesunden Milieus nutzen die neue Onlinefreiheit,
keine lange Suche nach einem Arzttermin, keine lästigen Wartezeiten zur Terminvereinbarung und keine vertane Zeit im Wartezimmer. Sie wachsen in eine Gesundheitswelt, in der Marken und nicht Personen Vertrauen generieren. Der Online-Trend im Gesundheitsbereich wird sich, so eHealth-Forscher Schachinger, analog der Entwicklung in anderen Wirtschaftsbereichen weiter beschleunigen. Mit 3178 repräsentativ ausgewählten Befragten kann die seit 11 Jahren (!) regelmäßig, inzwischen halbjährlich durchgeführte Studie inzwischen auch milieubasiertes Nutzerverhalten für 13 marktrelevante E-Health-Anwendungen analysieren.

Krankenkassen zeigen, wie es geht!
Dass das etablierte Gesundheitswesen nicht Verlierer sein muss, zeigt das Beispiel Krankenkassen. Mit 31% sind GKV/PKVen Platz 1 der Empfehlungsgeber, vor Arzt und eigener Online-Suche für indikationsbezogene Online-Gesundheitskurse.


Überlassen Arzt und Apotheker dem Internet das Medikamenten-Management?
Digitale Versorgungsszenarien sind strategisch bisher unterschätzte Größen: Denn auch bei den Apps, welche die Einnahme, Therapietreue sowie Folgebestellungen für Medikamente anbieten ist die Eigenrecherche der Patient:innen der Beschaffungskanal No. 1 - dreimal stärker ausgeprägt als der Empfehlungskanal Arzt. Ist das ein digitales Therapieversagen der Leistungserbringer, welche die digitale Wirklichkeit bisher erfolgreich ausblenden?


Ein Digitalisierungsmoratorium steuert Ärzt:innen und Apotheker:innen ins Abseits
Vor dem Hintergrund der ärztlichen Forderung nach einem Digitalisierungsmoratorium warnt der digitale Gesundheitsforscher Dr. Alexander Schachinger “Moratorium is`nich’.” Eine wachsende Zahl von Versicherten, derzeit ca. 5-7 Mio. E-Health-Nutzer:innen, sucht sich ihre medizinischen Versorgungsangebote selbst zusammen. Und über kurz oder lang werden die anderen Bevölkerungsgruppen nachziehen. Die organisierte Ärzte- und Apothekerschaft droht zu den gesundheitlichen Restversorgern der Nation zu werden.


Netflix und Prime Video haben das im TV-Markt vorgemacht. Im TV-Markt graben Netflix und Prime Video den auf Werbeeinnahmen angewiesenen TV-Sendern die werberelevante Zielgruppe langsam aber unumkehrbar ab. Sie verlieren jedes Jahr relevante Marktanteile. Derselbe Plattformeffekt greift jetzt auch im Gesundheitsmarkt, die Burgmauern des SGB V halten nicht mehr.


Die wachsende E-Health-Affinität in allen Nutzergruppen erlaubt erstmals eine soziodemographische Differenzierung von Nutzermilieus
Während bisher aufgrund der geringen Online-Nutzung nur pauschale Aussagen zu einzelnen Anwendungen möglich waren, können ab sofort differenzierte Nutzermilieus beschrieben und in Einzelanalysen für verschiedene Anwendungen und Akteure differenziert werden. Der EPatient Survey der EPatient Analytics GmbH bereitet für Unternehmen auf dem Gesundheitsmarkt diese Detailanalysen seit 2010 strategierelevant auf.

Zum EPatient Survey
Der Datensatz bietet repräsentative Zielgruppendaten zum digitalen Patient und EHealth-Konsument in Deutschland. 2x/Jahr werden 3000 Bürger:innen und Patient:innen zu ihrer Nutzung von digitalen Gesundheits- und Medizinanwendungen quotiert an die deutsche Bevölkerungsstruktur befragt. Die Datenbasis erlaubt genaue Zielgruppen- und Benchmarkanalysen sowie Markttrends auf Anfrage: Apps vom Arzt, Online-Konsultationen, Werbekanäle, Krankheiten, Kassenzugehörigkeit, Zahlungsbereitschaft, Verbreitungstrends, Regionalität, soziodemografische Zusammensetzung und vieles mehr. Hersteller, Kostenträger und weitere Unternehmenssegmente nutzen dieses Zielgruppenwissen für eine faktenbasierte EHealth-Strategie. Datensatzstruktur und Analysemöglichkeiten unter: epatient-analytics.com.

 

Quelle: EPatient Analytics